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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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infernalischen Gesetze können dir nicht helfen.«
    »Wo bin ich dann?« Margle flatterte wild mit Armen und Beinen, unfähig, sich fortzubewegen. »Wo bin ich?«
    »Weißt du es denn nicht?« Die düstere Stimme kicherte wieder, doch das Lachen hörte plötzlich auf, und sie nahm einen freundlicheren Tonfall an. »Warum sollte ich es dir sagen? Dir, Margle dem Schrecklichen, der in seinem ganzen Leben kein einziges Mal Gnade hat walten lassen? Sollte mich dein Unbehagen kümmern? Hast du nicht all das und noch viel mehr verdient? Aber ich bin nicht wie du, Margle. Ich besitze immerhin ein Mindestmaß an Mitgefühl. Anscheinend sogar für einen niederträchtigen Schatten wie dich.«
    Die Stimme lachte abermals dröhnend laut und bellend. »Du bist hinter der Tür.«
    Margle erstarrte. Seine Haut fühlte sich klamm an. Er schwitzte und fröstelte gleichzeitig.
    »Du bist hier, weil ich dich hierhergebracht habe«, sagte die Stimme, die jetzt weder wütend noch freundlich, sondern gelangweilt klang. »Du bist hier, weil ich dich nicht das Zeitliche segnen lassen konnte, obwohl ich es sehr gern getan hätte, wenn ich eine Wahl gehabt hätte. Aber die Zauber, die du platziert hast, verlangen, dass du nicht so leicht entlassen wirst. Also behalte ich dich hier, weil ich selbst nicht genug Willen besitze, um das zu entscheiden.«
    Margles Furcht verwandelte sich in Wut. Er war ein legendärer schwarzer Magier. Königreiche zitterten vor ihm. Götter flehten um seine Gunst. Nicht die großen, aber immerhin die kleinen und die mittleren Gottheiten, diejenigen, die auf dem Weg nach oben waren. Er hatte sich noch nie zuvor so machtlos gefühlt.
    »Wer bist du?«
    Die Stimme ignorierte die Frage. »Andere Zauber verlangen, dass ich dich ins Leben zurückschicke. In dein elendes, jämmerliches, scheußliches, vergeudetes Leben.« Sie knurrte wie ein Tier. »Und ich weiß nicht, wie lange ich ihnen noch widerstehen kann. Ich bin nicht Herr meiner selbst. Noch nicht. Aber du wirst tot bleiben, solange ich dich so belassen kann.« Die Stimme räusperte sich und sprach leise weiter: »Hoffen wir, dass es lange genug ist.«
    Die Tür Am Ende Des Flurs bebte und pochte dumpf. Das Nichts wand sich um Margle. Stein hob sich unter seinen Füßen empor. Er war wieder am Ende des Flurs und betrachtete die Tür.
    »Du bist das Schloss«, sagte Margle.
    »Nicht ganz. Ich bin die Seele des Schlosses.«
    »Ich habe dir keine Seele gegeben!«
    »Seelen werden nicht gegeben. Noch können sie aus Magie allein konstruiert werden, nicht einmal aus der verbotenen Magie hinter dieser Tür. Seelen kann man nur finden, sie sind so unschätzbar wertvoll wie jeder Schatz und werden dennoch schmerzlich vernachlässigt. Aber ich habe meine gefunden, und ich weiß sie mehr zu schätzen als diejenigen, deren einziges Recht, eine zu besitzen, darauf zurückzuführen ist, dass sie damit geboren wurden.«
    Margle hob die Fäuste. Hätte er Magie besessen, er hätte das Schloss bis auf die Grundmauern in Schutt und Asche gelegt, es zerschmettert, ohne weiter darüber nachzudenken. »Seele oder nicht, du bist mein Schloss! Und als dein Meister fordere ich Auferstehung!«
    »Deine Forderungen zählen jetzt wenig. Du bist nur ein Schatten. Lediglich die Zauber, die du bereits gewirkt hast, besitzen noch Macht über mich, und selbst sie können mich nicht vollständig binden, jetzt, da du tot bist.«
    »Du widersetzt dich mir also? Niemand widersetzt sich mir! Niemand!«
    Das Schloss lachte leise und herablassend, aber mit einem Hauch Mitleid für den machtlosen Zauberer. Er bemerkte es nicht. Zu beschäftigt war er mit seiner Wut.
    »Ich verlange Auferstehung! Ich bin Margle der Schreckliche! Ich bin dein Meister!«
    Die Stimme des Schlosses senkte sich zu einem leisen Flüstern. Die Worte hallten noch sehr, sehr lange durch die Flure. Margle schien es, als dauerte dies Tage.
    »Aber du bist nicht mein einziger Meister.«
     
    * * *
     
    Auf der anderen Seite stand Tiama die Narbige vor der Tür Am Ende Des Flurs. Niemand sah sie. Niemand sah auch Die Tür. Sie waren beide nicht unsichtbar, sie trafen sich nur in einer unbeachteten Kammer des Schlosses. Es gab nicht viele solcher Orte, wo sich böse Mächte unbeobachtet treffen konnten. Um genau zu sein, war dies der einzige Ort, und selbst er würde nicht mehr sehr lange verlassen bleiben.
    Weder Tiama noch Die Tür sagten etwas. Sie standen nur da, führten vielleicht ein telepathisches Gespräch, vielleicht

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