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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sich ein älterer Herr zu Wort. »Meine Liebe, bitte denk an deinen zukünftigen Gemahl …«
    Hayden machte die Augen auf und sah einen Gentleman auf sich zu kommen – gewiss Henriettas Vater.
    »Henrietta?«, meldete sich der Herr ein wenig drängender zu Wort.
    Hayden löste sich von Henrietta und hielt sie so weit von sich, dass er ihr ins Gesicht schauen konnte. »Dein Gemahl? Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich – ich glaubte, du hättest mich betrogen – und Frank – also Mr Beacher – hat um meine Hand angehalten – deinen Brief habe ich erst erhalten, als wir alle glaubten, du seist tot.«
    »Meine arme Henri«, wisperte Hayden. »Was musstest du durchmachen?«
    »Henrietta, wirklich«, beharrte Mr Carthew. »Wir sind ja auch froh, dass Kapitän Hayden noch lebt, aber du hast deine Zuneigung anderweitig verschenkt …« Mr Carthew trat näher, den Blick auf Hayden gerichtet. »Kapitän, meine Tochter hat eine schwere Zeit hinter sich. Ich denke, sie braucht Ruhe und etwas Zeit für sich zum Nachdenken. Komm, Henrietta …« Er warf einen Blick auf Robert. »Kapitän Hertle?«
    Doch Robert, der sonst nie unentschlossen wirkte, zögerte.
    »Könnten Sie mit Ihrem Freund sprechen, Kapitän? Unter vier Augen?«, gab der Hausherr ihm zu verstehen.
    Widerwillig wandte sich Robert an Hayden. »Komm, gehen wir ein wenig nach draußen, Charles.«
    Mr und Mrs Carthew führten ihre Tochter sanft beiseite, während Robert sich zwischen Hayden und die anderen Carthews stellte. Doch Hayden ahnte, dass sein Freund ihn vielmehr von den beiden jungen Gentlemen abschirmen wollte, die neben den Damen standen.
    Henrietta wurde fortgebracht, doch sie schaute sich noch zweimal um und sah so verwirrt aus, dass sie der Sprache nicht mehr mächtig zu sein schien.
    Derweil berührte Robert seinen Freund am Arm und ging mit Hayden zur Haustür.
    »Was ist während meiner Abwesenheit nur geschehen?«, fragte Hayden, als sie in die Abendluft hinaustraten.
    »Warte, Charles, lass mich nur schnell eine Kutsche rufen. Ganz in der Nähe ist eine Schänke.«
    Robert stand neben einem kleinen, wackligen Tisch in Haydens neuer Unterkunft. Als er den Wein in die Gläser füllte, neigte sich der Tisch zu einer Seite, und ein Bein berührte den Boden mit einem Klacken.
    »Elizabeth müsste dir eigentlich berichten, was sich während deiner Abwesenheit zugetragen hat«, begann Robert und stellte die Flasche auf den Tisch, sodass er wieder im Gleichgewicht war. »Ich weiß das alles von ihr, aus zweiter Hand sozusagen. Alles begann wohl mit diesen émigrées – mit dieser Mutter, die behauptete, du habest ihre hübsche Tochter geheiratet. Hast du den Frauen wirklich geholfen, nach England zu kommen?« Er reichte eins der Gläser Hayden.
    »Auf Bitten eines so angesehenen Mannes wir Sir Gilbert Elliot …« Nachdem Hayden sich in Brest gemeinsam mit seinen Offizieren an Bord des Frachtschiffs begeben hatte, war er fest davon ausgegangen, der Albtraum, den er hatte durchleben müssen, sei mit der Ankunft in England endgültig zu Ende. Der Frühling hatte seine Wärme über diesen Winkel der Welt ausgebreitet, und alles würde sich wieder zum Guten wenden. Stattdessen hatte er jetzt das Gefühl, erneut in einen Albtraum gestoßen worden zu sein - aus dem er nicht erwachen konnte.
    »Ich war, wie du, auf See, Charles. Aber ich erfuhr, dass sich diese beiden Frauen so selbstbewusst in London bewegten, eine Heiratsurkunde vorzeigten und ihren ganzen Charme versprühten …«
    »Sie häuften einen Berg Schulden an«, sagte Hayden mit grimmiger Miene, »und zwar in Geschäften, bei denen ich unter normalen Umständen nie Kredit bekommen hätte. Sie brachten meinen Namen in Verruf …«
    »Ja, leider. Die Behauptungen dieser Frauen drangen bald bis zu Henrietta – und zu Elizabeth. Und allenthalben hieß es, die angebliche Mrs Hayden sei eine wahre Schönheit …« Robert sah seinen Freund erwartungsvoll an.
    »Deine letzte Bemerkung entspricht der Wahrheit. Ich glaube, ich habe nie eine schönere Frau gesehen. Übrigens auch Sir Gilbert nicht, wie ich vermute. Ich denke, er hat diese Bitte nur an mich herangetragen, weil er geblendet war von der Schönheit einer Madame Bourdage und ihrer Tochter. Wie ich es bereut habe, diesem Mann diesen Gefallen getan zu haben!«
    »Henrietta hat sich hierher zurückgezogen, nach Box Hill, zu ihrer Familie. Frank Beacher ist ein alter und guter Freund der Carthews und hat Henrietta offensichtlich schon sein ganzes

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