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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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Deinen!«
    Huldvoll nickte Mondhir nach allen Seiten.
    Plötzlich hielt er sein Pferd an, das unmittelbar vor Abu Hafs und seinen Freunden stehenblieb. Vor freudigem Schrecken wurde Abu Hafs rot bis unters Haar, und er verbeugte sich so tief, dass er mit der Stirn die Steigbügel des Prinzen berührte. ›Sollte er mich erkannt haben?‹ dachte er.
    Ja, Mondhir hatte ihn erkannt und sprach ihn gnädig an. »Ich habe gehört«, sagte er, »dass du die Wallfahrt mitmachen willst. Das freut mich sehr. Bleibe in meiner Nähe, damit ich oft Gelegenheit habe, mich mit einem so berühmten Gelehrten zu unterhalten.«
    Muhammad hatte in einiger Entfernung gestanden, doch nahe genug, um die Worte des Prinzen aufzufangen. Und neben allem Stolz, mit dem sie ihn erfüllten, beschlich ihn ein Gefühl der Scham. So bekannt und geehrt war sein Vater sogar im Hause des Kalifen! Und er, der Sohn, hatte sich kürzlich angemaßt, ihn vor Welid herabzusetzen! Die Worte, die Abu Hafs mit ehrfurchtsvoll gesenkter Stimme erwiderte, entgingen ihm, aber als der Prinz sich entfernte, blickte Muhammad ihm lange nach. Erst die Stimme seines Vaters riss ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Nun kehrt um!« sagte Abu Hafs zu Muhammad und Welid, »damit ihr noch vor Einbruch der Dunkelheit daheim seid. Und du, mein Sohn, erzähle deiner Mutter, unter welch glücklichem Stern meine Reise begonnen hat. Sag ihr, sie kann voller Zuversicht auf meine Rückkehr warten, es wird mir unterwegs an nichts fehlen, und Allah wird mich nicht fallen lassen. Und sag ihr, wenn es ein Sohn ist, den sie zur Welt bringt, soll sie ihm den Namen Mondhir geben.« Und er drückte Muhammad fest an sich und küsste ihn.
    Dann bestiegen die Burschen ihre Pferde. Abu Hafs sah ihnen lange nach. Als sie im Gewirr der Menge verschwunden waren, sagte er zu seinen Freunden: »Ich habe mein Haus bestellt, so gut ich konnte. Korn und Öl reichen aus bis zur nächsten Ernte. Für die Pferde habe ich Hafer besorgt. Meinem Sohn habe ich einen tüchtigen Lehrer gegeben und für Boreihas Wohlergehen ein gottwohlgefälliges Werk getan. Nun geschehe mit mir, weis Allah bestimmt hat.«

    Alle im Hause bangten um Boreiha, die sich nach dem Abschied von ihrem Gatten tagelang dem Kummer hingab, kaum etwas aß und kaum ein Wort sprach. Man erinnerte sich, wie kränklich sie während ihrer früheren Schwangerschaften gewesen war, wie schwer sie geboren hatte und dass sie an der letzten Geburt fast gestorben wäre.
    Besbasa wurde nicht müde, die Lieblingsspeisen ihrer Herrin zu kochen, sooft sie auch ein Gericht unberührt wieder hinaustragen musste. Nach wie vor versah sie den Dienst als Köchin und Schaffnerin im Hause. Womit auch hätte sie in der kleinen Fischerhütte ihre Tage zubringen sollen? Selbst Pedro, der an stürmischen Wintertagen zum Müßiggang verurteilt gewesen wäre, fand genügend Arbeit auf der Burg. Er konnte Irsad ersetzen, den Stallburschen, den Abu Hafs auf die Pilgerfahrt mitgenommen hatte. Besbasa fürchtete freilich, dass ihr Mann, der noch niemals mit Pferden zu tun gehabt hatte, nicht mit ihnen umzugehen verstünde, aber da Welid, der ein guter Reiter war, dem Stiefvater zur Hand ging und Pedro anstelliger war, als sie vermutet hatte, war er im Stall bald ebenso zu Hause wie in seinem Boot.
    Fleißig war er und wortkarg. Schaffte viel und sprach wenig. Besbasa, deren Zunge so flink war wie ihre Hände, konnte sich schwer ein sein verschlossenes Wesen gewöhnen und gestand es sich selbst nicht ein, dass sie ihn von Tag zu Tag lieber gewann.
    Ebenso wenig mochte Boreiha es sich eingestehen, dass ihr Kummer und ihre Sorge um Abu Hafs mit der Zeit merklich nachließen. Schließlich waren Besbasas Kochkünste an sie nicht verschwendet. Ihre Esslust nahm zu von Tag zu Tag, ihre Wangen rundeten sich, sie schlief des Nachts tief und traumlos, und wenn sie nach dem Morgengebet auf den Altan hinaustrat, um nach ihren Pflanzen zu sehen, freute sie sich über jedes aufkeimende Blatt. Und als gar das Kind in ihrem Leibe sich zu regen begann - es geschah dieses in der vierten Woche nach Abu Hafs’ Abreise - lebte sie auf.
    Besbasa war die Erste, die das feststellte. »Ich habe die Herrin heute singen hören«, sagte sie eines Abends zu Pedro, als sie nach getaner Arbeit in ihre Hütte gingen, und es lag ein Vorwurf in ihrer Stimme. »In all den Jahren hat sie das nicht getan, und jetzt, wo der Herr auf der Wallfahrt ist ...«
    »Warum singst du in letzter Zeit so wenig, Besbasa?

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