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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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im Stall geschuftet und waren nun schockiert und zutiefst enttäuscht, als sie immer noch das schmutzige Geschirr vorfanden und weder Kate noch ein duftendes Frühstück auf sie warteten.
    Aufgeweckt von Scotts ungehaltener Triade, rappelte Kate sich aus ihrem unbequemen Sessel hoch. Das war definitiv keine optimale Stellung für ihre mehrfach operierten Knochen und Gelenke gewesen. Sie musste mit aller Kraft die Zähne aufeinander beissen, um vor Schmerzen nicht laut aufzuschreien, als sie aufzustehen versuchte. Ungebeten rannen ihr Tränen über die Wangen. Ungestüm rieb sie sich übers Gesicht und kämmte mit ihren zehn Fingern durch die wirren Haare während sie auf die Türe zu humpelte. Mit einer Hand auf der Türklinke atmete sie nochmals tief durch und stählte sich für die Konfrontation mit einem aufgebrachten Scott.
    „Spiegeleier und Speck gibt’s in zehn Minuten.“ versuchte sie ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, noch ehe er sie erblickt hatte und direkt angreifen konnte.
    „Von Spiegeleiern und Speck werden wir nicht satt. Wir sind seit über vier Stunden auf den Beinen.“
    Mit hochrotem Kopf schritt Scott mit Irving im Schlepptau auf die Haustüre zu und warf wütend über die Schulter zurück:
    „In einer halben Stunde erwarten wir ein richtiges Frühstück!“
     
    ***
     
    Gott, war das eine Tortur. Kate konnte sich nur mit grossen Schmerzen bewegen und bevor sie mit der Zubereitung des Frühstücks beginnen konnte, musste sie in der Küche Platz schaffen und das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler räumen. Laufen war schmerzhaft, bücken war eine Qual, ja selbst die Arme konnte sie nur unter Schmerzen heben. Wütend fuhr sie sich übers Gesicht um die Tränen, die ihr immer wieder über die Wangen rollten, wegzuwischen. So einfach würde sie sich nicht geschlagen geben. Nie würde sie diesem Neandertaler aus Schottland zeigen, wie sie litt und was sie alles durchmachte und bereits durchgestanden hatte. Dieser Holzklotz, dieser egozentrische Wichtigtuer! Noch vor wenigen Stunden hatte sie sich in seinen Armen zum ersten Mal seit über einem Jahr richtig sicher und geborgen gefühlt und nun fiel er ihr bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken. Nie hatte er auch nur einen Gedanken darüber verwendet, was sie den lieben langen Tag und vor allem während den Nächten tat. Er sah einzig und alleine, dass sie nicht im Stall schuftete und das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch stand. Zugegeben, er arbeitete unermüdlich und hielt sich nicht an die acht Stunden der Gewerkschaft. Seit er hier war, hatte er schier Übermenschliches geleistet und auch das fast Unmögliche geschafft: Er hatte nicht nur alle Pferde durchgebracht, sondern die meisten schon wieder recht auf Trab gebracht. Aber trotzdem, musste er sie so abfällig behandeln? Sie gab doch ihr Bestes. Sie konnte schliesslich nichts dafür, dass sie von Pferden keine Ahnung hatte. Hatte sie etwa darum gebeten, ein Gestüt zu erben? Bestimmt hätte sie sich niemals freiwillig dafür gemeldet. Aber die armen Tiere im Stich zu lassen, das war auch keine Möglichkeit und deshalb hatte sie sich in ihr Schicksal gefügt.
    Sollte dieser ungehobelte Klotz doch von ihr denken, was er wollte. Wichtig war nur, dass er gut zu den Pferden schaute. Aber so richtig überzeugen konnte sie sich selber nicht. Denn sie schepperte wutentbrannt laut mit den Pfannen, bis Grant herbeieilte und fragte, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei.
    Also atmete Kate tief durch und versicherte ihm mit leicht zitternder Stimme, dass es in zwanzig Minuten Frühstück gebe und schickte ihn zurück an seine Arbeit, wo er zusammen mit Graham die Unterlagen ihres Onkels durchging.
     
    ***
     
    Am Frühstückstisch herrschte eine bedrückte Stimmung. Gemäss Scott hatten die Pferde wegen des Feuers einen argen Rückschlag erlitten und sie mussten mit dem Training wieder bei Null anfangen. Graham berichtete, dass weit mehr als nur die monatlichen zwanzigtausend Dollar über das letzte Jahr hinweg verschwunden waren, ohne dass es dazu irgendwelche Belege gab. Und schliesslich brachte Grant die Stimmung in arktische Tiefen, als er informierte, dass der unzuverlässige Anwalt – dieser Tweet – nicht aufzufinden sei.
    „Aber er ist doch der Einzige, der Licht in die undurchsichtigen Finanzen bringen könnte.“ Kate war ganz entmutigt.
    „Fast sicher ist er aber auch der Grund, warum die Finanzen und das ganze Gut hier in solch desolatem Zustand sind. Je tiefer wir

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