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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Hauptsache, ich kann mit
möglichst wenig Arbeit möglichst viel verdienen.«
    Duarte sah mich nachdenklich an. »Ganz
schön anspruchsvoll. Haben Sie besondere Fähigkeiten?«
    »Ich kann gut mit Menschen umgehen. Und
alles verkaufen. Und ich glaube an praktische Ethik.«
    »Was heißt das?«
    »Dass alles ethisch ist, solange es mir
was bringt.«
    Er lachte und machte der Kellnerin ein
Zeichen, wobei er auf mein Weinglas deutete. »Ihre Art zu denken gefällt mir.«
    »Jetzt sind Sie an der Reihe, etwas von
sich zu erzählen.«
    »Ich bin Geschäftsmann — arbeite im
Marketing für die Telekommunikationsbranche. Bin zurzeit ebenfalls
unverheiratet. Ich mag gutes Essen, Autorennen — aber nur als Zuschauer — und
Reisen in exotische Länder. Ich habe eine Eigentumswohnung in der Upper Market
Street mit großer Terrasse und Panoramablick auf die Stadt, bin aber nicht
sonderlich häuslich. Ich besitze keine Zimmerpflanzen, keine Tiere und muss
erst noch herausfinden, wie der Umluftofen funktioniert. Wenn ich Partys gebe,
lasse ich das Essen liefern. Und ich liebe Frauen mit hohen Wangenknochen und
schwarzem Pferdeschwanz.« Er beugte sich vor und ergriff meine Hand.
    »Aber der Lippenstift und die Ohrringe
müssen verschwinden«, fügte er hinzu.
    Er steht also auf Kontrolle.
    »Meinen Sie?«
    »Definitiv.«
    Ich nahm meine Serviette und wischte
den Lippenstift weg. Legte die Ohrringe ab und ließ sie auf den Tisch fallen.
    Duarte nickte zustimmend. »Jetzt gehen
wir ins La Vida Loca. Da ist viel mehr los als hier, und ich bin mit dem
Besitzer befreundet, sodass wir einen guten Tisch bekommen.«
     
    Um Viertel nach zwei setzte mich das
Taxi an meinem Wagen ab. Um zwei Uhr siebenundzwanzig war ich zu Hause, leicht
benebelt von dem Wein, den Duarte mir aufgenötigt hatte — wobei er sich
überraschend anständig verhalten hatte. Zudem war ich müde von dem langen Tag,
der hinter mir lag, und der wilden Tanzerei. Doch der Abend hatte sich gelohnt.
Ich besaß nun weit mehr Informationen über Johnny Duarte, als er selber geahnt
hätte. Wein oder nicht Wein — sogar der schlaueste Dealer konnte, wenn er eine
angemessene Menge Single-Malts intus hat, es nicht mit einer Privatdetektivin
aufnehmen.
    Die Katzen schliefen auf der Couch im
Wohnzimmer. Ralph hatte sich an Allie gekuschelt. Er regte sich nicht, als ich
vorbeiging, doch sie folgte mir ängstlich mit den Augen. Als Kätzchen hatten
sie immer aneinandergedrängt geschlafen, konnten sich später aber nicht mehr
ausstehen, und das Kuscheln nahm ein Ende. Ich wusste nicht, ob die neu
erwachte Zuneigung ein gutes oder schlechtes Zeichen war, doch dafür war kein
Platz in meinem Kopf. Ich tätschelte beide und warf einen Blick auf den
Anrufbeantworter. Nur eine Nachricht von Marguerite Hayley, die sich am Freitag
mit Todd Baylis und einem Vertreter des BSIS in Sacramento treffen würde.
»Damit gewinnen wir Zeit«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihre Ermittlungen in dieser
Angelegenheit laufen gut.«
    Ich nahm mir vor, Hayley am Morgen
anzurufen, bevor ich, wieder als Robin Blackhawk, Termine mit drei ehemaligen
Klienten von Trajabo para Todos wahrnehmen würde, die Ted für mich
arrangiert hatte. Dann ging ich ins Schlafzimmer, ohne Licht einzuschalten,
ließ meine Kleider auf den Boden fallen und kroch unter die Decke.

Donnerstag, 17. Juli

 
     
     
     
     
    Ich legte die Protokolle der Gespräche,
die ich am Morgen mit den ehemaligen Klienten von Trabajo para Todos geführt hatte, auf den Schreibtisch und ging sie noch einmal durch, wobei ich
meine Erinnerung auffrischte und die wichtigen Stellen markierte.
    Pete Infante, Datenerfasser, Bank of
America: »Mensch, das ist eine tolle Sache. Als ich noch arbeitslos war, hab
ich bei meiner Mutter zu Hause gehockt und den ganzen Tag ferngesehen. Auch
diese Werbespots, in denen ein lächelnder Typ erklärt, dass er dieses oder
jenes College besucht hätte und jetzt mit irgendwas gutes Geld verdient. Aber
diese Colleges sind teuer. Und was soll man machen, wenn man keinen Job hat und
bei seiner Mutter über der Garage wohnt? Dann hat mir ein Freund von einem
Zentrum erzählt, wo man eine kostenlose Ausbildung machen kann. Ich bin
hingegangen; sie ließen mich Tests machen und schickten mich in den
Computerkurs — und hier bin ich nun... Klar, das ist jetzt zwei Jahre her,
bisschen länger... Stimmt, Alex Aguilar und Scott Wagner hatten damals das
Sagen. Scott habe ich kaum gesehen; er war damit beschäftigt,

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