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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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getan hatte, guckte er mich total verständnislos an. Am Ende sagte er, er vermisse Erica, aber Philomena hatte darauf bestanden, dass Erica gehen müsse, und er wollte Philomena unbedingt wieder zurück. In dieser Hinsicht glaube ich ihm; er hat mir die rosafarbenen Diamanten gezeigt, die er ihr gekauft hatte – für eine Million Dollar! Und dabei ist Desmond ein ausgemachter Geizhals. Es muss Dee-Dee gewesen sein, die ihm von Anna erzählt und ihn gebeten hat, ihn zu dem Bankett begleiten zu dürfen, nur, um mich zu quälen, diese scheinheilige Hure.
    Erica wird nichts sagen, das ist klar. Daher könnten die Anschuldigungen nur von jemand anderem am Tisch kommen – jemand, der nicht zu betrunken war, um sich zu erinnern. Ich glaube Ericas Einwänden nicht, die behauptet, ihre Stimmewäre zu leise gewesen und niemand außer Desmond hätte sie hören können. Dennoch, wenn die Anschuldigungen aus Patriotismus gemacht würden, wäre es schon längst passiert. Da es nicht stattgefunden hat, nehme ich an, dass es, wenn überhaupt, als Erpressung käme, entweder an Erica gerichtet oder an mich. Ich habe sie deswegen gewarnt, was sie schon wieder verschreckt hat, die dumme Kuh. Ständig muss ich den Schlamassel, den sie veranstaltet, hinter ihr wegräumen.
    Natürlich habe ich alle Leute, die etwas mit dem Tisch zu tun hatten, genau beobachtet, also habe ich eine ziemlich genaue Vorstellung, woher die Erpressung kommen könnte, wenn sie käme. Erpressung ist ein zweischneidiges Schwert, da gibt mir Strawinsky recht. Wir haben beschlossen, dass, wenn ein Erpressungsversuch gemacht werden sollte, alle elf Leute sterben müssen.
    Wenn ich jetzt damit anfinge, könnte ich einen nach dem anderen umbringen. Die Polizei hier ist überraschend gut, aber kein Vergleich zum KGB. Andererseits reizt es mich, alle elf auf einen Schlag zu ermorden. Was für ein Coup! Es würde die Polizei mehr als nur verwirren. Und allein aus logistischer Sicht ist es sehr reizvoll. Strawinsky hat Einwände, aber Strawinsky wird die Anordnungen befolgen. Strawinsky ist gezwungen zu kooperieren. Wer würde jemals eine Hand hinter elf Todesfällen vermuten, wenn jede Person auf komplett andere Weise stirbt? Oh, was für eine Herausforderung!«
    Und da war es, dachte Carmine. Odysseus hatte die Spionagearbeit zu so einer Perfektion gebracht, dass er anfing, sich zu langweilen. Ein recht zweifelhaftes Kompliment für die Polizei von Holloman – wir sind überraschend gut, aber nicht der KGB. Ich danke welchen Göttern auch immer dafür, dass das so ist!
     
    »Ich habe herausgefunden, dass zwei Männer am Tisch Frauen haben«, schrieb Smith am neunzehnten Dezember. »Mrs. Barbara Norton ist ziemlich durchgedreht, aber versteckt das gut. Strawinsky hat sich als Mann namens Reuben ausgegeben und eine Unterhaltung mit ihr angefangen. Wo ihr Hirn sein sollte, ist nur ein leerer Kürbis. Norton, der fette Banker, terrorisiert sie, und sie ist bereit, ihn zu morden.
    Dasselbe kann man von Dr. Pauline Denbigh sagen, obwohl ich persönlich an sie herantreten werde. Ihr Ehemann schlägt sie auf sadistische Weise – was für ein Scheißkerl! Sie hat mir die Wunden gezeigt, die sie mir mit Anstand entblößen konnte. Ich werde ihr das Glas Zyanid überlassen. Den Rest übernimmt sie selbst, ich werde ihr lediglich das Datum der Tat vorgeben. Sie konnte allen Bestechungen widerstehen, bis auf das Rilke-Original. Ich habe sie es sehen lassen und arrangiert, dass sie es bekommt, wenn sie freigesprochen werden wird. Ich werde Bera ein Vermögen zahlen – anonym – unter der Bedingung, dass er sie freibekommt. Und das wird er.«
    Das würde reichen, dachte Carmine. Ich vermute, auch nichts von dem, was hier steht, würde das Urteil der Jury ändern. Was zählt, ist die Erwähnung ihrer Wunden, nicht das Datum. Ein Rilke-Original! Mann, der Kerl musste Kontakte haben. Nicht, dass die Jury jemals das Tagebuch zu Gesicht bekäme. Bera würde einen Weg finden, damit es nicht als Beweismittel zugelassen werden würde.
     
    Bianca Tolano zerriss ihm das Herz. »Ich bemerkte sie am Tisch neben der Hure Dee-Dee und konnte keinen Unterschied zwischen ihnen feststellen«, schrieb Smith am zweiundzwanzigsten Dezember. »Zwei Huren! Eine das glänzende, fertige Produkt, die andere die sittsam, süße Hure im Werden. Die im Werden erinnerte mich an Erica, also bekommtsie den Tod, den ich Erica wünsche. Ich habe bereits mein Werkzeug gefunden. Ein unterwürfiger Kriecher namens

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