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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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dieses« ... »Hier jenes« ... »Erinnerst du dich?«
    Und ob sich Welid erinnerte! »Am liebsten möchte ich mit Pedros Boot nach Ceuta übersetzen!«
    »Ich hielte mit - doch Pedro fährt nicht mehr.«
    »Was weißt du von Pedro? Ist er gestorben?«
    »Verschwunden, Welid. Als man ihn holen wollte, um ihn vor den Kadi zu bringen - denn es war offenkundig geworden, dass er ein Abtrünniger war, zur Madonna betete und dem Propheten fluchte -, fand man die Hütte leer.«
    Welid schwieg lange.
    Es war auch gut, dass sie die Überfahrt nicht in einem Fischerboot machten, denn sie gerieten in einen Sturm. Zwei Tage lang kämpfte das Schiff mit den Wellen, und die Mannschaft warf das Schleppgeschirr aus, um nicht zu weit nach Osten abgetrieben zu werden. Endlich legte sich das Unwetter, maul konnte wenden und den Hafen von Ceuta ansteuern. Es regnete nicht mehr, doch der Himmel war grau wie geschmolzenes Blei, und die hohen, kahlen, schwärzlich grauen Kalkschroffen der afrikanischen Küste hoben sich von ihm scharf ab in der von Feuchtigkeit gesättigten Luft.
    »Das ist der Berg des Musa«, sagte einer der Schiffer. »Und dort, ganz rechts, kann man auch den Adlerfelsen erkennen, auf den Ibn Kennun seine Feste gebaut hat.«
    Ja, Welid konnte sie erkennen. Sie thronte auf einem der steilsten Felsen, nirgendwo entdeckte er einen sanften Anstieg, nur jäh abfallenden nackten Stein.
    Abu Amir maß die Höhe mit seinen Blicken aus. Dann sagte er:
    »Es wird Blut kosten, ihn von dort herabzuholen.«

    Ghalib ließ es Abu Amir nicht merken, wie wenig er von seinem Kommen erbaut war. Mit all seiner ihm anerzogenen Höflichkeit hieß er ihn willkommen.
    »Der Kalif schickt mich, um dir zu sagen, wie sehr er über deine Erfolge beglückt ist und darüber, dass sie so wenig Blut gekostet haben.« »So.« Ghalib konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Ich dachte, der Aufseher der Münze sei gekommen, meine Geldausgaben zu überprüfen. Ich habe Anweisung gegeben, dir alle Papiere vorzulegen. Die Söhne des Idris konnte ich freilich nicht gut dazu bewegen, ihre Unterschrift auf ein Dokument ihrer Schande zu setzen, doch die beiden Zeugen, die zugegen waren ...«
    »Wozu der vielen Worte, Ghalib? Jeder im Lande hält dich für einen ehrenhaften Mann. Wenn du sagst, du hast das Gold gebraucht, um die Idrisiden-Emire zu bestechen - Emire sind nun mal nicht billig, das weiß alle Welt -, so hast du es eben gebraucht.«
    »Dann verstehe ich nicht, Abu Amir, warum der Kalif keinen ändern als dich geschickt hat. Eine solche Botschaft hätte doch wahrlich auch ein Geringerer ...«
    Abu Amir fiel ihm ins Wort. »Ich habe mich ihm angeboten. Ich hatte so viel Rühmliches von dir gehört, dass ich dich gerne kennenlernen wollte, Feldherr Ghalib.«
    Ghalib teilte das Vorurteil der Männer des Schwertes gegen die Männer der Feder, hielt alle, die sich im Hof- und Staatsdienst zu Ehren und Würden emporschwangen, für verweichlicht, eitel und selbstgefällig und meinte, dass sie Ämter weniger durch Verdienste und Tugenden als durch Schmeichelei, Intrige und Bestechung erwürben. So wunderte er sich über sich selbst, dass er gegen den jungen Mann, der ihm da so plötzlich vor die Nase gesetzt worden war, keine Abneigung empfand.
    Abu Amir war aber auch durchaus nicht so, wie Ghalib sich einen Höfling vorstellte. Er trug keinen langen, seidenen Leibrock mit weiten Ärmeln, in denen er Schriftstücke, Schreibgeräte und was sonst noch mit sich herumschleppte, sondern eine kurze, enganliegende Jacke unter seinem Burnus wie ein Kriegsmann. Er kam auch nicht mit einem Tross von Dienern und Kamellasten von Gepäck, sondern wurde nur von seinem Milchbruder und zweien seiner Knechte begleitet, begnügte sich mit einem einfachen Zelt und schlief in seinem Mantel auf dem nackten Boden. Seine Ausdrucksweise war klar und scharfsinnig, nicht weitschweifig und überladen, mit tausend blumigen Redensarten verziert, hinter denen die Schönsprecher den eigentlichen Sinn ihrer Worte so trefflich verbargen, wie dieser Moßchafi zum Beispiel, bei dem man niemals wusste, wie man dran war. Kurz und gut: War Abu Amir wirklich als Höfling gekommen oder als verkappter Krieger, um das Handwerk dort zu erlernen, wo der beste Meister es ausübte?
    »Ibn Kennun ist nicht unbesiegbar«, sagte Ghalib. »Man kann ihn aushungern - was freilich noch etliche Jahre dauern würde, denn er hat, soviel ich weiß, nicht allzu viel Volk bei sich, sodass seine Lebensmittel lange

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