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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Zentimeter Tiefe, ja. Zumindest wurde es unseren Ermittlern von einem führenden Experten auf dem Gebiet der Knotentechnik so erklärt.«
    Von Greg Wharfs Gesicht war unmissverständlich abzulesen, was er von Menschen hielt, die sich beruflich mit dem Knüpfen von Knoten beschäftigten.
    »Gibt es Hinweise auf eine Vergewaltigung?«
    »Noch nicht einmal darauf, dass sie im Vorfeld Sex gehabt hätte. Für eine Bergwanderung war sie zwar angemessen gekleidet, es fehlte ihr aber an Ausrüstung. Sie trug Jeans, ein T-Shirt und einen Bodywarmer. BH und Slip stammten von Marks & Spencer. Abgesehen von den Abschürfungen am Hals zeigte sie weder Verletzungen noch Anzeichen für einen Kampf.«
    »Ein fehlgeschlagenes Sadomaso-Spielchen vielleicht?«
    »Im Freien?«
    »Macht doch Spaß.«
    »Das Wetter war miserabel. Der Dauerregen hätte selbst die brennendste Begierde gelöscht.«
    »Jeder nach seiner Fasson.«
    Geradezu showmäßig unterdrückte er ein Gähnen. Hannah beschloss, den Grundsatz »Im Zweifel für den Angeklagten« gelten zu lassen und anzunehmen, dass er einfach nur zu viel gefeiert hatte. Es wäre sicher nicht sinnvoll, ihrer Beziehung gleich am ersten Morgen den Todesstoß zu versetzen, obwohl sie ihm keine achtundvierzig Stunden mehr gab, ehe sie sich gezwungen sah, ihn deutlich zurechtzuweisen, und sich damit vermutlich seine ewige Feindschaft einhandelte. Und das hatte sie nur Lauren zu verdanken! Warum sabotierte ihre Vorgesetzte ein anständiges Team, indem sie ihm einen egoistischen Frauenfeind zuteilte?
    »Ist der Tatort mit dem Auto erreichbar?«
    »Mit einem Allradfahrzeug könnte man bis ganz in die Nähe fahren, aber es ist klar, dass sie nicht an einem anderen Ort getötet und dann zu diesem Weiher gebracht wurde. Bethanys VW parkte am Ende einer Straße, und die verläuft ungefähr einen Kilometer vor dem Weiher im Gelände. Sie hatte den Wagen selbst dort abgestellt, entweder um Hand an sich zu legen oder um jemanden zu treffen. Über die Todesursache besteht übrigens kein Zweifel. Sie ist ertrunken.«
    »Zeigte sie Anzeichen von Lebensmüdigkeit? Gab es in der Familie ähnlich gelagerte Fälle?«
    »Nichts dergleichen. Ihr Vater war schon lange tot, und ein älterer Bruder wurde ein Jahr vor Bethanys Geburt von einem Lkw überfahren. Sie war fleißig und pflegte nur wenige intime Freundschaften. Eine längjährige Schwärmerei für ihre Englischlehrerin aus der sechsten Klasse endete, als die Frau während Bethanys erstem Jahr an der Universität Lancaster an Meningitis starb.«
    »Armes Mädchen. Eine Menge Leute, die ihr nahestanden, haben vorzeitig das Zeitliche gesegnet.«
    »Nicht so ihre Mutter. Sie lebt noch. Als Bethany geboren wurde, war sie bereits vierzig. Ich glaube nicht, dass sie ihre Tochter je wirklich verstand, aber sie vergötterte sie.«
    »Gab es in der Familie Depressionen?«
    »Nicht bekannt. Bethany besaß nur wenige Freunde, aber die Leute, mit denen sie zu tun hatte, glaubten nicht, dass sie selbst allem ein Ende gemacht hätte.«
    »Freunde und Familienmitglieder sind oft die Letzten, die etwas wahrnehmen.«
    »Die Mutter hat ausgesagt, dass Bethany nicht schwimmen konnte. Sie bekam Panik, wenn ihr Gesicht unter Wasser geriet. Warum also hätte sie sich ausgerechnet ertränken sollen?«
    »Selbstquälerische Gründe vielleicht?«
    »Wir können nur Vermutungen anstellen.«
    Greg zuckte die Schultern. »Warum machen wir uns dann die Mühe?«
    Eine gute Frage, und Hannah hatte eine Antwort darauf. Die Antwort, die sie Marc oben am Schlangenweiher gegeben hatte, war nicht ganz vollständig gewesen.
    »Der Beamte, der damals die Ermittlungen geleitet hat, war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Vor seiner Pensionierung legte er mir den Fall ans Herz. Er war der festen Überzeugung, dass das Mädchen ermordet wurde.«
    »Ach ja?«
    Hannah erinnerte sich nur allzu gut, wie Ben Kind ihr von seinen Recherchen zu Bethanys Tod erzählte, nachdem man ihn aufgefordert hatte, den Fall nicht weiterzuverfolgen. Sie selbst war damals mit einem anderen Fall beschäftigt gewesen. Noch heute hörte sie Bens Stimme.
    Ich muss immer an ihre letzten Lebensminuten denken. Eine Frau, die sich vor Wasser fürchtete, soll sich selbst ertränkt haben? Sie muss doch entsetzliche Ängste ausgestanden haben! Würde ein Mensch sich so etwas je selbst antun?
    »Bethany hatte eine Liebesbeziehung zu einem gewissen Nathan Clare. Der zuständige Beamte fragte sich, ob Clare vielleicht mehr über

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