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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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helfen, auf etwas anderes zurückzuführen war, als dass sie an einem regnerischen Januartag nichts mit sich anzufangen wusste.
    Er stellte sich neben sie an die Kasse, nachdem sie die Besitzerin eines der Kunsthandwerksläden im Hof bedient hatte, die auf Schritt und Tritt von einem aggressiven Terrier namens Whisky begleitet wurde. Die Kundin hatte lange und zäh um eine Erstausgabe über traditionelles Quilten gefeilscht, und Marc hätte ihr vielleicht noch ein paar Pfund mehr aus den Rippen geleiert, aber darauf kam es jetzt nicht an. Selbst in einem formlosen blauen Pullover und Jeans sah Cassie fantastisch aus. Er dachte an den Abend zwei Tage zuvor und ihren Schatten am Fenster, als sie sich auszog.
    »Vielen Dank, dass Sie uns aus der Patsche helfen.«
    »Kein Problem.« Sie lächelte. »Ich bin gern hier. Außerdem bediene ich gern Leute mit Hunden. Mich stören Tiere nicht, aber wenn ich mich recht erinnere, haben Sie einmal gesagt, dass sie sie nicht so gut ertragen können.«
    Marc spürte, wie er errötete. Irgendwie erschien es nicht politisch korrekt zuzugeben, dass er sich schon ein Leben lang vor den besten Freunden des Menschen fürchtete, doch zumindest schien es Cassie nichts auszumachen. »Ich habe nur ein Problem mit den Hunden. Mit sieben Jahren bin ich von einem Schäferhund gebissen worden. Es tat höllisch weh. Ich dachte wirklich, ich müsste sterben. Natürlich ging letztendlich alles gut, aber solche kindlichen Traumata hinterlassen eben Spuren - und es bleibt etwas von der Angst zurück, auch wenn die ursprünglichen Wunden längst verheilt sind.«
    »Oh ja, das verstehe ich.« Ihre Augen wurden riesengroß. »Das muss ja ganz schrecklich gewesen sein!«
    Gott sei Dank hielt sie ihn nicht für einen Feigling. Trotzdem fühlte Marc sich nicht wohl dabei, eine Schwäche zugeben zu müssen, und wechselte hastig das Thema.
    »Und was haben Sie heute Nachmittag vor?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Entschuldigung.« Er wusste nicht recht, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte. »Ich wollte nicht neugierig sein.«
    »Nein, nein, so hatte ich es auch nicht gemeint.«
    »Es ist nur ...«
    »Ja?«
    »Ich habe heute Nachmittag einen Termin mit einem Verkäufer in Carnforth. Er bietet eine Sammlung von Wainwright-Erstausgaben an und hat mir Vorkaufsrecht eingeräumt. Wenn es Sie interessiert, könnten Sie mitkommen und sich ein Bild davon machen, wie man Preise aushandelt.«
    »Ich habe diesen Band über das Quilten zu billig verkauft, nicht wahr?«
    »Nein, ich wollte Sie nicht ...«
    »Sie sind zu freundlich, aber ich habe ihren triumphierenden Blick sehr wohl bemerkt. Sie wusste genau, dass sie ein Schnäppchen gemacht hat. Mein Gott, ich bin wirklich naiv!« Etwas geknickt, aber hinreißend käme der Sache näher, dachte Marc. »Bestimmt hat sie so lange gewartet, bis Sie anderweitig beschäftigt waren, ehe sie mich nach dem Preis fragte. Ich hätte ...«
    »Schon gut, keine Sorge. Aber wenn Sie mit nach Carnforth kämen, hätten Sie die Möglichkeit, das Ganze in einem größeren Rahmen zu erleben. Zum Verkauf von Büchern gehört mehr, als hinter der Ladentheke zu stehen.«
    »Ja, ich würde gern ... oh Mist!«
    »Was ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Beinahe hätte ich es vergessen: Ich habe heute Nachmittag einen Termin beim Zahnarzt.«
    Marc hatte das Gefühl, als täten ihm selbst plötzlich alle Zähne weh. »Zahnschmerzen?«
    »Nein, nur die übliche Kontrolle, die ich aber besser nicht absagen sollte. Kassenzahnärzte sind fast so selten wie signierte Wordsworths, und ich möchte nicht aus seiner Kartei fliegen. Ich hoffe nur, dass er nicht zu bohren braucht, denn mein Freund will mich heute Abend zum Essen ausführen.«
    »Na gut, dann vielleicht ein anderes Mal.« Marc konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.
    »Ich würde mich wirklich freuen.«
    Ihr Eifer munterte ihn wieder auf. Trotzdem war es fast unmöglich, nicht zumindest einen winzigen Stich von Eifersucht beim Gedanken an die Existenz dieses Freundes zu empfinden. Obwohl Marc sich noch immer nicht ganz sicher war, ob dieser Freund wirklich existierte oder nur als praktisches Alibi diente, mögliche Annäherungsversuche von vornherein in Grenzen zu halten.
    » Wenn ein Mann sich erst einmal dem Morden hingibt«, deklamierte Arlo Denstone, »so wird er schon bald an Diebstahl denken; vom Diebstahl ist es kein weiter Weg mehr zur Trunksucht und Entheiligung des Sabbat und von hier zur Grobheit und Faulheit.«
    Er hielt inne

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