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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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Militär ist er bei einem Kurzurlaub nach Hause
gekommen und hat Momma erzählt, dass er dich gefunden hätte und dich zu ihr
bringen wollte, bis der Krieg aus wäre. Fast hätte sie ihm die Wahrheit über
Pearl gestanden. Die Kleine war damals zwei oder drei und dir und Robert wie
aus dem Gesicht geschnitten. Aber Momma wusste, dass er seinem Land dienen
musste. Außerdem hätte sie ihm auch sagen müssen, dass du sie, soweit wir
wussten, einfach weggegeben hattest. Das hätte ihn umgebracht. Und am Ende bist
du nie bei uns aufgetaucht.«
    Miss Isabelle hatte Mühe, sich zu beherrschen. Ihre Augen strahlten
eine solche Traurigkeit aus, dass ich mir Sorgen um ihr Herz machte –
buchstäblich und im übertragenen Sinne.
    Â»Nach Mommas Tod, als Pearl erwachsen war«, fuhr Nell fort, »habe
ich ihr von dir und Robert erzählt. Sie hatte immer etwas geahnt, weil sie so
helle Haut hatte, aber sich nicht getraut nachzufragen. Und die Ähnlichkeit mit
Robert war groß. Sie hat oft Fotos von ihm angeschaut und versucht, seine Züge
in ihren zu entdecken. Ich habe ihr nie gesagt, dass du sie nicht wolltest.
Jetzt bin ich froh darüber. Pearl hat mir erzählt, dass sie dich in Texas
aufgespürt und ein paarmal versucht hätte, dich anzurufen. Sie hat nicht den
Mut gefunden, etwas zu sagen, als du ans Telefon gegangen bist. Wahrscheinlich
hatte sie Angst, dass du sie zurückweisen würdest – eine Weiße, die plötzlich
erfährt, dass ihre schwarze Tochter lebt? Außerdem hatte sie Bedenken wegen
deinem Mann und den Kindern, die ihr vielleicht hattet. Sie war mit ihrem
Leben, ihren Söhnen und ihren Schülern zufrieden. Ich glaube, sie hätte dich
gern kennengelernt, aber sie wollte keine schlafenden Hunde wecken.«
    Â»Ich erinnere mich«, bestätigte Miss Isabelle, den Blick in die
Ferne gerichtet. »Ungefähr ein Jahr lang hat gelegentlich das Telefon
geklingelt, ohne dass sich jemand gemeldet hätte. Ich wäre nie auf die Idee
gekommen, dass das sie war. Ich habe mir die verrücktesten Sachen
zusammengereimt – dass Robert doch nicht tot war und mich holen wollte.«
    Â»So ganz verkehrt war das ja nicht«, meinte Nell.
    Â»Hätte sie nur was gesagt. Ich hätte alles dafür gegeben, meine
Tochter kennenzulernen.«
    Wir saßen noch eine Weile beisammen, während Nell und Miss Isabelle
darüber sprachen, was sie in der Vergangenheit hätten anders machen können, bis
Felicia aufstand und anfing, die Küche aufzuräumen.
    Beim Abschied umarmten sich Miss Isabelle und Nell lange. Tief in
ihrem Herzen musste Miss Isabelle wohl gespürt haben, dass Nell immer nur ihr
Bestes, dass sie sie, Robert und Pearl vor dem Schlimmsten bewahren wollte. Mit
was für einer Bürde musste Nell die ganzen Jahre gelebt haben.
    An der Tür nahm Miss Isabelle Felicias Hand und bat sie, ihr Fotos
von ihrer Enkelin zu schicken, in die sie ganz vernarrt war, sie vielleicht
sogar in Texas zu besuchen. Ich bezweifelte, dass das passieren würde. War es
möglich, so spät noch eine Beziehung aufzubauen? Immerhin schien Miss Isabelle
glücklich zu sein, dass Roberts und ihre Liebe die Kleine hervorgebracht hatte,
dass ihre Liebe in ihrer Urenkelin weiterlebte.
    Im Wagen stellte ich Miss Isabelle die Frage, die mich seit dem
Bestattungsinstitut beschäftigte. »Warum haben Sie mir nicht verraten, dass es
um Ihre Tochter geht, Miss Isabelle?«
    Â»Das konnte ich anfangs noch nicht, Dorrie. Ich musste zuerst meine
Geschichte erzählen. Dann sind bei dir zu Hause so viele Dinge passiert, und
ich hatte Angst, du würdest meinetwegen nicht heimfahren.«
    Â»Ach, Miss Isabelle«, sagte ich kopfschüttelnd. »Manchmal muss man
einfach nur sagen, was man will. Aber danke für die Rücksicht.«

EINUNDVIERZIG
    DORRIE, GEGENWART
    Am nächsten Morgen nahmen wir einen anderen Weg aus
Cincinnati heraus, als wir gekommen waren. Statt über die Hauptbrücke zurück
nach Kentucky dirigierte Miss Isabelle mich nach Newport, ins Viertel von Nell.
    Willkommen in Shalerville.
    Â»Hier stand das Schild«, sagte sie und deutete mit zitternden
Fingern neben das Willkommensschild. Ich stellte mir das Schild vor, das mir
verboten hätte, nach Einbruch der Dunkelheit den Ort zu betreten. Ende der
Sechziger hatte man solche Hinweise abmontiert, meinte Miss Isabelle. Von Nell
wusste ich, dass heute trotzdem

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