Zuchthengst zu verkaufen
gesamten Erdball, nicht zu vergessen, dass er für eine horrende Summe Ware auf eigene Rechnung gekauft hatte, bis sie wieder flüssig war und nun die Sache mit dem Flugzeug. Scott war eindeutig mehr als er vorgab. War das gut oder war das schlecht? Hatte sie sich in Scott den Stallburschen verliebt und ihm ihr Vertrauen geschenkt oder war es einfach Scott, den Menschen, den sie achtete – mehr als achtete. Warum aber hatte er ihr nicht von Anfang an die Wahrheit über sich erzählt? Warum hielt er es für nötig, ihr etwas vorzugaukeln? War es sicher, mit ihm nach Schottland zu reisen oder steckte er womöglich mit den Tätern unter einer Decke?
Ungebeten fing sie zu zittern an, erst die Hände, dann der gesamte Körper, bis sie schliesslich die Kiefer fest aufeinander pressen musste, um nicht mit den Zähnen zu klappern. Natürlich fühlte Scott ihre wachsende Unruhe sofort und hob sie kurzerhand auf seinen Schoss, wo er beruhigend die Arme um sie legte.
Nein, aus welchem Grund er auch immer seine wahre Identität verschwiegen hatte, Scott war durch und durch ein guter Mensch, der ihr nichts Böses wollte. Warum sonst würde sie sich im Kreis seiner starken Arme so sicher fühlen? Seine Wärme und ihre beruhigenden Gedanken halfen, dass das Zittern nachliess und sie wieder dem Gespräch am Tisch folgen konnte.
***
Jeder hatte eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Der Sheriff musste das Gelände grossräumig abriegeln, Graham musste dem einzigen Nachbarn einen Besuch abstatten, der innerhalb des abgesperrten Gebietes wohnte und dafür sorgen, dass er abgelenkt war und nichts von Kates Aufbruch wusste, Grant kontaktierte Umliegende Farmen, um die restlichen Tiere möglichst rasch sicher unterzubringen, Irving machte die acht Pferde startklar, die mit ihnen reisen würden und Scott holte das Flugzeug.
Kate blieb alleine am Küchentisch zurück. Sie hatte nicht den Mut, Scott nach seiner Hilfe zu fragen. Als sie sich auf eine Strategie geeinigt hatten, waren alle geschäftsmässig aufgestanden und hatten sich auf ihre Aufgaben gestürzt. Wenigstens würde es jetzt niemand sehen, sollte sie es nicht schaffen aufzustehen und statt dessen neben dem Tisch umkippte. Aber irgendwie hatte sie sich an Scotts Stärke gewöhnt – wie blöd konnte man sein, sich so rasch von jemandem abhängig zu machen. Sie hatte das ganze schwierige letzte Jahr auch sehr gut ohne ihn überstanden, also würde sie ja wohl wenigstens ein paar lächerliche Schritte machen können, ohne dass er ihre Hand hielt. Aber eine leise Stimme sagte ihr, dass es sich hier um alles andere als ein paar lächerliche kleine Schritte handeln könnte. Sollte sie nämlich tatsächlich entdecken müssen, dass sie wieder nicht mehr laufen konnte, dann würde dies wohl eine weitere Operation nach sich ziehen und der ganze Leidensprozess würde von vorne beginnen. Die Ungewissheit, die Angst vor dem Versagen waren es, die sie auf dem Stuhl festhielten. Wie nur konnte sie genügend Mut für diesen Schritt aufbringen?
„Kate, ich habe eine Farm ausfindig gemacht, die alle Pferde bei sich aufnehmen kann.“
Mit dieser frohen Botschaft schritt Grant in die Küche.
„Sie können die Tiere noch heute abholen. Wenn wir den Flugplan zwei Stunden herauszögern, können Irving und ich mit Euch fliegen.“
Kates gequältes Lächeln passte gar nicht zu ihr. Klar war die Situation im Moment brenzlig. Aber ein klein wenig hätte sie sich doch über die gute Neuigkeit freuen können.
„Geht es Dir nicht gut?“
Sollte sie es wagen und Grant um Hilfe bitten? Er strahlte eine Ruhe und Selbstsicherheit aus, die sie im Moment gut gebrauchen könnte. Scotts Bruder konnte sie doch bestimmt ebenfalls vertrauen, oder?
„Ich weiss nicht, ob ich aufstehen kann.“ gab sie schliesslich kleinlaut zu.
„Oh Lassie, komm lass Dir helfen.“
„Was bedeutet Lassie?“
Nur zu gern zögerte sie den Moment der Wahrheit noch etwas heraus.
„Lass bedeutet Mädchen und Lassie ist die Verkleinerungsform. Es ist ein schottischer Kosename.“
„Und was bedeutet Luvie?“
„Oh, das hat Scott Dich wohl genannt, nicht war?“
Kate nickte.
„Es bedeutet Liebes oder Liebling.“
Na toll, hätte sie lieber doch nicht Grant mit dieser Frage belästigen sollen, nun lief sie doch tatsächlich rot an. Ein rascher Themenwechsel war wohl angebracht.
„Hilfst Du mir nun aufzustehen?“
„Was soll ich tun?“
„Ich weiss nicht recht, vielleicht ziehst Du mich einfach auf die
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