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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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kleineren Türme eine Sternwarte mit einem großen Fenster, das dem Stand von Sonne und Mond immerzu folgte. Es war ein ruhiges Zimmer mit einem kleinen Brunnen, einer bequemen Bank und efeubewachsenen Wänden. Für Nessy war es der geeignete Ort, um den Blick auf einen klaren Himmel zu genießen. Und das robuste Dach bot ihr genügend Schutz vor sämtlichen abstürzenden Wiederkäuern.
    Es war noch früh am Abend, als sie mit einem dicken magischen Schinken unter dem Arm hinauf in die Sternwarte kam. Das Nurgax folgte ihr und trug dabei das Glas von Yazpib dem Prächtigen vorsichtig im Maul.
    Die violetten und weißen Blüten an den Wänden wandten sich in Nessys Richtung. »Einen guten Abend wünsche ich dir, Welpe.«
    »Hallo, Ivy. Mein Beileid zu deinem Verlust.« Nessy ließ die Ohren und den Schwanz hängen und winselte mitfühlend.
    Das vielleicht deutlichste Zeichen von Margles Boshaftigkeit war die Verzauberung seiner eigenen Mutter. Über die Jahre hinweg hatte er sie in einen Hausdrachen, eine Nervensäge, eine Kuh, eine Harpyie und auch in eine alte Zicke verwandelt. Am Ende hatte er die poetischen Ausdrücke aufgegeben und sie zu einem Haufen klammernder Klettpflanzen gemacht.
    »Nicht, dass mir der kleine Bastard irgendetwas bedeutet hätte«, grollte Ivy. »Und er war wirklich ein Bastard, weißt du? Genauso wertlos wie sein wertloser Bastard von einem Vater. Hätte nie zustimmen dürfen, dass er bei diesem Geisterbeschwörer in die Lehre geht. Aber ich brauchte das Geld. Ach, wie schwer das für mich war! Zwei Jungs ganz allein großzuziehen. Was hatte ich für eine Wahl? All die schwere Arbeit, all die Opfer, und das ist nun der Dank. Ich hoffe, er verrottet.«
    Ihre Bemerkungen machten Nessy traurig. Jedem, gleichgültig, wie böse er auch sein mochte, stand zumindest ein Trauernder zu.
    Sie ging zum Fenster und genoss ein paar Minuten lang die Aussicht. Die grasbewachsenen Felder erstreckten sich so weit das Auge reichte. Ein einsamer Baum stand auf dem Hügel am Horizont. Tagsüber waren die verdorrten Ebenen kein schöner Anblick, aber bei Nacht nahm das Gras eine sanfte blaue Farbe an, die Sterne funkelten und der leuchtende Mond schien zum Greifen nah.
    Margle hatte ihr das beschert. Sie hob den Kopf und heulte um ihren toten Meister. In dem Jaulen und Kläffen ihrer Muttersprache sang sie Margles Loblied. Es war ein sehr kurzes Heulen, deshalb wiederholte sie es noch zweimal. Die Ohren gespitzt, horchte sie in die Landschaft, die sich weit unter ihr befand. In der Ferne echote ein Wolf den bedrückenden Ruf. Vielleicht setzte ein anderer irgendwo weiter entfernt das Lied fort. In dieser Nacht trauerte vielleicht die ganze Welt um Margle: ein Heulen ums andere. Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf Nessys Schnauze.
    »Das war schön«, sagte Yazpib.
    »Du sprichst koboldisch?«
    »Ein bisschen. Solch eine Ehre hat er gar nicht verdient.«
    »Seit wann bekommt denn irgendwer, was er verdient?«
    »Ach, wie wahr«, lamentierte Ivy. »Wie wahr, in der Tat.«
    Yazpib kicherte. Seine Flüssigkeit blubberte. »Du hast die Seele einer Philosophin, Nessy.«
    Ivy fuhr zu jammern fort: »Ich habe gegeben. Und zwar habe ich alles gegeben, was ich hatte, und dann habe ich noch ein bisschen mehr gegeben, bis ich schließlich nichts mehr zu geben hatte. Wenn überhaupt, dann sollte ich heiliggesprochen werden.«
    »Ja, ja, Mutter«, antwortete Yazpib. »Wenn du jetzt bitte still wärst, Nessy und ich würden gern mit unserem Unterricht anfangen.«
    »Oh, wie schrecklich! Seiner eigenen Mutter zu sagen, sie solle den Mund halten!«
    »Ich habe nicht gesagt…«
    »Nein, nein. Ich bin schon still. Ich werde einfach hier sitzen und wachsen.« Ihre Blüten hingen matt herab. »Ganz still.« Yazpib seufzte.
    »Ihr werdet kein Wort mehr von mir hören. Kein einziges. Die Himmel wissen, wir Mütter müssen immer schweigend leiden, unsere eigenen Bedürfnisse ständig für unsere Lieben zurückstellen. Und jetzt bin ich in Trauer. Aber ich werde einfach still trauern.«
    »Aber Mutter, du hast Margle doch gehasst! Du hast ihn immer gehasst. Und er hat dich gehasst, was meiner Meinung nach ohne jeden Zweifel an deinem Zustand abzulesen ist.«
    »Wie kannst du es wagen! Das Band zwischen einer Mutter und ihrem Kind ist heilig!«
    Er flüsterte Nessy zu: »Warum musste ihr mein Bruder nur die Sprachfähigkeit lassen? Wenn jemand mit einem Fluch ewigen Schweigens geschlagen werden sollte …«
    »Wie

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