Zuchthengst zu verkaufen
etwa den Stall angezündet? Hast Du etwa auf Dich selbst geschossen? Hast Du dafür gesorgt, dass Deine Tiere vor Deiner Ankunft in Texas fast verhungert wären?“ bohrte Cailin mit sanfter Stimme.
„Woher weisst Du das alles?“
„Meine Kinder und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Wir sind stets füreinander da, was auch geschieht.“
Gerührt warf Kate ihre Arme um Cailins Hals und fing herzergreifend zu schluchzen an. Keine der Frauen schien ihr böse zu sein. Niemand machte sie für die Geschehnisse verantwortlich. Sie waren ihr nicht einmal böse, dass Scott und Grant ihretwegen so lange von zuhause weggeblieben waren. Im Gegenteil: Alle schienen ihr dankbar zu sein, dass sie die Familie nach wochenlanger Trennung endlich wieder zusammengeführt hatte. War sie es ihnen dann nicht schuldig, sie zu beschützen? Entschlossen stand Kate auf.
„Ich muss kurz aufs Klo.“
„Du solltest besser hier bei uns bleiben. Ewan hat angeordnet, dass ich keine von Euch auch nur einen Moment aus den Augen lasse.“ Brandon nahm seine Aufgabe offenbar sehr ernst.
„Ich gehe bloss aufs Klo gleich gegenüber. Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, kannst Du Alarm schlagen.“ Kate versuchte, ihre Worte mit sarkastischem Humor zu würzen, aber die zitternde Stimme verrieten ihre innere Unruhe.
„Mach es in drei Minuten. Ich komme Dich in drei Minuten holen.“
Kate verdrehte theatralisch die Augen.
„Ich bin eine Frau, Brandon. Fünf Minuten grenzen an einen Weltrekord.“
Dieses Mal hatte sie überzeugender gespielt und alle Frauen im Raum lachten. Schweren Herzens machte Kate auf dem Absatz kehrt und begab sich auf die Suche nach dem Brandstifter.
***
Malcom hielt sich versteckt, bis er die Mclean-Brüder aus dem Haus eilen sah, dann verschaffte er sich durch die Küchentüre Einlass und machte sich auf die Suche nach einem leichten Opfer. Die Gänge waren so verwinkelt, dass er den Weg nach draussen wohl nicht mehr so einfach zurückverfolgen konnte. Schlimmstenfalls würde er die Abkürzung durch ein Fenster nehmen müssen. Er bog zum gefühlten hundertsten Mal um eine Ecke – gut möglich, dass er sich im Kreis bewegte – als er mit einer Frau zusammenstiess. Scheisse, es hatte bestimmt unzählige Frauen in diesem Gebäude, aber er musste natürlich genau auf die einzige treffen, von der er nicht hatte gesehen werden wollen. Geistesgegenwärtig rempelte er sie an, um ihr unbemerkt einen Peilsender in die Hosentasche zu stopfen und schrie aufgeregt: „Scott ist verletzt.“ Allzu viele Worte wollte er nicht sagen, sonst könnte ihr noch auffallen, dass er mit texanischem Akzent sprach. Aber scheinbar hatte er sie genügend aufgerüttelt, denn ohne einen Blick zurück spurtete sie davon.
Ein Peilsender war angebracht, nun musste er nur rasch handeln und die anderen verteilen. Es blieb ihm leider nicht mehr genügend Zeit, den wohl überlegten Plan in die Tat umzusetzen, denn sobald Kate bemerkte, dass er sie angelogen hatte, würde sie wohl mit Scott und den anderen Männern im Schlepptau ankommen und nach ihm suchen. Die Zeit lief ihm davon.
In letzter Minute schaffte er es gerade noch, den fünften Peilsender auf die Unterseite eines Laptops zu kleben, dann hörte er auch schon die nahenden Schritte, sprang im ersten Stockwerk aus dem erstbesten Fenster und verlor sich hinkend im dichter werdenden Nebel.
***
Die Nacht war lang und die Suche nach dem unbekannten Mann aufwändig. Der Stall hatte glücklicherweise nicht heftig gebrannt. Sie hatten das Feuer unter Kontrolle, noch ehe es auf eine zweite Pferdebox überspringen konnte. Tiere waren auch keine zu Schaden gekommen. Alle Pferde standen friedlich auf der nahegelegenen Koppel. Bei milden Temperaturen liess man das grosse Tor meistens offen. So konnten die Tiere sich frei bewegen und selber entscheiden, ob sie die Nacht im Freien oder im trockenen Stall verbringen wollten. Heute war den Pferden dadurch die grosse Aufregung erspart geblieben, von der Kates Tiere sich immer noch nicht alle vollständig erholt hatten.
„Was kannst Du uns von dem Mann erzählen?“ fragte Ewan mit kontrolliert ruhiger Stimme.
„Was mich besonders Wunder nimmt: Was hattest Du da draussen zu suchen? Warum hast Du Dich von den anderen getrennt? Du hattest ganz klare Instruktionen, bei den anderen Frauen zu bleiben!“ Scott klang irritiert und seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
„Dir hätte wer weiss was zustossen
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