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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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abzeichnete. Dann wandte sie sich dem Kalifen zu und flüsterte: »Siehst du, liebster Herr, nicht nur ein unerfahrenes Baskenmädchen setzt dein Quecksilberbrunnen in Verwirrung, sondern auch einen jungen Araber, der die feine Bildung deiner Medresen genossen hat!«
    Auch Hakam lachte. »War es diese Genugtuung, die du dir verschaffen wolltest, Frau meines Herzens?«
    »Ja.«
    »Nun, sie sei dir gegönnt!«

    Am Abend dieses Tages ließ Abu Amir Welid zu sich rufen. Er hatte den Milchbruder lange Zeit nicht gesehen.
    »Nun kannst du deinen Dienst bei Achmed ben Sukkarah aufsagen.«
    »So kurzerhand? Jetzt, wo Abu Talib gestorben ist und niemand den Mädchen auch nur einen Handgriff im Lautenspielen beibringen kann?«
    »Einer, der das kann, findet sich leicht. Aber nicht einer, wie ich ihn brauche.«
    »Und was für einen brauchst du?«
    »Das weißt du doch, Welid. Einen, der mir die Wahrheit sagt.«
    »Wenn es weiter nichts ist«, gab Welid ernst zurück, »den Liebesdienst kann ich dir erweisen, auch ohne aus Achmed ben Sukkarahs Dienst zu treten: Viel zu lange bist du nicht in Thorosch gewesen.«
    »Und du? Du warst dort? Und hast nach der Mutter gesehen? Was macht sie?«
    »Meine Mutter ist tot. Und kann nicht mehr verhindern, dass die Wirtschaft verfällt, weil Ibn Irsad ...«
    »Deine Mutter tot! Wann starb sie? Und woran? Und warum habe ich das nicht eher erfahren?«
     
    Drei Fragen auf einmal. Also kann man beantworten, welche man will, und fallen lassen, welche man will.
    Man kann ja nicht sagen: Ich kam überhaupt nicht mehr zu dir, es sei denn, dass du mich riefest. Und du riefst mich nicht, es sei denn, du hattest einen Auftrag für mich. Ich wollte mich von dir lösen, aber du bemerktest das nicht einmal. Und ich sehe auch ein, dass es falsch war, denn es gelingt mir ja doch nicht, und andere haben unnötigerweise Schaden davon.
    Nein, das konnte man nicht sagen. Also antwortete Welid: »Meine Mutter starb im Herbst. An den Folgen einer Frühgeburt. Das Kind war nicht lebensfähig. Man legte es zu ihr ins Grab.«
    Abu Amir war sichtlich betroffen. Er sprach die herkömmlichen Worte, die man einem Sohn, dessen Mutter starb, sagt, und setzte unvermutet laut hinzu: »Sie war auch meine Mutter!« Aber diese letzten Worte ließen ihn zusammenfahren. »Meine Mutter — was macht sie?«
    »Ich sah sie nicht. Aber ich fürchte, dass sie große Sorgen hat, denn dein Bruder Mondhir ...«
    »Was ist mit Mondhir? Gehorcht er nicht?«
    »Du hättest ihn längst zu dir nehmen müssen. Ein Junge, der ohne Vater aufwächst ...«
    »Ihn der Mutter aus dem Arm reißen? Seit ich die Schwestern verheiratet habe, ist er ihre einzige Freude.«
    »Ihre Freude und ihr Kummer. Sie wird selber nicht wissen, was größer ist. Aber es hat sie krankgemacht.«
    »Warum hat sie mir das nicht geschrieben? Mich niemals rufen lassen? Aus all ihren Briefen war nur zu entnehmen, dass sie sich wohlbefindet, dass alles seinen geordneten Gang geht. Und ich dachte, wenn ich ihnen die gesamten Einnahmen des Gutes überließe, müssten sie ja ein reichliches Auskommen finden.«
    »Nun, gehungert haben sie gerade nicht. Und gerufen hat sie dich nicht, weil sie Angst hat, du könntest deinen Bruder zu hart anfassen. Ihn züchtigen, wie uns dein Vater gezüchtigt hat.«
    »Hätte er das denn verdient?«
    »Mehr als verdient. Er kann mit neun Jahren weder lesen noch schreiben. Kennt keinen einzigen Koranvers. Ist ihr immer davongelaufen, wenn sie ihm mit dem Buch kam.«
    Mondhir, mein Bruder! Zweimal habe ich dich gesehen, seit ich das Vaterhaus verließ. Einmal, als du drei Jahre alt warst - wie ernsthaft du da den kleinen Kopf neigtest und wie andächtig das »Friede sei mit dir« aus deinem Munde klang. Und einmal an deinem fünften Geburtstag. Da hob ich dich aufs Pferd und wollte mich hinter dich in den Sattel schwingen, um dir mit einem kleinen Ausritt eine Freude zu machen, aber du riefst: Sieh her, wie ich schon reiten kann! Und galoppiertest davon, ohne auf meine Rufe zu achten. Damals wusste ich nicht, ob ich ärgerlich auf dich sein sollte oder stolz, weil du dich wie ein kleiner Teufel im Sattel hieltest. Aber der Stolz war stärker und ersparte dir die Tracht Prügel, die du damals schon verdient hättest, Mondhir, mein Bruder!
    Wenn nur das Gelübde nicht wäre, das dich an Thorosch schmiedet, Mutter! Ich könnte dich zu mir nehmen, und du fändest hier Enkel, die dich darüber trösten würden, dass dir dein Jüngster fortgenommen

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