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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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meine Mutter so leidenschaftlich gerne isst; schon bei dem Geruch muss ich fast kotzen.
    Natürlich waren wir nicht eingeladen   – viel zu jung. Und einfach so bei Alberts Party aufzuschlagen trauten wir uns nicht. Also setzten wir uns mit unseren aufgepeppten Cokes und heimlich organisierten Zigaretten, die wir Chloes Großmutter geklaut hatten (Mentholzigaretten   – noch etwas, wodurch mir bis zum heutigen Tag sofort schlecht wird, wenn ich es nur rieche), bei Lissa auf die hintere Veranda. Irgendein Typ, der schon ziemlich viel getrunken hatte und entsprechend lallte, winkte, wir sollten rüberkommen. Nach einer kurzenDiskussion im Flüsterton, bei der Lissa meinte, wir könnten das nicht machen, von mir und Chloe allerdings überstimmt wurde, gingen wir ins Nachbarhaus.
    Es war das erste Mal, dass ich wirklich besoffen war. Der Abend hatte wegen des Amarettos ohnehin schon mehr als übel angefangen. Und eine Stunde später ertappte ich mich dabei, dass ich mich an Stühlen festhalten musste, um Alberts Wohnzimmer zu durchqueren. Alles drehte sich. Lissa, Chloe und Jess saßen mit irgendeinem älteren Mädchen auf dem Sofa; sie brachte ihnen bei, wie man Münzenschnippen spielt. Die Musik war ziemlich laut, im Flur hatte jemand eine blaue Vase zerdeppert. Die Scherben lagen überall auf dem blassgrünen Teppichboden verstreut. Ich weiß noch, dass ich   – wie durch einen Nebel   – dachte, es sähe aus wie abgeschliffenes Glas, das vom Meer an den Strand gespült worden war.
    Er war einer von Alberts Freunden, ein superbeliebter Typ aus der Abschlussklasse, mit dem ich auf der Treppe buchstäblich zusammenstieß. Er hatte schon den ganzen Abend über mit mir geflirtet und mich auf seinen Schoß gezogen, als wir idiotische Partyspielchen spielten. Ich fühlte mich toll und kam mir viel reifer vor als meine Klassenkameradinnen. Als er meinte, wir sollten uns irgendwohin zurückziehen, wo wir allein wären, um uns da weiter zu unterhalten, wusste ich genau, wohin wir gingen und warum. Schon damals war das alles kein Neuland für mich.
    Wir betraten Alberts stockdunkles Zimmer und fingen an uns zu küssen, noch bevor er den Lichtschalter ertastet hatte. Als das Licht anging, nahm ich gerade noch so eben ein Pink-Floyd-Poster, einen Stapel CDsund Elle McPherson an der Wand über dem Wort DEZEMBER wahr; da schob er mich auch schon vor sich her und warf mich aufs Bett. Es ging alles rasend schnell.
    Bis dahin hatte ich es in solchen Situationen immer geschafft, die Kontrolle zu behalten. Und war stolz drauf. Ich wusste, wie man das Tempo drosselte, kannte die kleinen Tricks: das sanfte Wegschieben, das beiläufi ge Sich-Entziehen   ... Aber bei dem Kerl funktionierte das einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich eine Hand wegschob, tauchte an einer anderen Stelle meines Körpers die andere auf. Außerdem kam es mir plötzlich so vor, als wäre meine Kraft durch die Zehen versickert. Dass ich betrunken war, half natürlich auch nicht gerade; mein Gleichgewichtsgefühl war völlig durcheinander geraten, meine gewohnte Souveränität dahin. Dabei hatte es sich eine Zeit lang so gut angefühlt mit ihm.
    Wenn ich überhaupt mal so weit zurückdenke, überkommt mich das, was von da ab geschah, wie in Sprüngen. Lauter Details, die irre klar sind   – wie rasend schnell es ging, wie ich abwechselnd mitkriegte, was passierte, und dann wieder gar nichts. Sekundenlanges Aufblitzen von Erinnerung, gefolgt von totalem Filmriss. Er lag auf mir, alles drehte sich, alles, was ich noch fühlte, war sein Gewicht, das mich schwer nach hinten drückte, immer weiter, immer tiefer, bis ich mir vorkam wie Alice, als sie plötzlich ins Kaninchenloch gesogen wird. So hatte ich mir mein erstes Mal nicht vorgestellt.
    Als es vorbei war, behauptete ich, mir sei schlecht, raste ins Bad und schloss die Tür ab. Meine Hände zitterten dermaßen, dass ich kaum die simpelsten Dinge tun konnte. Ich hielt mich mit beiden Händen am Waschbecken fest und keuchte; mein eigener Atemhallte mir um ein Vielfaches verstärkt aus dem Becken entgegen, bis mir die Ohren dröhnten. Als ich den Kopf wieder hob und mich im Spiegel betrachtete, sah ich ihr Gesicht. Betrunken. Blass. Leicht zu haben. Und voller Angst, voller Unsicherheit. Dieses Keuchen, während sie meinen Blick erwiderte und sich fragte, was sie da bloß getan hatte.
     
    »Nein.« Der Barkeeper schüttelte den Kopf und stellte resolut einen Kaffeebecher vor mich auf den Tresen. »Für die Lady

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