Zu viele Morde
Erica Davenport können wir streichen. Die größte Frage, die sie betrifft, lautet: Hat Biancas Mord sie aus der Gefahrenzone gebracht?«
»Es gab keine weiteren Morde«, sagte Corey.
»Wie machen wir von hier aus weiter?«, fragte Abe.
»Ihr Jungs konzentriert euch auf Peter Norton«, sagte Carmine energiegeladen. »Was, wenn Mrs. Norton schon seit einiger Zeit geplant hat, ihren Mann umzubringen, und so manipuliert wurde, dass sie es am dritten April getan hat? Wenn sie schuldig ist, dann hat sie das Strychnin irgendwoher haben müssen, und das ist vielleicht die Verbindung zu unserem Superhirn. Ich möchte, dass ihr jeden Stein in Mrs. Nortons Vergangenheit umdreht. Hatte sie einen Freund? Hat sie Schulden?Schmuck? Pelze? Klamotten? Spielsucht? Sie ist plump, aber nicht unattraktiv. Schaut euch jeden Grashalm an!«
Carmine nahm sich die Zeit, um mit Myron im Malvolio’s Mittag zu essen, der besorgt aussah.
»Stützt Erica sich zu sehr auf dich?«, fragte Carmine.
»Nicht mehr so stark, seit ich ihr geraten habe, die M. S. Cornucopia unter ihrem eigenen Dampf laufen zu lassen. Das hätte ich auch selbst erkennen können.«
»Du bist die Butter auf dem Brot.« Carmine wandte sich an die Kellnerin. »Ich hätte gerne einen Salat mit Tomaten, Gurke und Sellerie, Öl und Essig-Dressing, Minnie.« Er blickte argwöhnisch von Minnie zu Myron. »Was habt ihr? Warum guckt ihr so komisch?«
Minnie schmolz dahin, Myron zuckte die Achseln. »Das ist ja schrecklich, Carmine. Was ist mit dem Thousand Island Dressing passiert? Den Brötchen? Der Butter?«
»Wenn du bei mir zu Hause das Abendessen genossen hättest, Myron, dann wüsstest du es.« Carmine nahm einen Schluck seines schwarzen, zuckerfreien Kaffees. »Meine Frau hat sich in einen Meisterkoch verwandelt, also esse ich besser Karnickelfutter zum Mittag, oder ich verwandle mich in ein Michelin-Männchen.«
»Wow. Wie steht es um die Mörder?«
»Wir kommen voran. Wie viel hat Erica dir über ihre Kindheit und die Zeit als junge Frau erzählt?«
»Mehr, als sie Desmond Skeps erzählt hat. Sie hat aus Selbsterhaltungstrieb alle Manager verschaukelt, aber mir hat sie die Wahrheit erzählt. Kinder, die in der Wirtschaftskrise aufgewachsen sind, haben verdammt harte Zeiten durchgemacht, Carmine.«
»Brauchst du mir nicht zu erzählen, ich war eines von ihnen.Mein Vater hatte Glück, er behielt seinen Job, aber sein Lohn musste über einen Großteil der Familie verteilt werden. East Holloman war einer der ersten Bezirke, in denen es wieder aufwärts ging. Die St. Berhard’s High School war nicht ausgelastet, und so hatten die Lehrer viel Zeit für uns.«
»Ich habe nie etwas davon gespürt«, sagte Myron. »Der Filmindustrie ging es immer gut und daher auch meinem Dad.«
»Es war ein verrücktes Jahrzehnt.« Carmine stocherte in seinem Salat. »Wie, glaubst du, ist Erica zu der Frau geworden, die sie jetzt ist, Myron?«
»Ich habe keine Ahnung. Sie hat es mir nie erzählt.«
»Hat sie je erwähnt, was sie in Europa gemacht hat, während sie im Sommer 1948 dort herumgereist ist?«
»Ich wusste gar nicht, dass sie in Europa war, ich weiß nur von London.«
»Es steht in ihrer FBI-Akte.«
»Ich werde sie nicht für dich ausspionieren, Carmine.«
»Darum würde ich dich auch gar nicht bitten, aber Spionage ist bereits Teil dieses Falles. Jemand bei Cornucopia verkauft Staatsgeheimnisse an die Roten, und Erica steht ernsthaft unter Verdacht.«
Myron wurde kreidebleich. Sein Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Oh, mein Gott, das ist ja schrecklich.«
»Das sind allerdings geheime Informationen. Du darfst mit niemandem darüber reden, Myron, außer mit Erica. Sie weiß über Odysseus Bescheid.«
»Odysseus ist der Spion?«
»Das ist sein Codename beim FBI. Ich glaube nicht, dass Erica selbst Odysseus ist, aber ich vermute, sie weiß, wer es ist. Deine Sicherheitsfreigabe ist wahrscheinlich wesentlich höher als meine, also habe ich keine Bedenken, es dir zu erzählen. Wenn du nichts davon weißt, dann sind dein Unternehmenund deine Mitarbeiter nicht involviert. Aber es könnte sein, dass Erica einen wahren Freund sehr zu schätzen weiß.«
Myrons graue Augen begannen feucht zu glänzen. Er nickte heftig. »Ich habe irgendwie den Appetit verloren«, sagte er. »Dieser wunderbare Hackbraten ist quasi unberührt. Ich nehme nicht an …?«
»Danke. Nein, für mich nur Karnickelfutter.«
»Meine Güte. Desdemona scheint in derselben Liga zu spielen
Weitere Kostenlose Bücher