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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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verpasst hätte   – das wäre was anderes gewesen. Aber es war aus Versehen passiert. Ich hatte ihn ja gar nicht richtig getroffen.
    »Soll ich die Polizei rufen?«, fragte Adrian.
    Mir war auf einmal so heiß, dass mein T-Shirt klatschnass am Rücken klebte. Der Raum schwankte um mich her, jedenfalls ein bisschen. Ich schloss die Augen.
    »Oh, Mann«, sagte plötzlich jemand neben mir; eine Hand schloss sich um meine und drückte sie leicht. »Da bist du ja! Ich bin doch nur eine Viertelstunde zu spät dran, Liebling. Deswegen musst du nicht gleich rumpö beln .«
    Ich öffnete die Augen. Dexter stand neben mir. Hielt meine Hand. Normalerweise hätte ich sie sofort weggezogen; aber nach allem, was gerade passiert war, ließ ich es lieber sein.
    »Du hältst dich besser raus«, sagte Adrian zu Dexter.
    »Es ist aber meine Schuld«, antwortete Dexter, wie immer spontan und unbekümmert, als wären wir ein paar Freunde, die sich gerade zufällig an einer Straßenecke getroffen hatten. »Wirklich. Ich bin zu spät gekommen und dann kriegt meine Kleine immer sofort schlechte Laune.«
    »Verschon mich!«, sagte ich halblaut.
    »Deine Kleine?«, wiederholte Sherman.
    »Sie hat ihm eine verpasst«, sagte Adrian zu Dexter. »Ich muss vielleicht die Bullen holen.«
    Dexter sah erst mich, dann Sherman an: »Sie hat dich verprügelt?«
    Aber Sherman schien sich dessen plötzlich nicht mehr so sicher zu sein. Er zerrte an seinem Kragen und sah sich hektisch um. »Tja, nun, nicht wirklich.«
    »Hast du ihn tatsächlich geschlagen, Liebling?« Dexter sah mich an. »Aber sie ist doch nur eine halbe Portion«, verkündete er in die Runde.
    »Pass auf, was du sagst«, sagte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Willst du etwa verhaftet werden?«, erwiderte er, ebenso leise. Und fügte wieder laut hinzu: »Ich meine, ich habe schon oft erlebt, wie sie sauer geworden ist. Aber jemanden verprügeln? Meine kleine Remy? Sie bringt es nicht mal auf neunzig Pfund Lebendgewicht.«
    »Entweder rufe ich jetzt die Bullen oder ich lasse es sein«, meinte Adrian. »Auf jeden Fall muss ich wieder an die Tür.«
    »Vergiss es«, sagte Sherman zu ihm. »Ich bin weg.« Er wandte sich ab, aber ich sah noch, dass sein Auge tatsächlich zuschwoll. Was für ein Schlappschwanz.
    »Du!« Adrian deutete mit dem Finger auf mich. »Ab nach Hause. Sofort.«
    »Wird gemacht«, erwiderte Dexter. »Und vielen Dank, dass du das Ganze so professionell geregelt hast.«
    Wir ließen Adrian in Ruhe darüber nachdenken, ob er gerade beleidigt worden war oder nicht, und gingen. Kaum waren wir draußen, entriss ich Dexter meine Hand und lief die Stufen hinunter, zur Telefonzelle.
    »Wie, kein Dankeschön?«, fragte er.
    »Ich kann gut selbst auf mich aufpassen«, entgegnete ich. »Bin kein schwaches Frauchen, das gerettet werden muss.«
    »Natürlich nicht. Du bist nur gerade beinahe verhaftet worden, weil du dich rumgeprügelt hast.«
    Ich lief einfach weiter.
    Er überholte mich und ging nun rückwärts vor mir her, so dass ich gar keine andere Wahl hatte, als ihn anzusehen. »Außerdem habe ich dir gerade den Arsch gerettet. Also könntest du, meine liebe Remy, ruhig ein bisschen dankbarer sein. Bist du betrunken?«
    »Nein«, fauchte ich, obwohl ich   – glaube ich   – tatsächlich gerade über etwas gestolpert war. Aber vielleicht auch nicht. Egal. »Mir geht’s bestens. Ich will bloß telefonieren, damit ich abgeholt werde, okay? Ich hatte einen echt beschissenen Abend.«
    Er drehte sich so, dass er neben mir herlief, und stopfte die Hände in die Taschen. »Wirklich?«
    »Ja.«
    Wir standen mittlerweile vor der Telefonzelle. Ich fischte in meinen Taschen herum: kein Kleingeld. Und plötzlich überfiel mich alles auf einmal: der Streit mit Chris, der Krach in der Kneipe, mein eigener, jämmer licher Part darin und   – obendrauf   – sämtliche Drinks, die ich in den letzten paar Stunden in mich reingeschüttet hatte. Ich hatte Kopfschmerzen, höllischen Durst und steckte fest; es ging keinen Schritt weiter, weder vor noch zurück. Ich schloss die Augen, atmete tief durch, versuchte mich zusammenzureißen.
    Bloß nicht heulen, befahl ich mir selbst. Das bist nicht du. Jedenfalls nicht mehr. Atme.
    Aber es funktionierte nicht. Heute Nacht funktionierte gar nichts mehr.
    »Komm schon«, sagte er ruhig. »Was ist los? Erzähl’s mir.«
    »Nein.« Ich schniefte und hasste den Klang meiner Stimme. So schwach. »Hau ab.«
    »Remy«, wiederholte er, »erzähl’s

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