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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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glich sie Marc, obwohl es ihr an seiner Sammelleidenschaft fehlte. Aber sie verstand, warum er es hasste, sich von Vertrautem zu lösen.
    War das eventuell der Grund, weshalb sie noch immer zusammen waren? Weil es nicht ihrem Naturell entsprach, sich zu trennen? Selbst nach der Zärtlichkeit der vergangenen Nacht hätte Hannah nicht auf die Antwort schwören wollen.
    Unter einem Stapel von Kriminalstatistiken aus dem letzten Monat lugte eine Ecke ihres persönlichen Adressbuchs hervor. Sie fischte es heraus. Auch die Nummern von Daniel Kinds Mobiltelefon und seines Festnetzanschlusses in Brackdale hatte sie darin notiert und sich nie die Mühe gemacht, sie zu streichen.
    Ob sie ihn einfach mal anrufen sollte? Warum eigentlich nicht? Schließlich schadete sie damit niemandem.
    Kaum hatte sie zum Hörer gegriffen, als die Tür aufflog.
    »Ma'am? Ich habe gerade etwas gefunden, das Sie vielleicht interessiert.«
    Es war Maggie Eyre. Sie hatte sich so beeilt, dass sie außer Atem war und schwitzte. Hannah fiel auf, dass sie ein wenig an Gewicht zugelegt hatte, und ertappte sich bei einem geradezu unwürdig selbstsüchtigen Gedanken. Hoffentlich ist sie nicht schwänger. Wir haben ohnehin schon zu wenig Personal.
    Sie legte den Telefonhörer wieder hin und winkte Maggie in den Besuchersessel auf der anderen Seite ihres unaufgeräumten Schreibtischs. »Setzen Sie sich!«
    »Entschuldigen Sie die Unterbrechung! Ich hätte warten sollen.«
    »Es war nichts Wichtiges.«
    Maggie warf ein Blatt auf den Tisch. Es verdeckte das Adressbuch. »Vielleicht hat das hier ja auch gar keine Bedeutung. Aber ein verblüffender Zufall ist es schon, und ich wollte, dass sie sofort davon erfahren.«
    Hannah warf einen Blick auf das Papier. Es war eine kurze Zeugenaussage. Der Name der Zeugin lautete Wanda Smith. Sie war bei einer PR-Agentur angestellt gewesen, in der Bethany vor ihrem Wechsel ins Universitätssekretariat als Aushilfe gejobbt hatte.
    Auf dem Blatt klebte ein gelbes Post-it, auf dem eine Telefonnummer und drei Worte standen.
    Ehename: Wanda Saffell.
    Daniel Kind starrte auf seinen Laptop und dachte an Mord.
    Schuld daran war Thomas de Quincey. Daniel hatte soeben zum wiederholten Mal den Essay Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet gelesen und war ihm erneut verfallen. De Quincey war fasziniert von der Katharsis, der »Philosophie, das Herz durch die Mittel von Mitleid und Angst zu reinigen ... Zur Komposition eines vollendeten Mordes gehört mehr als die Anwesenheit von zwei Schafsköpfen, die töten und sich töten lassen. Ein Messer, eine Geldbörse und eine dunkle Gasse genügen nicht. Beleuchtung, Kleidung, Handlungsverlauf, Spannungsbogen und pathetischer Effekt sind für Bestrebungen dieser Art unerlässlich.« Der wahre Mörder war ein Romantiker, der sich in Szene setzte, und die Verbrechen, die de Quincey gefielen, hatten eine Tendenz zum Bizarren.
    Daniel hielt es für angebracht, nicht darüber nachzudenken, was sein Vater zu dem Versuch gesagt hätte, Mord zum Thema einer Satire zu machen. Mit Sicherheit hatte jemand, dessen Beruf es war, Morde aufzuklären, kein Gefühl für die Ästhetik eines Verbrechens. Daniel erinnerte sich an einen Freitag in seiner Kindheit, an dem er lange hatte aufbleiben dürfen. Sein Vater arbeitete an einem Fall und hatte dem Sohn versprochen, ihm abends vor dem Schlafengehen noch etwas vorzulesen. Ein solcher Genuss kam selten vor, und Daniel hatte ein Kapitel aus einem Buch über die immer in irgendwelchen geheimnisvollen Fällen ermittelnden Fünf Freunde ausgewählt. Als Ben schließlich zu Hause ankam, wirkte er verstört und ausgelaugt. Er umarmte seinen Sohn auf seltsam ungestüme Weise und erklärte ihm, er müsse erst duschen, ehe es ans Vorlesen ginge. Louise schlief längst tief und fest, doch während Daniel in seinem Kinderzimmer wartete, hörte er die Eltern flüstern.
    »Was hat er ihr angetan?«
    »Er hat sie mit bloßen Händen erwürgt.«
    »Mein Gott!«
    »Aber das war noch nicht das Schlimmste.« Bens Stimme klang erstickt, und einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete Daniel, sein Vater würde in Tränen ausbrechen. »Sie war doch nur ein Kind. Ein Kind!«
    In diesem Moment fiel Ben auf, dass die Tür zum Zimmer seines Sohnes nur angelehnt war und schloss sie. Aber Daniel hatte genug gehört. Er hatte begriffen, dass in der Welt seines Vaters echte Leute echten Kindern etwas antaten, und zwar Dinge, die für Worte zu schrecklich waren. Aber das war noch

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