Zu viele Morde
der Vorlage eines Kleides bestickt hatte, was Audrey Hepburn in dem Film
Sabrina
getragen hatte. Das erste Paar, dem Carmine und Desdemona begegneten – im Fahrstuhl –, waren Mawson McIntosh – M. M.– unddessen Frau Angela. Sie überließ die Chubb-Politik ihrem Mann und widmete sich höheren Dingen, von Yoga bis Astrologie. Es war eine gute Partnerschaft, denn Angela hatte ein hervorragendes Gedächtnis und vergaß nie einen Namen. Wie überaus praktisch für den Präsidenten des Chubb.
»Heute Abend lernen wir also den neuen Boss von Cornucopia kenne«, sagte M. M.
»Das tun wir in der Tat«, erwiderte Carmine und hielt sich zurück, hinzuzufügen, dass sie eine der Verdächtigen war. M. M. wusste es wahrscheinlich sowieso.
»Liebling, wir haben sie doch schon kennengelernt«, sagte Angela. »Du erinnerst dich doch sicher? Auf einem Wohltätigkeitsbankett vor vier Monaten. Sie war mit Gus Purvey dort. Ich erinnere mich an sie, weil sie so wunderschön ist – ein Wassermann mit Aszendent Skorpion.«
»Huh«, grummelte M.M und trat einen Schritt zurück, um den Damen Platz zum Aussteigen zu geben. »Sie sehen fabelhaft aus, Desdemona.«
Sie stürzten sich direkt ins Gefecht, das von Myron und Erica angeführt wurde. Ihre Gastgeberin war in silbergrauen Taft und silbernes Gewebe gekleidet, mit Hacken unter vier Zentimetern, stellte Carmine fest. Myron war so stolz auf sie, so eifrig, sie jedem von Bedeutung vorzustellen, wobei er gar nicht bemerkte, dass sie selbst eine Hauptakteurin in diesem Machtspiel war.
Myron stellte sie Desdemona vor, während Carmine alles beobachte. Da Erica Davenport genötigt war, ihren Kopf zu heben, um Desdemona ins Gesicht zu blicken, sah sie es nur von unten, was nicht gerade die schmeichelhafteste Perspektive war. Also fixierten ihre Augen einen bequemeren Punkt und ließen sich auf Desdemonas Ring nieder.
»Zauberhaft«, sagte sie mit gezwungenem Lächeln. Wiekonnte eine so große Frau mit ihrer Größe auch noch hohe Absätze tragen? Carmine Delmonico war ein großer Mann, aber mit den Schuhen wirkte er neben ihr wie ein Zwerg. Und das schien ihn gar nicht zu stören.
»Der Diamant ist mein Verlobungsring, und der Saphir war zur Geburt unseres Sohnes.«
»Sie sind Engländerin?«
»Ja, aber inzwischen amerikanische Staatsbürgerin.« Desdemona lächelte und wandte sich ab. Inzwischen waren immer mehr Gäste gekommen.
»Und, was hältst du von der Schneekönigin?«, fragte Carmine.
»Nicht Schnee, Liebling. Schnee ist weich und nachgiebig. Eiskönigin.«
»Guter Punkt. Sieht man ihr ihr Alter an?«
»Ich schon. Sie ist sehr hart, auf eine Art, die man mit zwanzig oder dreißig noch nicht ist. Ich vermute, dass sie sich bald liften lassen wird – die Falten neben der Nase und an den Mundwinkeln werden langsam deutlicher.«
»Ist sie fähig zu Mord?«
»Gewiss, so wie ein Hai. Sie schnappt zu, bevor dir überhaupt klar wird, dass du dich in ihren Gewässern befindest. Aber ich kann sie mir nicht in irgendeiner Situation vorstellen, die einen Mord erfordern würde. Außer, jemand drängt sie so weit in die Ecke, dass ihr ein fürchterlicher Fehler unterläuft.«
»Während du vor ihr gestanden hast, hat sie dich als Irre eingestuft, aber jetzt, wo wir auf der anderen Seite des Raumes stehen, lässt sie dich kaum aus den Augen.«
»Nein, ich glaube, sie ist mehr an dir interessiert, Carmine. Sie hatte gehofft, dich verführen zu können, aber nachdem sie mich gesehen hat, erstarben ihre Hoffnungen. Sie kann mitLeuten außerhalb ihres Erfahrungsfeldes nichts anfangen. Für sie sind Männer solche armseligen, unsicheren Kreaturen, dass sie es zum Beispiel nicht ertragen können, wenn eine Frau sie überragt. Und nun weiß sie nicht, was sie denken soll.«
»Das ist das, was ich in ihrem Gesicht gelesen habe, obwohl, nichts von der Verführung. Was hat das zu bedeuten, mein liebes Orakel?«
»Dass sie sich zu dir hingezogen fühlt, du Dummerchen.«
Delia kam, ganz ungewöhnlich, in pinkfarbenen Rüschen. Carmine überließ Desdemona und seine Sekretärin ihrem Geplauder und begann umherzustreifen. Soweit er sehen konnte, fehlte niemand.
Er hielt bei Mr. Philip Smith inne, dessen Frau woanders war.
»Woher kennen Sie Myron, Mr. Smith?«, fragte er.
Er ließ sofort wieder den Angeber heraushängen. »Auf gesellschaftlichen Anlässen für Sie Phil, Carmine. Myron ist der Chef einer großen New Yorker Bank, mit der wir einen großen Teil unserer Geschäfte
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