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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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solide Beweisführung gründete sich auch sein guter Ruf, den er bei Gericht und Staatsanwaltschaft hatte.
    Der Stadtplan mit den Blutspritzern kam ihm in den Sinn. Darauf hatte sich doch neben den Spuren der ermordeten Andrea Helmholz auch das Fragment eines weiteren, bisher noch nicht identifizierten Fingerabdruckes befunden.
    Umgehend rief der Kommissar bei der KTU an und informierte Ludwig Willms gleich noch über die ›Interbau‹-Millionen. »Das wäre schon mehr als Glück, wenn ihr dieses Geld zurückholen könntet«, war der Kommentar des KTU-Chefs.
    »Was möchtest du noch? Die Fingerspur auf der Karte? Die sollen wir mit Weinbrechts Abdrücken vergleichen? Na du machst mir Spaß! Wir hatten ja noch nicht mal Zeit, bei ihm überhaupt was abzunehmen! Wir durchsuchen immer noch sein Umzugsgut, mit dem du uns hier zugeschüttet hast und an diesem demolierten Gelände-Mercedes arbeiten zwei meiner Leute auch schon seit Stunden.«
    Lindt hörte sich den Wortschwall seines Freundes in aller Ruhe an und meinte dann bloß: »Ihr schafft das schon!«
    Doch daraufhin wurde Willms nur noch energischer und fing an zu schimpfen: »Wir sollen uns hier die Beine ausreißen und was arbeitet der Herr Kommissar gerade? Bestimmt macht er es sich in seinem bequemen Sessel gemütlich, Milchkaffee in der Tasse, Füße auf dem Tisch und umgeben von dicken Rauchwolken!«
    Lindt wollte daraufhin spontan etwas sticheln und einen Kommentar über das leicht zu erregende Nervenkostüm von Extremsportlern abgeben, doch die Vernunft siegte und schnell lenkte er ein.
    »In Ordnung, Ludwig, ich sehe ja, dass ihr gerade viel zu tun habt. Ich bringe die Abdrücke persönlich vorbei, dann können wir sie vergleichen.«
    Schnurstracks marschierte der Kommissar zur Tür, versorgte sich mit den Gerätschaften zur Abnahme der Fingerprints und steuerte geradewegs die Arrestzelle an, in die Weinbrecht vorerst gebracht worden war.
    Sein Anwalt, erstaunlicherweise nicht gerade einer aus der ersten Garde, hatte völlig erfolglos versucht, ihn frei zu bekommen. Der zuständige Richter war hart geblieben und der Antrag wurde wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr rundweg abgelehnt.
    Der Verhaftete schwieg und ließ sich völlig teilnahmslos von einem Streifenpolizisten, den Lindt noch schnell mitgenommen hatte, die eingefärbten Finger auf einen Erkennungsdienstbogen drucken.
    Der Kommissar sagte ebenfalls kein Wort. Kein Verhör in der Zelle, nicht ohne Tonband und schon gar nicht ohne den Rechtsbeistand – Lindt wollte keinen Grund liefern, der als Verfahrensfehler hätte gelten können.
    Er verlies die Zelle wieder. Unter der Tür bekam er allerdings das unbestimmte Gefühl, sich nochmals umdrehen zu müssen und richtig, er hatte förmlich gespürt, wie sich der hasserfüllte Blick des Gefangenen in seinen Rücken bohrte.
    Lindt brauchte nicht viel Phantasie, um den Gesichtsausdruck zu interpretieren. Ihm war klar: Seine Mitarbeiter und er, der Kommissar, hatten durch ihre Ermittlungen alles zerstört. Was über Jahre aufgebaut worden war, ein geniales Konzept, um unbemerkt Millionen in die eigene Tasche zu schieben – alles war zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
    »Möchten Sie noch etwas sagen?«, fragte er, doch Weinbrecht blieb stumm. Er schüttelte nicht einmal den Kopf.
    »Falls Sie ein Geständnis ablegen wollen, sind wir jederzeit für Sie da.«
    Eine Mischung aus Trotz und Triumph flackerte in den Augen des Häftlings auf und der Kommissar verstand sofort: ›Aber das Geld kriegt ihr nicht!‹, hieß dieser Blick.
    Einen Moment lang war er versucht, etwas über den Stand der Ermittlungen herauszulassen, aber diesen Überraschungseffekt wollte er sich lieber für später aufsparen. Immerhin hatte Lindt von seinen Kollegen in der Bank bisher noch keine positive Nachricht über gerettete Millionen erhalten. Womöglich war Branka Weinbrecht doch schneller gewesen?
     
    »Daumen links stimmt überein!« Nur eine halbe Minute brauchte Ludwig Willms für den Vergleich der Fingerabdrücke.
    »Sicher? Ganz sicher?« Lindt war derart verblüfft, so schnell und unspektakulär ein weiteres wichtiges Glied in seiner Beweiskette erhalten zu haben, dass er es noch gar nicht glauben konnte.
    »Zu 98 Prozent, Oskar«, antwortete der Leiter der Kriminaltechnik. »Für das Gericht reicht es auf jeden Fall.«
    Der Kommissar kam gar nicht dazu, diesen neuen Aspekt richtig in sein Ermittlungspuzzle einzuordnen, denn kaum hatte Willms den letzten Satz gesagt,

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