Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
Vom Netzwerk:
stechend musterten, dass er betroffen den Kopf senkte. Etwa zehn Schritt vom Paar entfernt wurde ein Teppich entrollt und ihm bedeutet, sich daraufzusetzen.
    Dann sprach Hakam.
    Er habe ihn hierher beordert, weil er keine staatliche, sondern eine persönliche Angelegenheit mit ihm zu besprechen wünsche. Und weil er ihn seiner Gattin Subeiha vorstellen wolle, die die Sache in erster Linie angehe.
    Hier machte der Kalif eine Pause und eine Handbewegung, die Abu Amir ermutigte, die Fürstin zu betrachten.
    Ihr Schleier ließ nur die Augen und die Nase frei und war so dicht, dass sich die Umrisse ihres Gesichtes nur undeutlich darunter abhoben. Trotzdem erkannte er, was den Herrscher zu ihr hinzog: Es strömte Kraft und Willensstärke von ihr aus, wie er es noch von keiner Frau verspürt hatte. Eine zärtliche, unkriegerische Natur, ein Mann, vom Rauschgift der Poesie verweichlicht wie dieser Omaijade, musste sich die Söhne von einer Barbarin entlocken lassen, die im rauen Wind der nördlichen Schneeberge aufgewachsen war. Und Abi Amir wusste: Sie war es, die er gewinnen musste - sie vor allem!
    »Man hat uns dich empfohlen, Abu Amir«, sagte Subeiha, und das ›R‹ rollte ihr schwerfällig von der Zunge, »wir brauchen einen Vermögensverwalter für unsern Sohn Abderrachman.«
    »Für den Prinzen«, nahm ihr der Kalif das Wort aus dem Mund, »der das Reich erben wird, wenn ich tot bin.«
    Er sagt ›wird‹, nicht ›soll‹, dachte Abu Amir. Er will sich Sicherheit vortäuschen. Gewiss ist es Gewohnheit in Andalus, dass der älteste Sohn des Kalifen den Thron erbt - aber nur Gewohnheit, kein verbrieftes Recht. Und noch niemals war ein Kalif um fünfzig Jahre älter als sein ältester Sohn! Hakam müsste sehr lange leben, um einen kraftvollen Nachfolger hinterlassen zu können.
    Der Kalif sprach noch lange. Von Vermögenswerten war die Rede, verzinslichen, die aus Ländereien und Liegenschaften bestanden, und unverzinslichen, die in wohlverwahrten, mit Eisentoren verschlossenen Gewölben lagen. Von Kontrakten und Mietverträgen, von totem und lebendem Inventar. Immer wieder unterbrach er seine Worte durch Fragen nach den einschlägigen Gesetzen, und kein einziges Mal blieb Abu Amir die Antwort schuldig, denn sein Gedächtnis verstand sich nicht nur auf Gesichter und Namen, sondern auch auf Ziffern und Satzungen, ja auf die kniffligsten Klauseln, nahm alles auf und ordnete es in sich ein.
    Bei jeder Antwort, die er gab, sah Abu Amir erst den Kalifen an, und wenn der huldvoll nickte, streifte er mit einem Blick die Frau, und je öfter sie seinen Blick zurückgab, desto mehr verlor der ihre an Schärfe.
    Schließlich war alles gesagt. Der Kalif reichte ihm die mit vielen Ringen geschmückte Hand zum Abschiedskuss. Als Abu Amir sie mit den Lippen berührte, sagte Subeiha: »Wollen wir ihm nicht den Innenraum zeigen, lieber Herr? Nach einer so harten Prüfung hat er eine Entspannung redlich verdient.«
    Hakam lächelte. »Das ist eine große Auszeichnung für dich, junger Mann«, sagte er, und dem Angesprochenen war nicht ganz wohl beim plötzlichen veränderten Klang seiner Stimme. »Nicht viele meiner Großen haben schon Zutritt erhalten zu diesem Raum.«
    Er winkte dem Pagen, der die schweren Brokatvorhänge zur Seite schob, und trat als Erster hinein. Ihm folgte Subeiha, nicht ohne sich nach Abu Amir umzusehen.
    Der Raum war nicht sehr groß und hatte keine Fenster. Das Licht floss aber in hellem Strahl durch die Decke. Abu Amir, der zu ihr aufsah, schloss geblendet die Augen und konnte nicht erkennen, ob es Glas war oder feingeschliffenes Bergkristall, durch das die Sonne so ungehindert eintreten konnte.
    In der Mitte des Raumes öffnete sich eine Riesenmuschel aus Porphyr, der Brunnen. Ob es sich wohl schickte, sich Hände und Gesicht zu befeuchten? dachte Abu Amir, dem es von all der Anspannung der letzten Stunde unter seinem Turban unerträglich heiß geworden war. Doch als er sich über den Rand der Schale beugte, prallte er erschrocken zurück vor dem Licht, das der Brunnenspiegel so grell zurückwarf, wie Wasser das niemals vermochte. Er taumelte zurück und rührte mit dem Fuß an die Porphyrmuschel, die davon in eine leicht schaukelnde Bewegung geriet. Und nun das Lichterspiel an allen Wänden ringsum! Das wogte und wallte in blendendem Geflimmer, als wäre ein Silbermeer in Aufregung geraten.
    Subeiha lachte laut und fröhlich, als sie sah, welche Überraschung, ja Bestürzung sich auf Abu Amirs Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher