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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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Experiment. Oder war es ein gutes Zeichen, dass sie sich in seinen Armen so sicher fühlte, dass sie einschlafen konnte? Vorsichtig stieg er hinter dem Fahrersitz auf den Rücksitz. Die Türe zog er zu, schloss sie aber nicht ganz, sollte er Kate von Panik ergriffen möglichst rasch ins Freie befördern müssen.
    Noch nie hatte er etwas so Schönes gesehen. Ihre ebenmässigen Gesichtszüge hatten sich im Schlaf vollkommen entspannt. Die langen Wimpern, die trotz ihrer hellen Haare dunkel waren, fächerten sich gleichmässig über ihre bleichen Wangen. Immer noch hatte sie eine ungesunde Hautfarbe und war viel zu dünn. Ob er sie in den letzten Tagen zu hart rangenommen hatte? Hatte er ihr Unrecht getan, wenn er sie als Siebenschläferin betitelt hatte, die den halben Tag im wohlig warmen Bett verbrachte? Was konnte der Grund sein, dass sie so kränkelnd und zerbrechlich wirkte?
    Es waren bestimmt über zwei Stunden vergangen, seit er mit ihr hier im Auto sass und den Blick nicht von ihrem faszinierenden Gesicht abwenden konnte. Bereits hatte die Abenddämmerung eingesetzt. Bald müsste er sie für das Nachtessen aufwecken. Oh nein – ein furchtbarer Gedanke traf ihn wie aus heiterem Himmel: Hatte sie sich beim Unfall, bei dem ihr Onkel ums Leben kam verletzt? Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie beim Sturz von einer Klippe mit einem blauen Auge davon gekommen wäre. Wenn er es sich recht überlegte, wurde ihm auch bewusst, dass Kate ab und zu hinkte. Manchmal konnte man es kaum wahrnehmen, doch heute hatte sie bei jedem Schritt regelrecht geschwankt. Hatte sie immer noch Probleme mit ihrer Gesundheit? Sein schlechtes Gewissen schnürte ihm die Kehle zu und plötzlich konnte er in Grahams engem Auto kaum mehr atmen.
    Was, wenn sie wegen anhaltender Schmerzen nicht gut schlief und er sie danach tagsüber ohne Unterbruch und Rücksichtnahme umher hetzte? Und ganz offensichtlich hatte sie sich nicht bloss auf die faule Haut gelegt, wenn sie sich im Haus verkrochen hatte. Auch wenn er ihre Arbeit nicht hatte wahrhaben oder anerkennen wollen, so musste er sich doch eingestehen, dass das Haus inzwischen blitzblank geputzt war, dass seine Kleider stets frisch gewaschen und gefaltet bereit lagen und dass ihre Kochkünste seine Erwartungen stets übertroffen hatten.
    „Oh Kate, es tut mir leid.“ flüsterte er und als sich ihre Augenlider leicht hoben und sie ihn verschlafen ansah, konnte er ihr nicht weiter widerstehen. Langsam senkte er den Kopf und küsste erst das linke, dann ihr rechtes Auge. Als er seinen Kopf leicht hob, sah er, dass sie ihre Augen wieder geschlossen hielt. Leicht strich er mit seinem von Blasen und Hornhaut übersäten Zeigefinger über ihre glatte Wange, dann über ihren rosigen Schmollmund. Als er ihre Unterlippe nachzeichnete, öffnete sich ihr Mund leicht und sie fing an seiner Fingerspitze zu knabbern an. Als sie ihn schliesslich bis zum zweiten Knöchel hineinsog, musste Scott mit aller Macht an sich halten, um die Situation nicht komplett aus den Augen zu verlieren und sich in ihrer süssen Weichheit zu verlieren. Sie sassen zusammen im Auto – genau genommen sass er im Auto und sie lag in seinen Armen – und versuchten, ihre Angst vor dem Autofahren zu überwinden.
    Er beugte seinen Kopf wieder zu ihr hinab, bis seine Lippen fast ihr linkes Ohr berührten.
    „Halte die Augen weiter geschlossen und sage mir, wie Du Dich fühlst.“
    Kate räkelte sich und drehte den Kopf, bis Scotts Zeigefinger mit einem hörbar schmatzenden Geräusch frei kam. Sogleich vermisste er den innigen Kontakt, war aber gleichzeitig froh, dieser sexuellen Stimulation entkommen zu sein. Denn keineswegs konnte er seinen Trieben nachgeben – nicht in dieser Situation und schon gar nicht mit Kate. Kate war eine unverlässliche Person, die es zugelassen hatte, dass die Pferde fast verhungert waren und zudem verstand sie von Pferden rein gar nichts. Was sollte er mit einer solchen Frau an seiner Seite? Die wäre nur ein Klotz am Bein. Allerdings, was hinderte ihn daran, mit ihr eine kleine Affäre anzufangen? Er musste ihr ja nicht gleich einen Ring an den Finger stecken. In absehbarer Zeit musste er sowieso nach Hause reisen. Danach würde er sie wahrscheinlich nie wiedersehen.
    Seine Gedanken waren so weit abgewandert, dass er erst gar nicht verstand, was ihm Kate sagen wollte, als sie nach längerem Schweigen das Wort ergriff.
    „Es geht mir gut. Ich fühle mich warm und irgendwie ausgeruht.“
    Ach ja, sie

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