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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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den Gouverneur, Massakern
im Ausland und Betrügereien auf sämtlichen Regierungsebenen hören? Ein
schlechter Anfang für einen schwierigen Tag. Besser, ich las es morgen im Chronicle, wenn Zeit und fehlende Bilder die schärfsten Kanten geglättet hatten.
    Ich hatte schon den Finger am
Fernsehknopf, da hörte ich es.»... Männerleiche, die am Freitagabend auf den
Felsen unterhalb des Devil’s Slide gefunden wurde, als John H. Duarte,
Marketingmanager, siebenunddreißig, aus San Francisco identifiziert.«
    Ein körniges Foto von Johnny Duarte
füllte den Bildschirm. Ich stellte den Fernseher lauter.
    »Mr. Duarte, der beim Spazierengehen
von den trügerischen Klippen entlang des Highway One gestürzt zu sein scheint,
wurde gestern um kurz nach sechs von einem Wanderer entdeckt. Eine Stunde
später wurde seine Leiche geborgen.« Eine Luftaufnahme zeigte die Klippen und
die Bergungsaktion. »Laut Harriet Leonard, einer Freundin von Mr. Duarte, wurde
er seit Donnerstagabend nicht mehr in seiner Wohnung in der Upper Market Street
gesehen, obwohl sein Wagen in der Garage steht. Wer Informationen über den
Sturz liefern kann, sollte sich mit dem Sheriff von San Mateo County in
Verbindung setzen. Weitere Nachrichten —«
    Ich schaltete ab.
    Beim Spazierengehen von den Klippen
gestürzt?
    Wohl kaum.
    Ich ging ins Wohnzimmer, wo ich das
schnurlose Telefon im Holzkorb fand — wie war es da nun wieder hineingelangt?
und rief Craig in seiner Wohnung an, die er mit Adah Joslyn teilte. Er
erklärte, sie sei bei der Arbeit, ich könne sie im Büro erreichen.
    »Was ist los, Shar? Du klingst so
durcheinander.«
    »Das erfahrt ihr gleich beim Meeting.
Ich bin schon spät dran. Sagst du Bescheid, dass ich so bald wie möglich nachkomme?«
    »Kein Problem.«
    »Danke.« Ich wählte Adahs Nummer in der
Hall of Justice.
    »Wieso habe ich das Gefühl, du willst
etwas von mir?«
    »Weil ich dich sonst nie bei der Arbeit
anrufe.«
    »Stimmt nicht. Vor drei Wochen hast du
schon mal hier angerufen und unsere Verabredung zum Schwimmen abgesagt.«
    Wie Craig war Adah ein Sportfreak und
hatte mich gedrängt, in ihr Fitnessstudio einzutreten. Ich schwamm für mein
Leben gern, hatte den Pool im letzten Jahr aber nicht öfter als zweimal im
Monat genutzt und spielte mit dem Gedanken, mich wieder abzumelden.
    »Okay. Worum geht es?«
    Ich sah sie am Schreibtisch sitzen:
selbst samstags elegant gekleidet, einen Stift hinters Ohr geklemmt, ein
Stirnrunzeln im makellosen honigbraunen Gesicht. Adah bezeichnete sich gern als
»wandelndes Werbeplakat für Gleichberechtigung«, doch war dies nicht der Grund
für ihren kometenhaften Aufstieg bei der Polizei. Sie war einfach eine verdammt
gute Ermittlerin und hatte sich im vergangenen Jahr auch als ausgezeichnete
Diplomatin erwiesen, indem sie sich von den Skandalen distanzierte, die ihre in
Bedrängnis geratene Behörde völlig zu lähmen drohten.
    »Johnny Duarte, ein Dealer aus dem
Mission District, ist gestern vom Devil’s Slide geplumpst«, sagte ich. »Hat San
Mateo dich deswegen kontaktiert?«
    »Hm, kommt mir bekannt vor. Ja, hier
habe ich es. Dein Freund Greg Marcus hat auch eine Kopie erhalten. Die Umstände
sprechen nicht gerade für einen Unfall. Duarte trug Freizeitkleidung, aber
keine Wandersachen; Gucci-Slipper sind nicht gerade rutschfest. Auch fand man
in der Umgebung keinen Wagen, mit dem er dorthin gelangt sein könnte.«
    »Wie haben sie ihn identifiziert?«
    »Er hatte seine Brieftasche dabei.«
    »Noch keine Ergebnisse von der
Autopsie?«
    »McCone.« Sie schnalzte tadelnd mit der
Zunge. »Eigentlich dürftest du mich das gar nicht fragen. Die Rechtsmediziner
sind noch überlasteter als wir. Hat das alles mit den Problemen in der Agentur
zu tun, von denen Craig mir erzählt hat?«
    »Ja.«
    »Gibt es etwas, das San Mateo — oder
ich — wissen sollten?«
    »Noch mal ja, aber ich bin spät dran.«
    »Komm doch heute Nachmittag auf ein
Glas Wein zu mir in die Wohnung. Dann reden wir in Ruhe darüber.«
     
    Ich war schon auf dem Weg nach draußen,
als das Telefon klingelte. Ma, dachte ich. Ich hatte völlig verschwitzt, dass
ich sie gestern Abend anrufen wollte. Wenn ich jetzt abhob, würde sie
draufloserzählen, und ich schnitt ihr ungern das Wort ab. Obwohl sie mit ihrem
neuen Ehemann Melvin Hunt glücklich war und häufig von meinem Bruder John und
seinen beiden Söhnen besucht wurde, hatte Joeys Tod sie am schwersten
getroffen. Nun schien sie sich ständig vergewissern zu

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