Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
empfangen, blieb ihr versagt.
Es war für Abu Amir nicht schwierig, Mondhir aus Cordoba zu entfernen. Ibn Todschibi, der Statthalter des Kalifen an der nördlichen Grenze, war ihm bekannt, und er schickte seinen Bruder mit einem Diener und einem Empfehlungsschreiben zu ihm. Mondhir war glücklich, dass er die Schulbank verlassen und in die militärische Ausbildung eintreten durfte. Er fragte nicht danach, was den Sinn seines Bruders so plötzlich geändert habe, und dieser hütete sich, es auch nur anzudeuten: Unter keinen Umständen durfte Mondhir erfahren, dass Marjam ein Kind von ihm trug.
Mehr Kopfzerbrechen machte es schon, Welid für so lange Zeit von Cordoba fernzuhalten, doch der Zufall kam Abu Amir zu Hilfe. Der Kalif beorderte ihn nach Mauretanien.
Dort war Krieg schon seit einem halben Jahr.
O diese Söhne des Idris! Nie gaben sie Ruhe, und jetzt, wo sie meinten, die Fatimiden nicht mehr fürchten zu müssen, seit diese Ägypten erobert und den Schwerpunkt ihres Reiches dorthin verlegt hatten, wussten sie nichts Eiligeres zu tun, als die Oberherrschaft der Omaijaden abzuschütteln, bei denen sie bis dahin Schutz vor den Fatimiden gesucht hatten. Hin und her der Machtkämpfe und des Blutvergießens kein Ende! Wohl dem Herrscher, der die nun einmal notwendigen Waffengänge an die äußersten Grenzen seines Reiches verlegen kann! Und das verstand Hakam, so unkriegerisch er war.
Ibn Kennun, der Idriside, war ein verbissener Gegner. Hakams Feldherr Ibn Tomlos hatte den Tod gegen ihn gefunden. Und Ghalib, der Befehlshaber einer Elitetruppe, der den Auftrag hatte, die Verbündeten des Ibn Kennun zu bestechen, bewies wohl durch seinen Erfolg, dass ihm das gelungen war - Ibn Kennun musste sich in seiner Bergfeste verschanzen, denn die übrigen Idrisidenfürsten waren von ihm abgefallen aber um welchen Preis!
»Sieh diese Zahlen«, sagte Hakam und drückte Abu Amir ein Blatt Papier in die Hand. »Meinst du, dass man in Mauretanien den Staatsschatz verschleudert oder dass man mich bestiehlt?«
Dem Aufseher der Münze wirbelte der Kopf. Weniger vor der Höhe der Zahlen, die einem Finanzmann wie ihm schon Schwindel hätten erregen können, als davor, was er auf sich zukommen sah.
»Ich ernenne dich zum Kadi meiner mauretanischen Truppen. Du musst der Verschwendung dort ein Ende machen, ohne Ghalib, der mein tapferster Feldherr ist und den ich nicht entbehren kann, bloßzustellen. Wen anderes als dich könnte ich mit dieser heiklen Aufgabe betrauen?«
Ghalib. Das hätte ich nicht von dir gedacht, dass du den Auftrag des guten Kalifen: »Streu das Gold aus und spare das Blut« so wörtlich nehmen würdest. Sonst, wenn du dich mit den Ungläubigen des Nordens rauftest, warst du tapferer.
Und ich nun, o ich wollte schon längst Fäden spinnen, die ich mit den deinen verknüpfen könnte, denn was fehlt mir noch zu immer höherem Aufstieg als Beziehungen zum Heer und seinen Befehlshabern? Aber in dieser Mission? Als Aufpasser und Nachrechner? Wer hat mir das eingebrockt, wer hat dem Kalifen eingeblasen, dass ich, der »Mann von erprobter Redlichkeit«, der »geschickteste und erfolgreichste Unterhändler«, diesen Auftrag am besten erfüllen könne? Ich höre sie, es sind dieselben, die damals sagten: »Er macht Geschenke, die sein Einkommen bei Weitem übersteigen.« Aber ich werde ihre Berechnungen durchkreuzen und ihre Hoffnungen zuschanden machen, jetzt wie dazumal.
Zu Welid sagte Abu Amir: »Ich nehme dich mit. Ich bin von Neid und Missgunst umgeben, man legt mir Fallstricke, wo ich geh und stehe. Ich muss jemanden bei mir haben, auf den ich mich verlassen kann.« Welid erschrak. Es kam ihm zu Bewusstsein, wie schwer es ihm wurde, sich von Romeileh zu trennen. Aber er scheute sich, das auszusprechen.
Kurz vor dem Aufbruch aber ging er zu Abu Amir, eine seltsame Bewegtheit lag auf seinem Gesicht.
»Romeileh erwartet ein Kind! Nach dreijähriger Ehe das erste Kind! Kannst du nicht einen ändern mit dir nehmen?«
Ach, Welid, dachte Abu Amir, gerade deshalb musst du ja mit! Laut aber sagte er: »Wer könnte dich ersetzen, mein Bruder?«
Sie kamen sich auf dieser Reise so nahe, wie sie sich seit ihren Kindertagen nicht mehr gewesen waren. Abu Amir war heiter und aufgeräumt, erzählte Schnurren aus seiner Tätigkeit als Richter, lachte über die armen Schelme, die versucht hatten, ihn zu überlisten, und als sie in Algeciras zum Hafen ritten, um sich einzuschiffen, war seine Rede voll von: »Hier war
Weitere Kostenlose Bücher