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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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selbst.
    »Ja, aber es reicht. Es muss reichen.«
    »Aber das Risiko. Wage ich es? Selbst meine Unsterblichkeit hat ihre Grenzen.«
    Sie schauderte. Der Tod war eine höchst unheilsame Aussicht für Dämonen. Sterben bedeutete, in die Unterwelt zurückzukehren. Und dort zu bleiben. Für immer. Selten konnten Dämonen ihrem Gefängnis entkommen. Aber da gab es doch immer diese Hoffnung. Außer wenn sie starben. Dann mussten sie sich der Ewigkeit überlassen. Und die Gruben der Verdammten waren nicht die Art von Ort, wo man lange bleiben wollte. Nicht einmal eine uralte Dämonenherrscherin wollte das.
    Wilde Entschlossenheit glomm in ihren tausend Augen. »Wage ich es, das Risiko nicht einzugehen?«
    »Nein. Wenn Margle erst einmal von seinem ungünstigen Tod zurückkehrt, habe ich meine Chance verspielt. Heute Nacht werde ich diesen Raum verlassen - auf die eine oder andere Art.« Sie flitzte zur Tür.
    Die anderen Glühwürmchen leuchteten in sanftem Weiß, ein Meer von glitzernden Sternen hinter der strahlend roten Anführerin. Sie loderten blendend hell auf, und einer nach dem anderen verstärkten sie mit ihrer Hitze die des Anführerinsekts. Langsam und vorsichtig, über einen Zeitraum von einer oder zwei Stunden hinweg, versammelte sich alle Macht der Dämonin in dem einzigen verbleibenden Glühwürmchen. Der Rest wurde zu Tausenden von winzigen Aschehäufchen auf dem Boden.
    Die immens große Flamme der Dämonin loderte mit rasender Wut. Das Feuer heulte und ließ den Violetten Raum erzittern. Sie konzentrierte sich, zog es um ihre winzige Gestalt herum zu einer wogenden, tosenden Kugel zusammen. Grinsend warf sie sich gegen die Tür. Es gab eine Explosion, als Magie auf Magie prallte. Auf physischer Ebene wurde eigentlich sehr wenig Kraft freigesetzt. Dafür erschütterten die metaphysischen Schockwellen das Schloss aber auf übernatürlicher Ebene, und hätte Margle nicht weise Vorkehrungen getroffen und sein astrales Fundament verstärkt, wäre das Schloss sicherlich eingestürzt. So aber bemerkte es kaum jemand. Nur ein paar Geister, die sich in der Nähe befanden (und mysteriöse, betäubende Kopfschmerzen entwickelten), ein Schädel auf einem Gewürzregal, der irre gackerte, ein Höllenhund, der in einem aufgewickelten Teppich gefangen war, eine Schnake, die niemand hörte, und eine einzelne schwarze Magierin.
    Die Tür des Violetten Raums fiel aus ihren Angeln. Zu ausgelaugt, um zu fliegen, krabbelte die Dämonin aus ihrem Gefängnis und sog die frische Luft ein. Auch wenn sie eigentlich gar nicht so frisch war - um genau zu sein sogar ein bisschen abgestanden -, aber nichts hatte je so süß gerochen.
    Sie kicherte. »Jetzt nur ein bisschen ausruhen, und dann bin ich bereit, diesen verdammten Zauberer ein für alle Male zu vernichten. Und sein geliebtes Schloss gleich dazu. Und dann werde ich etwas gegen diese armselige sterbliche Welt tun.«
    Sie schwieg in der Erwartung, dass sie etwas dazu sagen würde, aber es gab keine anderen Ichs mehr, die sprechen konnten. Sie faltete die Flügel zu einem Achselzucken.
    »Alles zu seiner Zeit.«
    Weil sie ihre Kräfte sammeln musste, krabbelte sie in eine sichere, dunkle Mauerspalte und fand sich Auge in Auge mit einem großen, gefleckten, braunen Kröterich wieder.
    »Hallo«, sagte der Kröterich. »Du bist nicht zufällig eine Prinzessin, oder?«
    Die Dämonin blinzelte in die schwarzen Augen der Amphibie. »Nein.«
    »Zu schade. Ich selbst bin nämlich ein Prinz, mit dieser abscheulichen Gestalt geschlagen. Und auch wenn ich nicht sicher sagen kann, dass es funktionieren wird, habe ich doch gehört, der Kuss einer Prinzessin könne solch einen Fluch aufheben. Ich weiß nämlich, dass es irgendwo in diesem Schloss mindestens eine Prinzessin in einer ähnlich fluchbelegten Gestalt gibt. Und mit einem einzigen Kuss könnten wir uns beide einen großen Gefallen tun. Uns vielleicht sogar verlieben und, na ja … wer weiß, was sonst noch?« Er lächelte. »Märchenunsinn, natürlich, aber man wird ja noch träumen dürfen.«
    Die Dämonin, die ihre eigene Stimme zwar sehr liebte, die Stimmen von anderen aber äußerst wenig, starrte den Kröterich wütend an.
    »Bist du sicher, dass du keine Prinzessin bist?«, fragte er wieder. »Es läge eine wunderbar dramatisehe Ironie in der Kombination aus Krötenprinz und Glühwürmchenprinzessin.«
    »Ich bin aber keine Prinzessin.« Ihre Stimme dröhnte. »Ich bin eine Königin. Königin der Hölle, Herrin der

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