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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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nicht«, fuhr sie den Sohn an, »zu lachen, wenn dein Vater so großen Mühsalen und Gefahren entgegengeht?«
    »Er soll mich mitnehmen, ich beschütze ihn!«
    Abu Hafs war so milde gestimmt, dass er Muhammad nicht zurechtwies. »Du musst hierbleiben, Muhammad«, sagte er, »deine Mutter bedarf deines Schutzes dringender als ich. Sie ist eine Frau, und wer würde für sie sorgen, wenn ich nicht wiederkäme?«
    »Sag das nicht, Vater meiner Kinder!« rief Boreiha außer sich, »du beschwörst ja das Unheil herauf! Allah, Allmächtiger, bewahre uns vor einem solchen Unglück! Und ich gelobe dir, mein Zimmer nicht mehr zu verlassen, bis du meinen Gatten zu mir zurückgeführt hast!« Sie sprang auf und stürzte aus dem Raum.
    Abu Hafs ging der Verstörten nach. Sie hatte sich auf ihr Lager geworfen und weinte fassungslos. Er hielt es für besser, sie nicht mit Worten zu trösten, sondern nur stumm ihre Hand zu streicheln, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Dann sagte er leise: »Boreiha, Liebe, fasse dich! Du kennst doch die Verse: Sieh über die Frist, dir vom Schicksal bestimmt, du könntest die Dauer nicht eines einzigen Tages erbeten - darum Geduld im Umkreis des Todes, Geduld nur. Um ewiges Leben wird hier umsonst gebeten.« Und sie antwortete: »Ach, du weißt nicht, wie du mich zurücklässt: Ich erwarte ein Kind.«
    Ein Kind? War das möglich? Hatte nicht Allah in seiner Barmherzigkeit nach der Geburt ihres vierten Kindes und der darauffolgenden langen Krankheit, die ihr fast das Leben gekostet hatte, ihren Schoß verschlossen? Und sollte ihn nun, nach sechzehn Jahren der Unfruchtbarkeit, wieder entsiegelt haben?
    Er antwortete nicht, sah sie nur hilflos an.
    In ihre Stimme kam etwas mehr Kraft. »Kannst du die Wallfahrt nicht um ein Jahr verschieben?«
    »Ich habe sie für dieses Jahr gelobt.«
    »Kannst du nicht das Gelöbnis rückgängig machen, indem du Allah statt dessen ein Opfer darbringst? Almosen gibst, einen Sklaven freilässt ...«
    O ja, Abu Hafs wusste, dass viele Gläubige es für erlaubt hielten, sich auf solche Weise einer Verpflichtung zu entziehen. Aber sie stützten sich dabei auf eine Überlieferung, die er für sehr unsicher hielt - niemals hätte er sie für sich in Anspruch genommen.
    »Boreiha«, erwiderte er, »du weißt, dass ich selbst Menschen gegenüber noch nie ein gegebenes Versprechen zurückgenommen habe - willst du, ich soll es Allah gegenüber brechen?«
    Sie hörte es seinem Ton an, dass er keinen Einwand mehr dulden würde, und so sagte sie nur leise: »Wenn du dein Wort hältst, werde ich das meine auch halten.«
    »Das Gelübde einer Frau ist nur gültig, wenn ihr Mann es nicht verwirft. Doch da ich deine Liebe darin erkenne, besiegele ich es dir. Und meine Liebe sollst du daran erkennen, dass ich ein Opfer bringen will auch für dein Leben und deine Gesundheit: Ich gebe Besbasa und Welid die Freiheit. Möge Gott dir dafür eine glückliche Niederkunft schenken.«

    Alle Hausgenossen waren zugegen, als Abu Hafs seiner Sklavin und ihrem Sohn die Freiheit verlieh. Besbasa warf sich ihm zu Füßen. »Herr«, rief sie, »warum verstößt du mich?«
    »Ich will dich nicht verstoßen, sondern verheiraten, Besbasa. Es war Unrecht von mir, dass ich es nicht schon längst getan habe.«
    »Es wäre kein Unrecht gewesen, wenn du es nicht verschmäht hättest, deinen Acker zu bestellen, sodass er brach lag so viele Jahre.«
    Abu Hafs gab ihr die Hand und zog sie empor. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber, um weniges nur war sie kleiner als er. Ihre Wangen brannten, weil sie sich ihrer Worte schämte, sie blickte zu Boden. Auch Abu Hafs hatte Mühe, seine Bewegung zu unterdrücken.
    »Wir wollen nicht von dem sprechen, was war, sondern von dem, was sein wird. Pedro hat um dich angehalten.«
    Das war freilich nicht ganz richtig ausgedrückt. Abu Hafs selbst war in das Fischerdorf geritten, hatte den Fischer aufgesucht und das Gespräch mit ihm eröffnet. »Du bist ein so tüchtiger Bursche, Pedro - warum hast du eigentlich nicht längst geheiratet?«
    So verwirrt war Pedro von diesen ihm völlig unvermuteten Worten des Burgherrn, dass es ihm die Sprache verschlug.
    »Man sagt«, fuhr Abu Hafs fort, »du habest keine Frau genommen, weil dir meine Sklavin im Sinne liegt - Besbasa.«
    »Herr«, stammelte Pedro erschrocken, »ich schwöre dir ...«
    »Du brauchst nicht zu schwören. Ich weiß, das Besbasa viel zu fromm und zu sittsam ist, um sich jemals zu vergessen. Wie aber, wenn ich

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