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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eine
geklebt habe. Meine Schuld — ich hätte mich beherrschen sollen. Aber dann hat
mein Freund im Nachbarschaftsladen meines Onkels geklaut, während ich dort
gearbeitet habe. Meinst du vielleicht, mein Onkel hätte geglaubt, dass ich
nichts davon wusste? Nein — er hat mich rausgeschmissen. Und als ich dachte, ich
säße bei dem Gemeindeprogramm fest im Sattel, drehte der Bund den Hahn zu. So
läuft es bei mir immer.«
    Sie schien kurz vor einem Ausbruch
extremen Selbstmitleids. Daher sagte ich: »Nein, diesmal wird sich die
Geschichte nicht wiederholen. Wir gehen der Sache auf den Grund. Weißt du noch,
was ich dir beigebracht habe?«
    Sie nickte. »Zuerst die Oberfläche
betrachten, dann nachsehen, was sich darunter verbirgt. Nach einem Motiv
suchen.«
    »Genau. Letztlich läuft es immer auf
das Motiv hinaus. Ich habe die oberflächlichen Fakten analysiert und bin zu der
Ansicht gelangt, dass die Vorwürfe gegen dich — und die Agentur — das Ergebnis
eines durchdachten Plans sind, der von Aguilar stammt. Wir müssen herausfinden,
was ihn dazu getrieben hat.«
    »Dass ich nicht mit ihm schlafen
wollte?«
    »Nein, das reicht nicht aus für einen
Plan dieses Ausmaßes. Ich werde dir jetzt einige Fragen stellen, die sich auf
Dinge beziehen, die ich in den vergangenen Tagen herausgefunden habe. Ich
möchte, dass du dir die Antworten sorgfältig überlegst.«
    »Gut.«
    »Scott Wagner — ich glaube, er war
deine Kontaktperson im Ausbildungszentrum. Wie war er so?«
    »Netter Typ, sehr hilfsbereit, hat mir
freie Hand gelassen. Wir haben uns gut verstanden.«
    »Hast du von seinem Tod gehört?«
    »Ich habe in der Zeitung darüber
gelesen, nachdem der Fall abgeschlossen war.«
    »Hast du sonst noch etwas über seinen
Tod erfahren?«
    Julia runzelte die Stirn. »Von wem
denn?«
    »Vielleicht in der Nachbarschaft oder
von jemandem, den du im Ausbildungszentrum kennen gelernt hast.«
    »Nein. Ich wollte zum
Gedenkgottesdienst gehen, aber es hatte eigentlich keinen Sinn. Ich meine, so
gut kannte ich ihn ja gar nicht.«
    »Dann also zu Aguilar. Bist du ihm
schon einmal begegnet, bevor du den Fall übernommen hast?«
    »Nein, daran hätte ich mich erinnert.«
    »Und was ist mit dem Verwaltungschef im
Ausbildungszentrum, diesem Gene Santamaria?«
    »Hab ihn nicht mal gesehen. Ich glaube,
er war damals noch gar nicht dabei.«
    »Könnte es sein, dass du Santamaria
schon einmal begegnet bist und nur seinen Namen nicht kanntest?«
    »Das ist nicht ausgeschlossen.«
    Das würde ich mir merken. »Was ist mit
den Kunden des Zentrums? Kanntest du einen von ihnen?«
    »Eine Frau war mit mir zusammen in
Jugendhaft, aber wir hatten nicht viel miteinander zu tun. Ich war ihr seit
fünf Jahren nicht mehr begegnet, als wir uns im Zentrum über den Weg liefen.
Wir haben uns nur gegrüßt — nicht geredet oder so. So läuft es meistens, wenn
man sich etwas aufgebaut hat und dann jemanden trifft, mit dem man gesessen
hat.«
    »Sonst noch jemand?«
    Sie dachte nach. »Ein Typ namens Rocco
Soundso. Ich hab ihn bei mir in der Gegend gesehen, aber wir haben uns nicht
mal gegrüßt.«
    »Okay, hier kommt noch ein Name: Dan
Jeffers.«
    »Jeffers... nie gehört.«
    »Was ist mit einem Mann, der die
Initialen R.D. trägt und auch so genannt wird?«
    »Nur R.D.?«
    »Ja.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da klingelt
nichts bei mir.«
    »Frag sie, ob sie einen Dealer namens
Johnny Duarte kennt.«
    Craig stand in der Tür, Laptop in der
Hand, Reisetasche über der Schulter. »Du kennst ihn doch, Jules, oder?«
    Julia wurde bleich. Im nachfolgenden
Schweigen dröhnte der Verkehr auf der Bay Bridge lauter als gewöhnlich.
    »Nun, Julia?«, hakte ich nach.
    Sie schluckte und räusperte sich.
»Johnny... Das ist der Typ, mit dem ich mich letzten Winter getroffen habe.«
    Ich hatte ihn nicht kennen gelernt,
dafür umso mehr von ihm gehört. Eine Zeitlang waren sie sehr eng miteinander,
er hatte ihr am Valentinstag ein Dutzend Rosen und Pralinen von Godiva
geschickt. Wenige Wochen später war die Romanze beendet. »Du bist mit einem Dealer gegangen?«
    Mein Tonfall ließ sie in ihrem Sessel
zusammenschrumpfen. »Ich wusste nicht, dass er dealte. Das schwöre ich. Wir
sind uns im Januar in einer Disko in der 18 th Street begegnet. Er
sagte, er würde für eine Marketingfirma arbeiten, die Kunden aus dem
Telekommunikationsbereich betreut. Ich hatte keinen Grund, ihm nicht zu
glauben. Er zog sich gut an, nicht schrill oder so, hatte ein schönes Auto,
eine

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