Zuchthengst zu verkaufen
durch die Haare, während er sie weinen liess.
„Danke“ sagte sie später in die Stille hinein, als ihr Schluchzen in gelegentlichen Schluckauf überging.
***
Der Sheriff sass mit ihnen am Küchentisch und langte mit gesundem Appetit zu. Graham hatte Frühstück gemacht, während die beiden Schotten die Tiere versorgt hatten.
„Es gibt kein Zweifel. In der Hauswand ist ein Einschussloch.“
„Was sollen wir jetzt tun? Kate ist nirgends mehr sicher.“
„Am besten sollte sie von hier verschwinden, bis wir den oder die Täter gefasst haben.“
Kate schüttelte nur stumm den Kopf. Wo hätte sie auch hingehen können? Das hier war nun ihr Zuhause und ihr ganzes Geld hatte sie inzwischen für laufende Auslagen und überfällige Rechnungen aufgebraucht. Die Freigabe des Schweizer Bankkontos stand noch aus.
„Wir könnten Sie natürlich auch in Schutzhaft nehmen.“ sinnierte der Sheriff, aber aus seinem Vorschlag ging klar hervor, dass er so etwas noch nie gemacht hatte und sich nicht sicher war, wie er auf diese Weise Kate aus der Schusslinie halten könnte.
„Ich nehme sie mit nach Hause.“ erklärte Scott in die betretene Stille hinein.
„Das dürfte der sicherste Ort auf der Welt für sie sein.“ pflichtete ihm Grant sofort zu.
„Und wo ist ‚Zuhause’?“ fragte Kate interessiert.
„In Ayrshire.“
„Ayrshire –“
„Das ist eine Grafschaft im Südwesten von Schottland.“
„Ich soll nach Schottland fahren?“
„Na ja, wir würden dahin eher fliegen, aber ja. Du sollst mit mir nach Schottland kommen.“
„Und meine Pferde?“
„Zu Deiner Sicherheit werden wir so rasch wie möglich abreisen. Acht Pferde nehmen wir mit. Leider haben wir im Flugzeug nur acht Pferdeplätze. Aber Grant wird bleiben, bis er eine Unterkunft für die restlichen Tiere gefunden hat und Irving kann sie solange weiter versorgen.“
„Und Du lässt uns einfach im Stich?“ begehrte Irving auf, senkte aber sofort seinen Blick, als ihn Grant barsch zurechtwies.
Es war ganz klar, dass Scott Kate nach Schottland begleiten würde. Die beiden konnten sich ja nicht mehr aus den Augen lassen und andauernd berührten sie sich an den Händen, oder ihre Oberschenkel schmiegten sich aneinander, wenn sie nebeneinander sassen oder Scott hielt sie ganz offen in seinen Armen, auf seinem Schoss oder trug sie umher.
Ob sie wohl wieder gehen konnte? Scott hatte sie an den Tisch getragen und nun hatte sie nicht den Mut, sich vor versammelter Belegschaft zu blamieren. Also blieb sie ruhig sitzen, auch wenn es sie überall kribbelte und sie unbedingt herausfinden wollte, ob sie sich ernsthaft verletzt hatte. Die Schmerzen hatten sich inzwischen in ein dumpfes Surren verwandelt, nicht unähnlich einer Beule, die man sich bei einem kleinen Zusammenprall mit einem harten Gegenstand holte. Also ein Schmerz, den sie getrost ignorieren konnte.
„Es wäre am besten, wenn Ihr unbemerkt aufbrecht. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Autounfall ausserhalb von New York stattfand und höchstwahrscheinlich mit den Zwischenfällen hier in direktem Zusammenhang steht. Wir müssen unbedingt verhindern, dass jemand herausbekommt, wo wir Kate hinbringen.“
Grahams Einwand war eindeutig gerechtfertigt, brachte aber die Stimmung am Tisch auf einen absoluten Tiefpunkt. Nachdem Scott nun die ganze Tragweite des Unfalls kannte, hasste er es, dass Kate immer wieder daran erinnert wurde.
„Wie machen wir es also?“ erkundigte sich der besorgte Sheriff, der dieser aussergewöhnlichen Situation nicht gewachsen und für jede Hilfe dankbar war.
„Ich kann direkt hinter dem Haus landen. Da ist Platz genug. Aber ich kann nur tagsüber landen, weil es keine Beleuchtung gibt.“
„Wie landen?“ Kate war verwirrt ab Scotts Worte.
„Mit unserem Flugzeug natürlich.“
„Du kannst ein Flugzeug fliegen? Wirklich?“
„Nur ein ganz kleines. Wie gesagt, es hat acht Stellplätze für Deine Pferde und wir werden an der kanadischen Ostküste zwischenlanden müssen, weil uns sonst über dem Atlantik das Kerosin ausgehen könnte.“
„Scott – wer bist Du?“
Langsam war sie sich nicht mehr sicher, ob es sich bei diesem Mann tatsächlich um einen Stallburschen handelte. Eigentlich hatten in den vergangenen Tagen einige Unstimmigkeiten darauf hingewiesen, dass er mehr war, als er vorgab. Da war einerseits die Tatsache, dass sein Bruder Mitglied einer Geschäftsleitung war, dann sein Wissen über all die Pferdezüchter verstreut über den
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