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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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nächsten Spalte.« Er passte das Bild an und beide begannen zu lesen.
    »Wie viel Geld müssen diese Leute auch verdienen, wenn sie es sich leisten können, derartige Riesenbeträge zu spenden.«
    »Von solchen Größenordnungen können wir nur träumen, Jan«, nickte Lindt. »Aber sicherlich ist es günstiger zu spenden, als von dem Geld Steuern zu bezahlen. Sieh doch nur diese bekannten Namen!«
    Der Kommissar wies auf die Anzeige. »Ich kenne fast alle. Der hier zum Beispiel ist Arzt und hat eine Privatklinik für plastische Chirurgie. Und da ... eins ... zwei ... drei ... insgesamt fünf Fabrikanten. Autozulieferer, Metall und Kunststoff, Maschinenbau und so weiter.«
    Sternberg war erstaunt, wen sein Chef alles kannte, aber fast vier Jahrzehnte Dienst in Karlsruhe brachten wohl so viel Personenkenntnis mit sich.
    Lindt erklärte weiter: »Da, eine Großbäckerei und gleich danach der größte Metzger unserer Stadt. Die Kindernothilfe war wirklich sehr fleißig beim Geldsammeln. Wenn ich mich recht erinnere, wurden die Spender zwar nicht öffentlich genannt, aber in den entsprechenden Kreisen, Golfclubs, Tennisvereine, bei den Sportfliegern, Seglern und so, da gingen diese Informationen immer gleich rum.«
    Sternberg kapierte, was der Kommissar damit sagen wollte: »Die Beträge und Namen werden also bewusst da weitergegeben, wo viele vermögende Leute verkehren und wenn einer spendet, möchte der andere nicht zurückstehen.«
    »Ziemlich wahrscheinlich, dass es so funktioniert hat. Schau mal da ... kurz nach dem ersten Großmetzger spendet auch sein Konkurrent ... und gleich noch etwas mehr.«
    Drei namhafte Rechtsanwaltskanzleien, die nacheinander auf der Liste standen, schienen Lindts Vermutung zu bestätigen.
    »Das würde auch den Anstieg der Einnahmen in den letzten beiden Jahren erklären«, überlegte der Kommissar.
    »Ein Schneeballsystem quasi!« Sternberg verstand die Vermutung seines Chefs. Doch dann dachte er weiter: »In der Natur ist eine Lawine aber irgendwann so groß, dass sie alles zerstört, was ihr in die Bahn kommt.«
    »Gut kombiniert«, lobte Lindt seinen Mitarbeiter. »Mit Natur hat das da zwar nichts zu tun, außer vielleicht mit der menschlichen Natur, der Gier insbesondere, aber möglicherweise ist hier ein ähnlicher Effekt eingetreten.«
    »Sie meinen, der Spendenmarkt wäre langsam aber sicher abgegrast.«
    »Genauso dachte ich. Wie ich unsere oberen Zehntausend einschätze, spenden die nicht gerne mehrfach für dasselbe Projekt. Das wäre ja langweilig. Man muss doch zeigen, dass man auch für andere Bereiche ein offenes Ohr hat.«
    »Ja klar, Sport, Kunst, Jugendarbeit, Umweltschutz, ich verstehe schon ... alles was gerade en vogue ist.«
    Oskar Lindt musste leise lachen. »Du hast ganz Recht, Jan, wobei wir den Umweltschutz wohl eher ausklammern können. Die Aktivitäten dieser Verbände sind für unsere Reichen manchmal ganz schön lästig.« Er dachte dabei an die Berichte seiner Frau über das Engagement ihrer Chefin bei einem Naturschutzverband.
    Sternberg überlegte weiter: »Könnte ein nachlassendes Spendenaufkommen der Grund sein, warum die Wein-brechts wegziehen wollten?«
    »Durchaus möglich, wobei mir der Wegzug eher nach einer geplanten Flucht aussieht.«
    »Als Indiz für die Richtigkeit dieser Vermutung hätten wir das hier.« Er zeigte auf die letzten Einträge in der Tabelle. Bei insgesamt sieben Geldeingängen war statt ›Spende‹ das Wort ›Nachlass‹ vermerkt.
    »Spenden werden rückläufig, also muss auf andere Art Geld beschafft werden«, sinnierte Lindt.
    Die Vorstellung, wie Weinbrecht als ein vertrauenswürdiger Krankenpfleger seine Patienten in Erbfragen möglicherweise beraten und gesteuert haben könnte, kam ihm wieder in Erinnerung.
    Alle fünf Namen, die er mit den Blutspritzern auf dem Stadtplan in Verbindung gebracht hatte, waren in der Einnahmenliste des Kinderhilfswerks aufgeführt.
    »Doch selbst, wenn unsere Vermutung stimmt, sehe ich da noch nirgends eine strafbare Handlung. Geldbeschaffung für einen Verein ... nein, dafür begeht jemand doch keine Verbrechen.«
    Der Kommissar war ratlos.
    »Aber warum ist Harald Weinbrecht dann vor uns geflohen?« Er spürte, dass wesentliche Puzzleteilchen in diesem Fall noch fehlen mussten.
    »Und wenn Geld in die eigenen Taschen des Ehepaares gewandert wäre?«, gab sein Mitarbeiter zu bedenken.
    Lindt nickte bedächtig: »Daran habe ich natürlich schon gedacht, aber der Verein wurde doch

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