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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gefahren.« Abes Stimme zitterte.
    »Wie heißt der kleine Junge richtig?«
    »Thomas Peter. Ist im April fünf geworden, also wäre er erst im September in die Schule gekommen.«
    Sie stiegen in den Ford Fairlane. Abe packte ganz automatischdie Sirene auf das Dach. Carmine saß vorne, die Hände über dem Gesicht. Ein Alptraum! Das Geräusch der Sirene wirkte seltsam beruhigend: ein einsamer, trauriger Ton. Erst als sie fast in North Holloman waren, nahm er die Hände vom Gesicht.
    »Hat sie gestanden? Wer war da?«
    »Nur Dave O’Brien – er ist der diensthabende Sergeant von East Holloman diese Woche. Sie hat ihn angerufen, aber sonst niemanden. Dave ist rüber zum Haus und hat dann mich gerufen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wie konnte dieser dämliche Arzt, den sie hat, nicht wissen, was sie versteckt? Sie war beide Male, als ich sie sah, so zugedröhnt, ich hatte keine Chance, auch nur das Geringste von ihr zu erfahren. Ich hätte sie unter Druck setzen sollen, Abe, aber sie hat mich zum Narren gehalten.«
    »Carmine, keiner von uns konnte das wissen. Wenn sie ihren Ehemann umgebracht hätte, war die Realität so fern von dem, was sie sich vorgestellt hatte, dass sie ausgeflippt ist – sie hat nicht geschauspielert! Aber wir wissen nicht, ob sie jetzt etwas damit zu tun hat, und das ist das Einzige, was zählt.«
    »Was könnte es sonst sein außer Strychnin?«
    »Ich weiß es nicht, und du weißt es nicht, Carmine.«
    Ein paar Nachbarn hatten sich versammelt, die anderen beiden North Holloman-Polizisten hatten die Zufahrt zum Haus abgesperrt, und Patsy stand auf der Veranda und wartete auf sie. Er kam ihnen entgegen.
    »Kein Strychnin«, sagte er knapp, mit gedämpfter Stimme. »Er hat sich an einem Radiergummi in Form einer Erdbeere verschluckt und ist daran erstickt.«
    Erleichterung durchströmte Carmine und Abe. Sie waren nicht fahrlässig gewesen. Der arme kleine Junge war tot, aber ein mitleidiger Gott hatte ihnen diesen Schmerz erspart.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Carmine und fühlte sich unwohl.
    »Setz dich, Cousin. Du auch, Abe.«
    Sie nahmen auf der Treppe, die auf die Veranda führte, Platz.
    »Sie ist da drinnen«, sagte Patsy in schonungslosem Tonfall und nickte in Richtung der Wohnzimmerfenster. »Der Kleine gottlob nicht. Ich will diese Frau nie wieder sehen.«
    Carmine stand abrupt auf, total erstaunt. »Patsy! Was hat sie gemacht? Hat sie das Ding an ihn verfüttert?«
    »Das könnte sie genauso gut getan haben, aber das wird sie dir alles selbst erzählen.« Er führte sie durch die Haustür und die Stufen hoch in das Kinderzimmer des Jungen.
    Abe und Carmine sahen zu, wie Patsy den Jungen sachte hochhob, ihn in einen mit Frotteestoff ausgekleideten Leichensack legte und ihn dann schnell abtransportierte, wobei es für die Neugierigen so aussah, als wäre es eine flache, leere Bahre.
    Mrs. Barbara Norton saß bei Corey und Sergeant Dave O’Brien. Sie war nach wie vor ruhig, und erst als sie ihre Geschichte erzählte, traten ihr Irrsinn und ihre Unzurechnungsfähigkeit zutage. Sie schien keine Ahnung zu haben, dass ihr Sohn tot war, obwohl sie es gewusst hatte, als sie mit Dave O’Brien telefonierte und ihm erzählte, er sei schwarz im Gesicht und würde nicht atmen, und fortfuhr, sie habe ihn umgebracht.
    »Jetzt, wo Peter nicht mehr da ist«, sagte sie den Männern, »kann ich endlich tun, was ich will.« Sie beugte sich vor und sprach im Flüsterton. »Peter war ein Fresssack. Er bestand darauf, dass wir immer das aßen, was er aß – die Kinder sind aufgegangen wie Hefekuchen. Ich habe nie versucht zu streiten. Ich habe nur auf den richtigen Augenblick gewartet.« Sie nickte ernst, setzte sich wieder zurück und lächelte.
    »Niemand kann fette Leute wirklich leiden«, fing sie wieder an. »Also, nachdem Peter gestorben war, habe ich uns auf Diät gesetzt. Marlene und Tommy trinken Wasser. Ich trinke schwarzen Tee. Wir können so viel rohes Gemüse essen, wie wir mögen, aber kein Brot, keine Kekse, keinen Kuchen, nichts, was Zucker enthält. Keine Milch, keine Sahne, kein Nachtisch. Zum Frühstück und zum Mittagessen haben Tommy und Marlene Cracker bekommen. Wir haben gekochtes Huhn oder Fisch ohne Haut gegessen und gedämpftes Gemüse. Reis. Wenn Tommy im September in die Schule kommt, wird er so schlank sein wie eine Gerte.«
    In einem Augenblick des Schweigens entschied Carmine, eine Frage zu wagen. »Wie sind Sie so schlank geblieben, Barbara?«
    »Indem ich mir den Finger in

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