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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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übrig bleibt. Wie lange dauert unsere Pause noch?« Dexter warf einen Blick auf seine Uhr: »Zehn Minuten.«
    Der Keyboardspieler sah erst den Schlagzeuger, dann den Gitarristen an: »Was meint ihr? Essen fassen?«
    »Essen fassen«, verkündeten die beiden anderen unisono. Der Keyboarder fragte: »Bist du dabei, Dexter?«
    »Nö. Aber ihr könnt mir ein bisschen Brot aufheben oder so etwas.«
    »Wird gemacht, Gandhi«, sagte Ringo. Belustigtes Schnauben. »Wir sehen uns drinnen.«
    Der Gitarrist schmiss seine Kippe weg, Ringo warf seine Wasserflasche Richtung Müllcontainer   – daneben!   – und sie zogen ab. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss.
    Ich blieb, wo ich war, und beobachtete ihn. Ich wusste, dass ausnahmsweise ich ihn sah, bevor er mich bemerkte. Er rauchte nicht, sondern hockte mit dem Rücken an die Wand gelehnt da und trommelte leicht mit den Fingern. Ich war schon immer auf die Dunkelhaarigen abgefahren. Aus dieser Entfernung und bei der spär lichen Beleuchtung sah sein Anzug gar nicht mehr so unmöglich aus. Er selbst übrigens auch nicht. Im Gegenteil, er sah eigentlich gar nicht schlecht aus. Und groß. Groß war gut.
    Ich richtete mich auf, stieß mich von der Wand ab und strich mir das Haar zurück. Okay, er war nervig. Und wie er mich gegen die Wand geschubst hatte   ... ät zend . Aber da waren wir nun mal. Warum sollte ich also nicht zu ihm rüberstiefeln? Und sei es nur, um ihn ein bisschen zu ärgern.
    Ich wollte gerade um die Müllcontainer herumgehen, so dass er mich bemerkt hätte, da öffnete sich die Tür erneut und zwei Mädchen   – Töchter irgendeines der zahlreichen Cousins von Don   – kamen auf den Hof. Sie waren ein paar Jahre jünger als ich und stammten aus Ohio.
    »Ich hab dir doch gesagt, er ist hier draußen«, sagte die Blonde und Jüngere zur anderen, worauf beide loskicherten. Die Ältere blieb ein wenig zurück, die Handan der Tür, doch ihre Schwester lief schnurstracks auf Dexter zu und hockte sich neben ihn. »Wir haben dich gesucht.«
    »Wirklich.« Dexter lächelte höflich. »Tja, hallo.«
    »Selber hallo«, sagte Blondie. Wie witzig. Ich verzog im Dunkeln das Gesicht. »Hast du mal eine Zigarette?«
    Dexter klopfte auf seine Taschen. »Sorry, bin Nichtraucher.«
    »Ist nicht wahr«, sagte Blondie und stupste gegen sein Bein. »Ich dachte, jeder, der in einer Band spielt, raucht.«
    Das ältere Mädchen, das immer noch an der Tür stand, warf einen nervösen Blick über ihre Schulter.
    »Ich rauche«, verkündete Blondie. »Aber meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie es wüsste.«
    »Mmh«, machte Dexter, als wäre das eine höchst interessante Mitteilung.
    »Hast du eine feste Freundin?«, fragte Blondie übergangslos.
    »Meghan!«, zischte ihre Schwester peinlich berührt. »Was soll das?«
    »Ist doch bloß eine Frage.« Meghan rutschte ein wenig näher an Dexter heran. »Man wird ja wohl noch fragen dürfen.«
    »Tja«, antwortete Dexter, »im Prinzip   ...«
    Bei diesen Worten drehte ich mich um und ging denselben Weg zurück, den ich gekommen war. Ich war stocksauer auf mich selbst. Beinahe hätte ich etwas wirklich Bescheuertes getan   – weit unter meinem Niveau, das ohnehin schon auf der untersten, grottigsten Stufe angekommen war, man denke bloß an Jonathan. So hatte ich früher mal getickt, aber das war vorbei, endgültig.Mein altes Ich hatte nur für den Moment, die nächste Sekunde, die nächste Stunde gelebt; es wollte nichts weiter, als dass ein Junge mich für eine Nacht begehrte, und mehr nicht. Aber ich hatte mich geändert. So wie ich mit dem Rauchen   – abgesehen von dem einen Ausrutscher   – und dem Trinken   – meistens jedenfalls   – aufgehört hatte, so auch damit. Ich schlief nicht mehr wahllos mit einem Kerl nach dem nächsten; das war vorbei, daran hielt ich mich. Ausnahmslos. Bisher. Bis ich plötz lich bereit gewesen war, sogar diesen Vorsatz zu brechen oder zumindest infrage zu stellen. Bis ich einen Augenblick lang fast weich geworden wäre. Und wofür? Für einen Möchtegern-Sinatra, der sich ohne mit der Wimper zu zucken auf Meghan aus Ohio einließ. O Gott!
    Wieder im Saal. Die Torte befand sich inzwischen mitten auf der Tanzfläche. Daneben posierten meine Mutter und Don im Blitzlichtgewitter. Der Fotograf sprang um die beiden herum, während sie gemeinsam das große Tortenmesser hielten, gemeinsam die Torte anschnitten. Ich stand am Rand, hinter den Hochzeitsgästen, und sah zu, wie Don meine

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