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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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graben, desto klarer wird das Bild. Tweet hat sich bereichert wo er nur konnte und keinen Cent für die Pflege der Tiere eingesetzt. Bisher konnten wir noch nicht nachvollziehen, wohin die fehlenden Pferde alle verschwunden sind. Vor allem gibt es keine Aufzeichnungen darüber, dass sie verkauft worden sind und welcher Preis dafür erzielt werden konnte.“
    „Da könnte Scott uns bestimmt weiterhelfen. Er kennt sich in der Pferdezucht bestens aus und kennt alle namhaften Zuchtbetriebe, die mit solchen Tieren handeln.“ An seinen Bruder gewandt fuhr Grant fort: „Könntest Du uns eine Liste erstellen – vorne weg alle nahegelegenen Gestüte, dann die in Südamerika und schliesslich auch diejenigen in Europa?“
    „Ich habe keine Zeit für so etwas.“ grummelte dieser und entschied schliesslich mit einem Seitenblick zu Kate: „Du kommst mit einem Notizblock auf den Trainingsplatz, dann kann ich Dir die Namen diktieren, während ich mit den Pferden arbeite.“
    Na toll – als ob sie nichts anderes zu tun hätte! Es galt die Küche zu putzen, das Geschirr zu spülen, überall die Betten zu machen und Wäsche zu waschen. Die Badezimmer sahen bestimmt auch wüst aus und dann musste sie sich bereits Gedanken zum nächsten Essen machen, das Scott bestimmt in spätestens vier Stunden lauthals verlangen würde. Aber dieser Tölpel sollte sich bloss nicht einbilden, dass sie klein beigab. Mit einem aufgesetzten Lächeln und zuckersüsser Stimme versicherte sie, dass sie ihm sofort folgen werde, sobald die Küche fertig aufgeräumt und geputzt sei.
    „Natürlich wäre ich schneller fertig, wenn Du mir dabei helfen würdest.“
    Auf ihre Provokation erwiderte Scott nichts. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf, während er nach draussen schritt und sie schier schäumend vor angestauter Wut allein in der Küche zurückliess.
     
    ***
     
    Die Liste war unglaublich lang. Woher Scott bloss so viele Pferdezüchter kannte? Er musste von seinem letzten Arbeitgeber volles Vertrauen genossen haben, um Käufe direkt abwickeln zu können. Warum sonst sollte er die anderen Züchter kennen? Er war zu jung, um schon so viele verschiedene Arbeitsstellen über den ganzen Globus verstreut innegehalten zu haben.
    Grant hatte sich höflich bei ihr bedankt, als sie ihm die Liste ausgehändigt hatte. Wie konnten zwei Brüder so unterschiedlich sein? Grant strahlte eine innere Ruhe aus, von der bei Scott nichts zu spüren war. Ganz im Gegenteil: Kaum erblickte er Kate, schien er innerlich zu kochen. Und meist waren es keine Nettigkeiten, die er ihr an den Kopf warf. Grant hingegen hatte sich stets als Gentleman gezeigt und für ihre Situation viel Verständnis entgegengebracht. Ob er über ihr schlimmes letztes Jahr Bescheid wusste? Schliesslich arbeitete er Seite an Seite mit Graham. Allerdings hatte er sie nie darauf angesprochen und auch die erwarteten mitleidigen Blicke waren bisher ausgeblieben. Wahrscheinlich war er einfach nur von Natur aus viel netter als sein jüngerer Bruder.
     
    Es war ein anstrengender Tag gewesen. Kate hatte alle herumliegenden Kleider eingesammelt, gewaschen, fein säuberlich gefaltet und den jeweiligen Besitzern auf die Betten gelegt, die sie vorgängig in Windeseile gemacht hatte – na ja, Windeseile war etwas übertrieben. Ihre schmerzenden Glieder hinderten sie an raschen Bewegungen und die Müdigkeit verlangsamte ihre Tätigkeit zusätzlich. Aber dank ihrem steten Tun ohne die kleinste Verschnaufpause, hatte sie die beiden Badezimmer geputzt und auf dem Herd schmorte ein duftender Rindereintopf während im Backofen ein grosser Aprikosenkuchen langsam bräunte, um hoffentlich die bedrückte Stimmung im Haus zu heben.
    In einer Viertelstunde würden alle zum gemeinsamen Mahl herbeiströmen. Es blieb ihr also noch kurz Zeit, endlich unter die Dusche zu hüpfen und sich vom Schmutz, der sich seit dem Vortag angesammelt hatte, zu befreien. Mit leichtem Ekel stellte sie fest, dass sie Stroh in den Haaren gehabt hatte. Das musste von der gestrigen Arbeit im Stall herrühren. Aber wann hätte sie seither auch die Zeit finden sollen, um sich gründlich zu waschen? Wieder musste sie an Scotts ungerechte Anschuldigungen denken und fühlte, wie die angestaute Wut wieder zu brodeln begann.
    Als ob sie ihn hätte heraufbeschwören können, hörte sie seine Stimme von der anderen Seite des Duschvorhangs.
    „Ach, die Prinzessin nimmt eine ausgedehnte Dusche, damit wir uns nach harter Arbeit im Stall mit kaltem Wasser

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