Zu viele Morde
hatte – sehr ungewöhnlich. Er hatte mich natürlich nicht um mein Einverständnis gebeten, aber ich hatte ihn in Verdacht, weil nur wenige aus dem ersten Semester sich für Rilke interessieren. Ich habe das Zyanid mitgenommen – es ist sehr gefährlich. Und dann wurde mir klar, dass ich den idealen Weg gefunden hatte, um John für immer aus meinem Leben zu schaffen, vorausgesetzt, ich fände einen Weg, der niemand anderen gefährdet. Und das führte zu dem Jasmintee und diesen idiotischen zweiwöchigen Montagskaffees. Danach« – sagte sie und zuckte die Achseln – »war es einfach. Der Laden war in Manhattan, aber die Teebeutel werden in Queens hergestellt.«
»Sie haben keine ausreichenden Beschuldigungen gegen den Dekan, Dr. Denbigh«, sagte Carmine.
»Ich werde meinen Fall vor Gericht vertreten. Mr. Anthony Bera wird mein Verteidiger sein«, sagte die Löwin und leckte sich die Lippen. »Und das ist alles, was ich zu sagen habe, bevor Mr. Bera hier eintrifft. Ich denke, es ist sehr fair von mir, meine Karten sozusagen auf den Tisch gelegt zu haben. Sie wissen jetzt, worauf ich plädieren werde und wie meine Verteidigung aussehen wird.«
Carmine stoppte das Aufnahmegerät. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Dr. Denbigh, aber ich muss Sie warnen. Die Staatsanwaltschaft wird Ihnen Mord nachweisen und die Höchststrafe verlangen.«
»Wetten, dass sie durch die Maschen schlüpft?«, sagte Carmine Silvestri ein paar Minuten später. »Das ist eine verdammt kluge Frau.«
»Hängt davon ab, wie gut Bera seine Geschworenen aussucht«, meinte Silvestri und rollte die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. »Er wird beantragen, dass der Fall in einem anderen Zuständigkeitsbezirk verhandelt wird. Und es war schon immer schwer, eine Verurteilung durchzukriegen, wenn die Angeklagte eine Schönheit ist. Man würde denken, die weiblichen Juroren würden sich gegen sie wenden, aber das tun sie nicht, und die Männer sind Wachs in ihren Händen. Also, ja, Carmine, damit könnten Sie recht haben.« Sein gepflegtes Katzengesicht sah sehr zufrieden aus, trotz des ungewissen Ausgangs von Pauline Denbighs Gerichtsverhandlung. »Wenn Sie mich fragen, ob es mich kümmert? Nicht besonders. Die Hauptsache ist, dass Dean Denbighs Fall gelöst ist.«
»Ich denke nicht, dass die anderen zehn so einfach sein werden.«
»Sind Sie immer noch der Meinung, es handele sich um einen einzigen Mörder?«
»Mehr denn je. Keiner fällt aus dem Muster, Chef«, antwortete Carmine. Er runzelte die Stirn. »Und diese verdammte Frau! Sie hat mich derart aus dem Konzept gebracht mit ihrer Notwehrnummer, dass ich vergessen habe, ihr die einzige Frage zu stellen, die ich eigentlich stellen wollte.«
»Dann gehen Sie zurück und fragen Sie.«
»Während Bera dabei ist? Er wird ihr raten, nicht zu antworten.«
»Die Anhörung ist in einer Stunde, Captain, also hat Dr. Denbigh nicht viel Zeit für Sie«, sagte Bera am nächsten Morgen.
»Dessen bin ich mir bewusst.« Carmine setzte sich undschaltete das Aufnahmegerät ein. »Dr. Denbigh, wie geht es Ihnen?«
»Danke, gut«, sagte sie, da sie nicht wusste, dass Judge Thwaites gleich den Vorsitz hatte, der der Ansicht war, sie sei zu allem fähig.
»Es gibt eine Frage, die ich Ihnen noch gerne stellen würde. Es hat nicht direkt etwas mit Ihrem Fall oder Ihrer Verteidigung zu tun, aber es ist sehr wichtig für die Ermittlung der zehn anderen Mordfälle.«
»Meine Klientin hat keinen Mord begangen«, sagte Bera.
»Der zehn Morde«, berichtigte sich Carmine.
»Stellen Sie Ihre Frage, Captain Delmonico.«
»Gab es irgendeinen Grund dafür, dass Sie sich dazu entschlossen haben, das Leben Ihres Mannes genau am Montag, den dritten April, zu beenden?«
Mit zur Seite geneigtem Kopf dachte Bera über die Folgen nach, während Pauline Denbigh daneben saß und ihn anstarrte.
»Dr. Denbigh hatte einen Grund«, sagte Bera.
Verärgert schüttelte Carmine den Kopf. »Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte. Genauere Angaben, bitte.«
»Die werden Sie nicht bekommen, Captain.«
»Dann lassen Sie es mich erneut versuchen. Was für Gründe Sie auch immer gehabt haben, Dr. Denbigh, standen sie in irgendeiner Verbindung zu – sagen wir, Gerüchten, die Sie gehört haben, dass andere Todesfälle stattfinden werden?«
»Geschwätz«, sagte Bera verächtlich.
»Hatte es etwas mit einem Pakt oder einem Abkommen zu tun, dass andere Menschen sterben sollten? Oder war es reiner
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