Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
Vom Netzwerk:
sehr einflussreiche Freunde, weißt du.«
    »Weiß ich, weiß ich.«
    Moßchafi dachte nach. Und dann hatte er einen Einfall, der ihn laut auf lachen ließ.
    »Da ist nichts zum Lachen«, brummte Ibn as-Salim.
    »Doch, mein Freund, doch! Wenn du willst, lobe ich ihn dir vom Halse!«

    An einem der nächsten Tage zeigte sich Fajik, der Obereunuche des Kalifen, in Ibn as-Salims Kanzlei. Abu Amir kannte ihn vom Sehen, hatte aber noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Er wusste nur, dass dieser bei Hakam sehr hoch in Gunst stand und es geraten war, ihn nicht fühlen zu lassen, wie sehr man von ihm, dem Sklaven und Nichtmann, Abstand hielt.
    »Suchst du den Kadi?« fragte er nach höflicher Begrüßung. »Er ist in seiner Bibliothek, ich werde ihn holen. Er wird sich freuen, wenn er dir einen Dienst erweisen kann.«
    »Nicht den Kadi suche ich, sondern Abu Amir, seinen Sekretär«, antwortete Fajik. »Hakam, der durch Gottes Hilfe Siegreiche, will ihn sprechen.«
    Die hohe Kastratenstimme schnitt in Abu Amirs Ohr, dass er zusammenzuckte. Gleichzeitig wurde ihm so heiß, als hätte ihn jemand mit kochendem Öl überschüttet. Was konnte der Kalif von ihm wollen? Hatte man ihn angezeigt? Der Kadi wollte ihm nicht wohl, das empfand er schon seit Langem. Aber gerade deshalb hatte er sich niemals auch nur die geringste Nachlässigkeit zuschulden kommen lassen! Er forschte in Fajiks Gesicht - kein unebenes Gesicht, hell, blauäugig - die hervorstehenden Backenknochen freilich verliehen ihm etwas Derbbäuerliches. Doch es war unbewegt, verriet nichts als Zurückhaltung.
    Trotz erfüllte den Araber, er warf den Kopf hoch. »Der, den du suchst, bin ich«, sagte er, »gehen wir.« Und ohne eine einzige Frage an den Eunuchen zu richten, schritt er voran. Noch niemals hatte er das Innere eines der Kalifenpaläste betreten. Sooft auch sein Vorgesetzter bei den Audienzen des Herrschers zugegen war, nie schien es ihm in den Sinn zu kommen, seinen Sekretär bei Hofe einzuführen.
    Abu Amir fühlte wohl, dass Ibn as-Salim ihn absichtlich von dem Kalifen fernzuhalten suchte, und während er sein Pferd bestieg (er hatte als höflicher Mann nicht versäumt, erst dem Boten des Kalifen auf das Seinige zu helfen), gewann eine stolze Zuversicht die Herrschaft über seine Beklemmung. Sei es, wie es sei: Er würde Gelegenheit haben, dem Herrscher gegenüberzustehen. Und er war sich des Eindrucks, den er auf die Menschen zu machen pflegte, sehr wohl bewusst.

    Hakam wohnte am liebsten in dem Palast, den sein Vater fünf Meilen nördlich der Stadt für seine Lieblingsfrau hatte errichten lassen und deren Namen er trug: es-Sachra - die Blüte. Er war auf halber Höhe eines Berges erbaut worden, der seine sanften Terrassen dem Flusstal zuneigte und dessen Kuppe ehemals mit dichtem Eichenwald bestanden war.
    Abderrachman hatte nicht an Marmorsäulen gespart, nicht an Ebenholz und nicht an Gold, Silber und Edelsteinen. In fast allen Bäumen sprudelten Fontänen, die von kostbaren Becken aufgefangen und in unsichtbaren Kanälen abgeleitet wurden. Im großen Audienzsaal, dessen Decke mit blauen Lasursteinen und Gold in feinster Mosaikarbeit ausgelegt war, sprang die Wassersäule in einem Becken aus Jaspis, das von goldenen Tierfiguren umsäumt war und in dessen Mitte ein goldener Schwan schwamm.
    Als der Bau vollendet war, hatte der Kalif seine Geliebte von Saal zu Saal geführt, von Säule zu Säule, von Nische zu Nische, und sich an ihren Ausrufen des Entzückens erfreut. Als er aber mit ihr wieder ins Freie trat, fröstelte sie plötzlich bei aller Sonnenwärme, lehnte ihren Kopf ein seine Schulter und sagte: »Siehst du nicht, lieber Herr, dass diese blendende Schönheit in den Armen eines Negers ruht?« Und er verstand, dass die Düsterkeit des Eichenwaldes sie bedrückte, und er ließ ihn schlagen und ein seiner Stelle Gärten anlegen, deren Fruchtbäume einen Schatten gaben, in dessen Kühle mein gerne wandelte und der die Blumen nicht daran hinderte, vom frühesten Frühling bis zum spätesten Herbst darin zu blühen. Es-Sachra - die Blüte. Zu Recht trug diesen Namen die Frau in ihrer Schönheit und der Palast inmitten seiner Gärten. Doch da der Kalif wohl wusste, dass die Schönheit seiner Geliebten vergänglicher war als die des Palastes, hatte er sie für die Ewigkeit festhalten lassen. Vom Kaiser von Byzanz erbat er sich einen Bildhauer, der sie in Marmor verewigte. Und dann ließ er das Standbild über dem Palasttor anbringen, wo es dem

Weitere Kostenlose Bücher