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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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überzeugt, dass sein Plan gelingen würde.
    Paul Wellmann dämpfte seine Zuversicht etwas: »Falls er überhaupt kommt und nicht schon längst über alle Berge ist. Du weißt doch, Oskar, das Fell des Bären kann man erst verteilen, wenn man ihn hat.«
    »Alter Pessimist! Pass lieber auf, dass du nicht einschläfst.«
    »Dafür habe ich doch dich – musst mich halt rechtzeitig wecken«, flachste Wellmann zurück, wobei er aber genau wusste, dass eher bei seinem Chef die Augen zufallen würden, als bei ihm. Oskar Lindt war bekennender Frühaufsteher, doch nach zehn Uhr abends zerrte die Schwerkraft meistens gewaltig an seinen Augenlidern.
    »Wir werden schon beide wach bleiben«, knurrte Lindt, und versuchte, die aufkommende Müdigkeit zu bekämpfen.
    Die zwei Kommissare schalteten die Handys auf Vibration, damit nicht ein Klingelton zur falschen Zeit die ganze Arbeit zunichte machen würde. Beide überprüften nochmals ihre Neun-Millimeter-Dienstpistolen, Lindt fühlte noch nach dem Pfefferspray, das er im Auto vorsichtshalber eingesteckt hatte und sein Kollege checkte kurz die kleine amerikanische Stablampe, die neben den Handschellen in seinem Gürtelholster steckte.
    Draußen im Büro, direkt neben der leicht geöffneten Tür, die ihnen als Deckung diente, befanden sich zwei große Lichtschalter an der Wand. Sie hatten zwar nicht ausprobiert, welche Lampen damit einzuschalten waren, aber die Position der Schalter lag griffgünstig.
    »Eine Pfeife wäre jetzt nicht schlecht«, flüsterte Lindt und die Antwort kam prompt: »Wer weiß, vielleicht zieht dein Kraut diesen Weinbrecht ja an!«
    Beide lachten leise und starrten dann stumm durch den schmalen Türspalt hinaus in das Büro.
    Gelbliches Licht einer Straßenlampe schimmerte ganz leicht durch die Gardinen, so dass die Umrisse der größten Möbel gerade zu erkennen waren.
    Die Minuten vergingen quälend langsam, aber tapfer hielten die beiden Ausschau.
    »Er kommt bestimmt bald«, zischelte Lindt zu seinem Kollegen. »Je früher er ein Auto hat, umso mehr Zeit bleibt ihm, bis der fehlende Wagen am Morgen entdeckt wird.«
    Wellmann nickte nur leicht. Den zweifelnden Blick konnte sein Vorgesetzter im Dunkeln zum Glück nicht sehen.
    Es kam, wie er befürchtet hatte. Gegen halb zwölf senkte sich der Kopf von Hauptkommissar Lindt neben ihm mehr und mehr auf die Brust. Die Atemzüge wurden tief und langsam.
    Er ließ seinen Kollegen in Ruhe. ›Lass ihn eine halbe Stunde, solange er nicht schnarcht‹, überlegte er sich. ›Danach ist er bestimmt wieder fit.‹
    Ein fataler Fehler, so zu denken, denn ziemlich schnell ging es auch mit Paul Wellmann bergab. Zweimal rappelte er sich noch zusammen, als er den kommenden Schlaf bemerkte, doch dann wurde auch er machtlos und sank in tiefen Schlummer.
    Die beiden Kriminalisten hörten nicht, dass sich im Schloss der Verbindungstüre zu den Wohnräumen ein Schlüssel drehte. Sie bemerkten nicht die Schritte, die langsam immer näher kamen. Sie sahen nicht den sich bewegenden Schatten, aber das Klirren von zwei aneinanderstoßenden Kaffeetassen machte sie schlagartig wach.
    Mit schreckgeweiteten Augen starrten sie erst nach draußen in das Büro, dann sich gegenseitig an und dann wieder durch den Türspalt.
    Sie trauten ihren Augen nicht. Eine große dunkle Gestalt machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Mit nochmaligem, dafür aber leiserem Klirren stellte er die Tassen, die er eben angestoßen hatte, wieder zurecht und beugte sich dann über den Espressoautomat. Seine Hand tastete die Rückseite des Geräts ab. Ein kleiner Gegenstand glänzte metallisch in seiner Hand, als er sich wieder umwandte. Die Kommissare hielten reflexartig die Luft an, als der Schatten sich an ihrer Tür vorbeischob.
    Ein Knirschen Metall auf Metall, ein Knacken und ein ganz leichtes Quietschen gaben das Zeichen zum Zugriff.
    Weinbrecht erstarrte vor Schreck und war nicht fähig, seine Hand aus dem gerade geöffneten Schlüsselschrank zurückzuziehen, als schlagartig das Licht aufflammte und der laute Ruf »Halt – Polizei!« die Stille jäh zerriss.
    Noch ehe er Zeit hatte, zu begreifen, was mit ihm geschah, wurden seine Arme auf den Rücken gebogen und die stählernen Halbringe zweier Handfesseln rasteten ein.
    Als er sah, wer die beiden Beamten waren und er dann Oskar Lindts völlig ruhige Stimme hörte: »Herr Weinbrecht, Sie sind vorläufig festgenommen!«, sackten ihm die Beine unter dem Körper weg.
    Paul Wellmann konnte gerade

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