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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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die Sammlung für einen guten Preis abzukaufen, nachdem der Nachlass als wenig wertvoll eingeschätzt worden war. Doch selbst dieser Trost wurde Marc nicht zuteil. Viertausend Bücher im Wert eines mittleren Vermögens waren zu einem Haufen Asche verbrannt. Die Vernichtung seltener Bücher war für Marc ein schlimmeres Verbrechen als ein Mord.
    »Wanda Saffell?« Lag es nur an Hannahs Einbildung, oder überlegte er, wie viel er preisgeben durfte? »Ich habe sie ein paarmal getroffen. Hatte ich dir nicht davon erzählt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Vermutlich hast du nach einem langen Arbeitstag wieder mal nicht richtig zugehört«, murmelte er.
    »Aber jetzt bin ich ganz Ohr.«
    »Wanda war seine zweite Frau; die erste starb sehr jung an Brustkrebs. George und Wanda haben vor vier oder fünf Jahren geheiratet. Sie war geschieden und teilte seine Liebe zu Büchern.«
    »Sammelt sie auch?«
    »Nein, sie führt einen Kleinverlag, allerdings mehr als Hobby. Ab und zu veröffentlicht sie limitierte Auflagen. George hat sie finanziell unterstützt, aber ich hatte den Eindruck, dass jeder sein eigenes Leben lebte.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so«, antwortete er unbestimmt.
    »Haben sie sich getrennt?«
    »Ich glaube nicht, aber aus solchen Dingen halte ich mich lieber heraus.«
    Nachdem er ihre Neugier geweckt hatte, war er nicht in der Lage, sie zu befriedigen. Typisch Mann.
    »Bis die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hatte, war das Bootshaus längst ausgebrannt. Es stand am Ende eines Waldweges, und der Alarm wurde erst ausgelöst, als jemand auf der anderen Seite des Ullswater die Flammen entdeckte. Den Forensikern blieben kaum Anhaltspunkte. Es war nicht mehr viel übrig - weder von deinem Kunden noch von seinen Büchern.«
    Marc zuckte im Beifahrersitz zusammen, und zumindest in diesem Fall war Hannah klar, dass es nichts mit ihrer Fahrweise zu tun hatte. Es fehlte ihm beileibe nicht an Fantasie -, wie sollte es auch bei einem Mann, der Bücher so sehr liebte? - und so konnte er sich die Qualen, die Saffell erlitten hatte, lebhaft ausmalen. Selbst die letzten Sekunden vor der Bewusstlosigkeit mussten einem wie eine Ewigkeit vorkommen, wenn man bei lebendigem Leib verbrannte.
    »Aber man hat Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden. Benzin!«
    Marc sah sie an. »Vielleicht brauchte er den Kraftstoff für sein Boot.«
    »Schon möglich. Aber es gibt auch Anzeichen dafür, dass er an Händen und Füßen gefesselt war.«
    Das gehörte zwar zu den vertraulichen Informationen, aber Marc würde es sicher nicht hinausposaunen. Er wusste genau, wann er diskret zu sein hatte.
    »Himmel!« Er schüttelte sich. »Dann war es also Mord.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Aber wer würde schon einen so harmlosen Menschen wie George Saffell umbringen?«
    »Wer ist schon wirklich völlig harmlos?«
    »Findest du das nicht ein bisschen weit hergeholt? Er war ein eher schweigsamer Mensch, ganz anders als die typischen, oft aufdringlichen Immobilienmakler. Der gute alte George hätte keiner Fliege etwas zuleide getan.«
    »Mag schon sein - trotzdem hatte er ganz offenbar einen Feind.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben.«
    Hannah fluchte. Von hinten kam ein Wagen in voller Geschwindigkeit mit aufgeblendetem Fernlicht herangebraust. Unmittelbar vor einer Kurve überholte er und scherte so knapp wieder ein, dass Hannah nur eine Vollbremsung blieb. Sie erhaschte lediglich einen flüchtigen Blick auf den niedrigen, wendigen Sportwagen, ehe er mit quietschenden Reifen in der Dunkelheit verschwand.
    »Arschloch!«
    Marc schnalzte mit der Zunge.
    »Da hat aber jemand wirklich Sorge, zu spät zur Party zu erscheinen.«
    »Himmel noch mal! Das hätte gefährlich ins Auge gehen können. Was hat der Kerl sich bloß dabei gedacht?«
    »Wieso glaubst du, dass ein Mann den Wagen gefahren hat?« Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, besann sich dann aber. »Wie dem auch sei, wir haben überlebt. Und außerdem sind wir da.«
    Hannah fuhr eine lange, schmale Auffahrt hinauf, die durch eine Allee aus dunklen Bäumen führte. Die Tore standen offen; auf den Backsteinsäulen leuchteten helle Lampen. Hannah fiel eine Schieferplatte mit dem eingravierten Namen des Hauses auf.
    »Crag Gill.«
    »Es heißt nach dem Haus von Miss Thornton in The Picts and the Martyrs«, sagte Marc, als würde dies alles erklären.
    Der Buchtitel kam Hannah bekannt vor.
    »War das nicht Arthur Ransome? Der Autor von Swallows and Amazonas?«
    »Bravo!

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