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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Eigentumswohnung und immer genügend Geld in der Tasche.«
    »Ist dir nie der Gedanke gekommen, ihn
zu überprüfen? Du hättest die Mittel dazu gehabt.«
    Julia funkelte mich an. »Ach ja?
Hättest du das etwa getan? Ich habe gehört, dass Hy seine Vergangenheit vor dir
auch geheim gehalten hat.«
    Diese Reaktion kannte ich von ihr — der
plötzliche Wechsel von Angst zu Zorn — , und das machte mich ebenfalls zornig.
Ihre Worte bewiesen, wie wenig Ahnung sie von meiner früheren oder jetzigen
Beziehung zu Hy hatte.
    »Es geht hier nicht um mich. Wann hast
du herausgefunden, dass Johnny Duarte mit Drogen handelte?«
    Julias Augen zuckten hin und her, sie
wirkte wie ein Tier in der Falle. Ich glaubte schon, sie wolle aus dem Büro
stürmen, doch dann sackte sie nach vorn und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Wann, Julia?«
    »In der letzten Februarwoche. Ich kenne
einen Mann vom Rauschgiftdezernat — Tom Leary. Eines Tages sind Johnny und ich
ihm über den Weg gelaufen. Er hat mich mal einkassiert, aber seitdem ich meine
Strafe abgesessen habe, behandelt er mich wie seine kleine Schwester. Doch an
dem Abend war er eiskalt. Und am nächsten Morgen hat er mich angerufen und mir
gesagt, ich hätte mich mit einem Dealer großen Stils eingelassen. Er bestellte
mich ins Gericht, wo ich mir Johnnys ganze Akte ansehen musste. Ich bin
ausgeflippt, hab ihn angerufen und gesagt, dass Schluss ist.«
    »Hast du ihm den Grund gesagt?«
    »Nein, er sollte nicht wissen, dass ich
im Bilde war. Ich sagte, ich hätte eine alte Liebe wiedergetroffen und müsste
mich zwischen ihnen beiden entscheiden. Johnny hat es ganz cool aufgenommen.«
    Ich nickte und trommelte mit den
Fingerspitzen auf den Tisch. Meine nächste Frage würde ihr nicht gefallen, war
aber unvermeidlich.
    »Warum hast du mir nichts davon
gesagt?«
    »Weil es dich nichts angeht!«
    »Was habe ich dir über dein Privatleben
gesagt, als ich dich eingestellt habe?«
    Sie überlegte, fuhr sich mit der
Zungenspitze über die Oberlippe. »Dein Privatleben geht nur dich etwas an,
außer es wirkt sich negativ auf die Agentur aus. Dann müssen wir uns
unterhalten.«
    »Meinst du nicht, wir hätten uns über
deine Beziehung zu Johnny Duarte unterhalten müssen?«
    Julia sah auf ihre Hände nieder.
    Craig, der noch am Türrahmen lehnte,
rührte sich. Ich merkte, er wollte sie verteidigen, und hob warnend die Hand.
    »Julia?«
    »Es war mir peinlich. Ich meine, ich
hätte ihn durchschauen müssen. Verdammt, ich habe für Leute wie Johnny gearbeitet.«
    Sie hatte fünf schwere Tage hinter sich
und stand kurz vor dem Zusammenbruch. Ich gab ein wenig nach. »Wir möchten alle
gern glauben, dass wir die Männer beurteilen können, mit denen wir zusammen
sind. Du hast die Jdeinen Zeichen übersehen, die dir verraten hätten, dass
Duarte nicht der war, der er vorgab zu sein. Aber nachdem du es herausgefunden
hast, hättest du zu mir kommen müssen.«
    »Ich weiß.« Sie sah mich an, eher
resigniert als bestürzt. »Ich nehme an, ich bin gefeuert.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber
ich schicke dich zum Nachdenken nach Hause.«
    Sie verzog den Mund. »Wie wenn Tonio in
der Ecke stehen muss?«
    »So in der Art. Ich möchte, dass du dir
morgen freinimmst. Überleg dir genau, ob noch etwas anderes vorgefallen ist,
das ich wissen sollte.«
    »Shar, ich schwöre dir — «
    »Es könnte etwas Unbedeutendes sein,
das dir seinerzeit gar nicht wichtig vorgekommen ist. Du bist aus irgendeinem
Grund zur Zielscheibe geworden, und den müssen wir herausfinden.«
     
    Nachdem Julia mein Büro verlassen
hatte, setzte sich Craig in ihren Sessel. »Ich glaube, Alex Aguilar hatte
herausgefunden, dass Julia mit Johnny Duarte zusammen war. Vermutlich
befürchtete er, dass sie die Verbindung zwischen ihnen entdeckt hatte und gegen
ihn verwenden könnte, nachdem er sich an sie herangemacht hatte. Also hängte er
ihr etwas an und wollte ihr dann vielleicht einen Deal vorschlagen: Julias
Schweigen gegen eine Rücknahme der Vorwürfe.«
    »Und wie sieht diese Verbindung aus?«
    »Ich erzähle dir mal, was meine Reise
nach Süden ergeben hat.« Er stellte den Laptop auf den Tisch und startete ihn.
»Die meisten Leute, mit denen ich in der Gegend von L.A. gesprochen habe,
konnten mir die allgemein bekannten Fakten über Aguilar bestätigen. In San
Diego bin ich allerdings auf Widerstand gestoßen. Der Besitzer eines
Restaurants, in dem Aguilar gearbeitet hat, nachdem er das College abgebrochen
hatte,

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