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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einen Besuch abzustatten, bevor die Cornucopia-Büros schlossen. Er machte sich nicht die Mühe, sie vorher anzurufen.
    Carmine fand sie oben im Penthouse. In das, wie Abe herausgefunden hatte, eine kleine Wendeltreppe führte, die im Gäste-WC versteckt war. Die Rückwand öffnete sich nach innen, wenn man den zweiten in einer Reihe schicker Knöpfe drückte, und gab eine sehr enge, eiserne Wendeltreppe frei. Also nutzte Carmine diese und tauchte auf, als hätte er soeben das WC benutzt. Sein Erscheinen alarmierte Erica Davenport nicht, sondern störte sie nur.
    »Ich bin wohl jetzt Ihre Hauptverdächtige«, sagte sie.
    »Nein, wenn überhaupt. Außer, wenn er Ihnen gesagt hätte, was in seinem Testament stand.«
    »Desmond Skeps so indiskret? Das Einzige, was Desmonds Zunge lockerte, war Alkohol, aber als ich ihn kennenlernte, hatte er seinem Konsum bereits ernste Grenzen auferlegt. Ein Single-Malt Scotch pro Tag, das war’s, und er ist nie davon abgekommen. Er leitete eine der größten Firmen des Landes und kannte den Schaden, den zu viel Geplauder anrichten konnte. Am Anfang, kurz nachdem er die Firma übernommen hatte, setzte er Cornucopias eigenen Kostenvoranschlag für einender ersten Atomreaktoren aufs Spiel, was es der Konkurrenzfirma ermöglichte, ihn mit Cornucopias eigenem Design zu unterbieten. Er hätte beinahe alles verloren. Wal Grierson hat damals für ihn die Kohlen aus dem Feuer geholt – wenn Des irgendjemanden liebte, dann war es Wal Grierson. Sein Vorstand war damals brandneu. Er hätte sie alle außer Grierson feuern sollen, aber er entschied, dass Jasager durchaus ihren Nutzen haben – vorausgesetzt, der Boss betrank sich nicht.«
    »Offensichtlich frönen Sie dem Bettgeflüster, Dr. Davenport.«
    »Oh, hat sie es Ihnen erzählt? Das ist typisch.«
    »Mochte Mr. Skeps Frauen? Kam er gut mit ihnen aus?«
    »Ach, kommen Sie, Captain, Sie wissen ganz genau, dass er Frauen hasste. Das ist der Grund, warum mich sein Letzter Wille tatsächlich überraschte. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass er meinen Geschäftssinn wirklich schätzte. Und nun, sehen Sie mich an! Ich bin Vorstandsvorsitzende und habe die komplette Kontrolle über Desmond juniors Anteile, Zinsen und Vermögen.« Sie schnaufte lachend. »Ich, Erica Davenport, bin der Hahn im Korb.«
    »Also werden Sie es Mrs. Skeps so richtig unter die Nase reiben.«
    »Überhaupt nicht.« Ihre Augen waren so ernst, dass sie fast blau wirkten. »Ich habe keinerlei Absicht, Philomena Skeps irgendwie zu beeinträchtigen, auch nicht in ihrer Funktion als Mutter.«
    »Ich habe noch eine andere Frage an Sie, Dr. Davenport. Was würde passieren, wenn Desmond der Dritte stirbt?«
    Sie erbleichte. »Denken Sie das nicht!«
    »Sie sind Anwältin, die Möglichkeit muss Ihnen in den Sinn gekommen sein. Also, was passiert dann?«
    »Es gibt noch weitere Mitglieder der Familie Skeps. Ichkönnte mir denken, dass jemand aus der Verwandtschaft väterlicherseits erben würde.«
    Carmine ahnte Böses. »Mr. Philip Smith?«
    »Nein, definitiv nicht. Mr. Smith behauptet, er sei blutsverwandt, aber in welchem Grad wurde nie untersucht. Es gibt einen Neffen und einen Cousin ersten Grades. Sie wären die Nächsten, mit dem Cousin an erster Stelle. Der Neffe ist das Kind von Desmond Skeps’ Schwester. Der erste Cousin ist das Kind von Desmond Skeps seniors jüngerem Bruder. Wie auch immer, das Testament wurde unter dem New York State Law aufgesetzt, und darin bin ich keine Expertin.«
    »Ich danke Ihnen.« Carmine sah sich um. »Haben Sie vor, hier zu wohnen?«
    »Warum nicht? Obwohl ich mächtig ausmisten muss. Der arme Desmond hatte keinen Geschmack.«
    »Und Sie?«
    »Ich würde sagen, mein Geschmack ist sehr, sehr anders. Ich werde Gemälde als Altersvorsorge kaufen und sie hier aufhängen. Und ich werde dieses Monstrum loswerden.« Sie wies auf das Teleskop. »Er war ein leidenschaftlicher Spanner.«
    »Das habe ich auch bemerkt. Hatte er eine Kamera daran befestigt?«
    Sie zuckte. »Ja, das hatte er! Aber sie ist nicht mehr da.«
    »Sie war nicht mehr da, als seine Leiche noch auf der Massagebank lag«, sagte Carmine grimmig. »Nun weiß ich zumindest, was Ted Kelly mitgenommen hat.«
    »Oder vielleicht hat der Mörder sie mitgenommen«, meinte Erica Davenport.
    »Möglich.«
    Carmine ging Richtung Fahrstuhl.
    »Werden Sie und Ihre Familie morgen auf Myrons Party sein?«
    »Wenn wir eingeladen wurden, ja.«
    »Schön. Ich bin schon ganz gespannt, Ihre Frau

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