Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
Vom Netzwerk:
vorhalten werden, und auch sein Brunnen ist tief genug, um sommers und winters Wasser zu spenden. Wenn man aber nicht warten will, bis ihn der Hunger zwingt, sich zu ergeben, kann man seine Feste auch berennen. Sie ist nicht uneinnehmbar. In den Felsen können Stufen gehauen werden, auf denen die Sturmleitern einen sicheren Stand haben - nur sind meine Truppen nicht zahlreich genug, es müsste Verstärkung herangeholt werden ...«
    »Die dir Hakam sicherlich bewilligen wird. Es liegt ihm daran, den Feldzug möglichst rasch zu beenden.«
    Im Herbst traf die Verstärkung ein. Der Statthalter der nördlichen Grenze selber befehligte sie. Abu Amir war sehr verwundert, in seiner Begleitung auch Mondhir anzutreffen. »Mit Knaben willst du Krieg führen, Ibn Todschibi?«
    »Als meinen Pagen habe ich ihn mitgebracht«, antwortete Ibn Todschibi entschuldigend, »er bat mich so sehr darum.«
    Auch Mondhir war nicht erbaut davon, den Bruder anzutreffen, von dem er sich immer bevormundet fühlte. So fiel ihre Begrüßung frostig aus.
    Die Ankunft der neuen Truppen musste gefeiert werden. Dattelwein wurde ausgeschenkt, die Feldherren machten im Lager die Runde, Abu Amir und Welid mit ihnen.
    Die meisten der Soldaten waren Berber. Einer von ihnen wandte sich zu seinem Nachbarn und sagte in seiner Sprache: »Sieh dort den Höfling des Kalifen. Nie wird er im Kampf sein Schwert ziehn!«
    »Meinst du?« fragte Abu Amir auf berberisch. »Dann wehr dich!« Und er drang auf ihn ein. Ehe der Verblüffte wusste, wie ihm geschah, hatte ihm Abu Amir das Schwert aus der Hand geschlagen.
    Dann aber ließ auch er die Waffe sinken und ging auf den Soldaten zu. »Es war nicht bös gemeint«, sagte er und schlug dem Verdutzten auf die Schulter. »Ich wollte nur nicht, dass ihr gering von mir denkt.«
    Das gab einen Auflauf. Alle umringten ihn, boten ihm ihre Humpen und wollten mit ihm trinken.
    »Du kennst unsre Sprache, Herr?«
    »Nicht nur eure Sprache, auch eure Lieder.« Er sang ihnen eines vor.
    Sie wollten mehr hören. »Mein Milchbruder kann das besser. Seine Mutter war eine Berberin.« Und Welid musste singen bis in die Nacht hinein.
    »Freunde dich mit ihnen an. Es kann nicht schaden. Ich muss zu Ghalib gehn, er könnte sonst unruhig werden.«

    Nun wurde die Belagerung mit allem Eifer betrieben. Holz wurde in den umliegenden Wäldern geschlagen, Wandeltürme gebaut, die auf Walzen bewegt und bis an die Mauern hereingeschoben werden konnten. Unter ihren Schutzdächern arbeiteten sich die Männer immer näher ein die Festung heran, füllten Gräben mit Erde und Steinen aus, errichteten Brücken - eine mühselige Arbeit. Und eine gefährliche, denn untätig sahen die Leute des Ibn Kennun dem Treiben ihrer Feinde nicht zu, machten nächtliche Ausfälle, bestrichen bei Tag das Gelände mit Pfeilen. Wehe jedem, der sich ungeschützt in die Reichweite dieser Pfeile begab. Die Treffsicherheit ihrer Bogenschützen war berühmt.
    Ibn Todschibi hatte Mondhir strengen Befehl gegeben, das Lager nicht zu verlassen. Als aber ein Tag um den ändern verging, ohne dass dem erlebnishungrigen Burschen das geringste Abenteuer zugestoßen war - nicht einmal beim Bau der Wandeltürme und Rammböcke ließ man ihn mit zufassen, was hätten seine ungeübten Hände auch ausgerichtet? - beschloss Mondhir seiner Langenweile ein Ende zu setzen und schlich sich beim ersten Morgengrauen aus dem Zelt.
    Er konnte klettern, laufen, springen wie eine wilde Katze. Er erkundete das Gelände rings um die Festung. Vielleicht gelang es ihm, irgendwo einen versteckten Pfad zu entdecken oder die Öffnung eines unterirdischen Ganges, der in die Burg hineinführte. Wie oft schon hatte er erzählen hören, dass eine Überrumpelung der Feinde an Stellen, wo sie keinen Angriff vermuteten, einen solchen Feldzug beendet hatte.
    Er fand nicht, was er suchte. Aber nachdem er einige Stunden in dem unwegsamen Gelände herumgekrochen war - immer sorgfältig auf Deckung bedacht und daher mühsam genug vorankommend -, gelangte er an eine Schlucht, über die sich ein offenbar vom Sturm entwurzelter Baum gelegt hatte. Keine schlechte Brücke, dachte er und setzte seinen Fuß darauf.
    Der Baum war längst entlaubt, selbst von der Rinde an manchen Stellen schon entblößt. Hinüberzukommen fiel dem Knaben nicht schwer. Er hatte eben den anderen Rand der Schlucht erreicht, als ein Geräusch ihn aufhorchen ließ. Er blickte nach allen Seiten und sah einen Pfeil fliegen, der aber nicht von der Burg

Weitere Kostenlose Bücher