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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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schwungvoll nach hinten, fast bis auf den Boden. Ich rechnete fest damit, dass mein Kleid jeden Moment an der Taille aufplatzen würde. Aber im nächsten Augenblick riss Don mich schon wieder hoch, und zwar so ruckartig, dass mir der Kopf sauste. »Ich tanze schrecklich gerne«, brüllte Don, als er mich am ausgestreckten Arm wieder nach außen wirbelte. »Ich komme nur viel zu selten dazu!«
    »Das kann ich mir gar nicht vorstellen«, murmelte ich. Endlich neigte der Song sich seinem Ende zu.
    »Was hast du gesagt?« Er hielt die Hand ans Ohr, um mich besser zu hören.
    »Ich sagte, dass du dich echt gut bewegen kannst.«
    Lachend wischte er sich den Schweiß vom Gesicht. »Du auch.« Der Song endete in lautem Beckengerassel. »Du auch.«
    Während die Meute applaudierte, nutzte ich die Gelegenheit zur Flucht und drängelte mich durchs Gewühl Richtung Bar. Dort stand mein Bruder, ausnahmsweise solo, und knabberte an einem Stück Brot.
    »Was war das denn?«, fragte er mich belustigt. »Sah aus wie ein exotisches Stammesritual.«
    »Halt die Klappe«, antwortete ich.
    »Und jetzt, verehrte Gäste«, verkündete Dexter auf der Bühne, während das Licht gedämpft wurde, »spielen wir etwas Langsameres, das euch hoffentlich genauso gut gefällt.«
    Die einleitenden Takte von
Our Love Is Here To Stay
erklangen. Alle, die sich während der schnellen Nummernnicht auf die Tanzfläche getraut hatten, standen allmählich auf und zogen pärchenweise los. Neben mir tauchte wie aus dem Nichts Jennifer Anne auf. Sie roch nach Flüssigseife und legte ihre Hand auf Chris’ Hand, wobei sie ihm gekonnt das Stück Brot entwand.
    »Kommst du?« Sie platzierte den Brotrest unauffällig auf der nächstbesten Abstellfläche. Egal, wie ich persönlich zu ihr stehen mochte   – ihre Technik war einfach bewundernswert. Dieses Mädchen ließ sich durch nichts, aber auch gar nichts von dem abhalten, was sie wollte. »Ich möchte tanzen.«
    »Klar«, meinte Chris folgsam und wischte sich den Mund ab, bevor er hinter ihr herdackelte. Während die beiden die Tanzfläche betraten, drehte er sich allerdings noch einmal zu mir um: »Alles klar bei dir?«
    Ich nickte. »Alles klar.« Mit der langsameren Musik war es auch im Saal ruhiger geworden; die Leute sprachen gedämpfter, während sie eng aneinander geschmiegt tanzten. Dexter sang tapfer vor sich hin, wäh rend der Keyboardspieler gelangweilt auf seine Uhr guckte. Ich konnte es ihm nachfühlen.
    Was finden Menschen eigentlich so toll daran, sich bei langsamer Musik zu umschlingen, als hätten sie Fangarme? Schon früher, auf meinen allerersten Partys, hatte ich es gehasst, wenn die langsamen Stücke aufgelegt wurden, was jedem Deppen erlaubte, sein schwitzendes Selbst an mich zu pressen. Wenn man schnell tanzt, sitzt man nicht so in der Falle, ist nicht gezwungen sich mit einem völlig Fremden im Takt zu wiegen; mit irgendeinem Idioten, der glaubt, er könnte einem an den Hintern oder sonstwohin fassen, nur weil man zufällig in Reichweite ist. Was für ein abartiger Schwachsinn.
    Und so verlogen. Man nennt es Tanzen, aber eigentlich geht es dabei ausschließlich um die Gelegenheit, denjenigen anzufassen, den man anfassen will. Oder andersrum: Man wird gezwungen jemanden zu berühren, jemandem nah zu sein, den man am liebsten in die Wüste schicken würde. Okay, okay, mein Bruder und Jennifer Anne sahen vor lauter Verliebtsein ganz verzückt aus. Und ja, zugegeben, der Text des Liedes war hübsch und romantisch. Ich meine, nichts gegen das Lied oder sonst irgendwas. Es war nur einfach nicht mein Ding, basta.
    Ich schnappte mir ein Glas Champagner von einem vorbeischwebenden Tablett, nahm einen Schluck und spürte die Champagnerperlen bis hoch in meine Nase. Es kribbelte so stark, dass ich einen Hustenanfall unterdrücken musste. In dem Moment merkte ich, wie sich jemand neben mich stellte. Es war eine Frau, die für Don arbeitete   – Marty oder Patty oder so, irgendein Name mit T in der Mitte. Sie hatte zu viel Parfum aufgelegt, eine Dauerwellenmähne, deren Pony ihr bis über die Augen fiel, und sie lächelte mich etwas kläglich an.
    »Ich liebe dieses Lied.« Mit melancholischer Miene nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas. »Du auch?«
    »Ist okay«, antwortete ich gleichgültig. Dexter hielt das Mikrofon näher an den Mund und schloss die Augen.
    »Die beiden sehen so glücklich aus«, fuhr sie fort. Ich folgte ihrem Blick: Meine Mutter und Don amüsierten sich prächtig, während

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