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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Entschluss. »Mr Gould! Ich bin auf dem Vorderdeck!«
    Schon folgte er dem jungen Matrosen im Laufschritt. »Was hat das zu bedeuten, Mr Barthe?«, rief er, sowie er das Vorderdeck erreichte.
    Keine dreißig Yards entfernt voraus konnte Hayden das Beiboot ausmachen. Die Männer pullten, als flüchteten sie vor dem Kanonenfeuer – dabei gerieten sie jeden Augenblick in das Feuer der feindlichen Fregatte. Hayden lehnte sich über das Schanzkleid, halb verdeckt im Pulverdampf, und bedeutete Ransome mit wilden Gesten, sich von der Themis fernzuhalten. Als Ransome seinen Kommandanten erspähte, sprang er auf und zeigte wie wild in Richtung Küste. Haydens Blick schweifte zum französischen Festland. Aus den Dunstschleiern der frühen Dämmerung tauchten die Konturen von Segeln auf, kurz darauf konnte er den Bugspriet erkennen, der die Schwaden durchbrach.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war Haydens Geist wie leergefegt, doch dann wandte er sich mit Nachdruck an den Master.
    »Segeltrimmer auf Stationen, Mr Barthe!«, schrie er dem Master ins Ohr. »Sobald Mr Ransome an Bord ist, gehen wir Steuerbord in den Wind, nehmen Fahrt auf und halten Kurs Nordwest – hart am Wind bleiben, Mr Barthe. Haben Sie das verstanden?«
    Doch Barthe starrte ihn nur fassungslos an. »Wir suchen das Weite, Sir?«
    »Ja, natürlich, Mr Barthe. Wir haben es mit zwei Sechsunddreißig-Kanonen-Fregatten zu tun, Mr Barthe. Was bleibt uns da anderes übrig? Beeilen Sie sich!«
    Mit einem Mal schien der Master die Situation zu erfassen. »Aye, Sir.« Mit polternden Schritten watschelte er davon und rief nach Mr Franks, um die Trimmer in die Masten zu schicken.
    Jetzt verfluchte sich Hayden dafür, dass er das französische Schiff nicht einfach hatte vorbeiziehen lassen, als er es entdeckt hatte. Ransome hätte es im Beiboot bis nach England geschafft. Andere Seeleute hatten schon weitere Entfernungen zurückgelegt. Wieder fluchte er vernehmlich.
    In diesem Moment tauchte der Leutnant der Seesoldaten neben ihm auf. Er hatte seinen Hut verloren und Pulverspuren im Gesicht, in einer Hand hielt er die Muskete. »Wird der Franzose uns nicht bestreichen, Kapitän?«
    »Wir sind halb verborgen in Pulverqualm und Nebelschleiern. Wenn wir schnell genug sind, haben wir vollgebrasst und das Ruder herumgelegt, ehe die merken, was wir vorhaben.«
    Männer strömten an Deck und eilten an die Brassen, um die Rahen zu verstellen.
    »Beeilung! Schneller, Männer!«, trieb Hayden die Trimmer an, während er den Laufsteg an Backbord nahm.
    Als er das Quarterdeck erreichte, blieb er dicht beim Rudergänger. Obwohl Hayden sah, dass die Crew so schnell arbeitete, wie die Handgriffe es zuließen, und die Wanten hinaufeilte, befürchtete er, dass die Themis im frühen Tageslicht zu sehen sein würde. Wenn ihnen jetzt keine Zeit mehr bliebe, das Ruder herumzulegen?
    Ransome setzte sich derweil über die ursprüngliche Anweisung seines Kommandanten hinweg, schien den französischen Geschützmannschaften zu trotzen und brachte das Beiboot längsseits. Ein Manöver wider den gesunden Menschenverstand, dachte Hayden. Schon kletterten die Matrosen die Jakobsleiter hinauf. Doch gleich der erste Mann, der die Reling überwand, taumelte rückwärts und sackte gegen den Hintermann, ehe er zu Boden fiel, in die Brust getroffen von einer Musketenkugel. Rasch brachten ihn die Kameraden unter Deck zum Doktor.
    Sofort eilte Ransome zum Quarterdeck und gab Befehle, das Beiboot sich selbst zu überlassen. Außer Atem tippte er an seinen Hut und begann: »Bitte um Entschuldigung, Kapitän, für die Missachtung Ihres Befehls, aber wir wollten Sie warnen, Sir – vor der Fregatte.«
    Hayden nickte. »Ja. Ich verstehe jetzt, was Ihre Absicht war. Aber wir müssen nun so schnell wie möglich fort von hier, Mr Ransome, wenn wir unser Schiff noch retten wollen. Wickham und Archer sind bei den Geschützen. Sie sind der Leutnant der Wache, bis ich Sie von Ihren Pflichten entbinde.«
    »Aye, Sir.«
    Mr Barthes Stimme klang hohl durch den Trichter einer Sprechtrompete. »Bereit, die Segel neu zu brassen, Kapitän.«
    »Backbord das Ruder!«, befahl Hayden den beiden Männern am Steuerrad – es war ein zusätzlicher Mann erforderlich, falls der aktuelle Rudergänger getroffen wurde.
    Die Themis war zum Glück ein wendiges Schiff und sprach gut auf das Ruder an. Doch Hayden machte sich bewusst, dass die zweite Fregatte in Schussweite sein könnte, während die Themis in die Wende ging.
    »Mr Gould.

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