Zuckerguss (German Edition)
zum Idioten machst.«
»Ich brauche keine Beziehung, um mich gut zu fühlen.«
Meine Nasenflügel blähen sich auf. »Aber ich, oder wie?«
»Frauen ticken anders«, meint Moritz. Ich ziehe erstaunt die Brauen hoch, und er fügt grinsend hinzu: »Oder warum betreibst du sonst so einen Aufwand?«
Touché.
»Ich rufe Stephan an«, erkläre ich bestimmt, bevor ich möglicherweise kneife.
»Du machst einen Fehler.«
Moritz’ Einwand prallt komplett an mir ab. Er meint es nur gut, klar, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.
Überrascht stelle ich fest, dass Stephans Nummer nach wie vor im Adressbuch meines Handys gespeichert ist. Sollte mir das zu denken geben?
»Miriam? Bist du das?«, meldet er sich nach einer halben Ewigkeit. Ich wollte bereits auflegen.
»Äh, ja. Störe ich?« Ich werde zunehmend unsicherer. Vielleicht ist das doch keine so gute Idee gewesen.
»Nein, gar nicht. Ich bin nur erstaunt«, gesteht er lachend. »Wie geht es dir?«
»Gut. Ausgezeichnet. Könnte nicht besser sein«, plappere ich aufgesetzt drauflos. Moritz, der am Fenster steht und eine Zigarette raucht, verdreht die Augen. Ich schaue schnell weg, bloß nicht entmutigen lassen. Na los, Miriam, frag Stephan!
Ich räuspere mich. »Ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.«
»Spuck’s aus.«
»Würdest-du-am-Samstag-mit-mir-auf-die-Geburtstagsfeier-meiner-Mutter-gehen?«, sprudele ich in Maschinenpistolengeschwindigkeit hervor. Im nächsten Moment möchte ich mich selbst ohrfeigen. Einen Touch subtiler ging es eventuell nicht, oder? Nein, lieber die gute alte Holzhammer-Methode. Super. Stephan hält mich nun garantiert für total beschränkt. Und verzweifelt. Möchte nicht wissen, was schlimmer ist.
»Was?«
Es war ein Fehler, ihn anzurufen.
Definitiv.
»Ach nichts«, krächze ich. Angestrengt überlege ich, wie ich am besten aus dieser Zwickmühle herauskomme. So leicht macht Stephan es mir natürlich nicht. Stattdessen fragt er mich erneut, was am Samstag ist. So viel hat er verstanden. Großartig. Eingeschüchtert erzähle ich ihm von der Geburtstagsfeier meiner Mutter.
»Du möchtest, dass wir zusammen als Paar hingehen. Habe ich das richtig verstanden?«
Tapfer bejahe ich seine Frage.
»Prinzipiell würde ich dir gerne helfen. Du kennst mich, wenn eine Frau meine Hilfe braucht, springe ich gerne ein.«
Ja, wie seine Hilfe in dieser Beziehung aussieht, weiß ich wirklich nur zu gut .
»Samstag habe ich allerdings bereits andere Pläne. Anne will nämlich mit mir in diesen neuen Babyshop in der Innenstadt.«
Bei seinen letzten Worten klappt mir der Mund sperrangelweit auf. Bitte was? »Anne … Anne ist … ist schwanger?«
»Ja. Im fünften Monat. Ist das nicht toll? Ich werde Vater!«
Mir droht das Handy aus der Hand zu gleiten. Meine Finger fühlen sich ganz schwitzig und steif zugleich an. Anne ist schwanger. Von Stephan. Meine Gedanken fahren Achterbahn. Aber das kann nicht sein. Das geht nicht. Anne kann nicht von meinem Stephan ein Baby erwarten!
Moooment.
Ruhig Blut, Miriam.
Er ist nicht mehr dein Stephan! Schon lange nicht mehr, finde dich damit ab. Überhaupt, ich will den Typen gar nicht mehr. Meinetwegen kann Anne ihn sich sauer einwecken.
»Wow. Herzlichen Glückwunsch!«, sage ich mit bebender Stimme. Ich habe Mühe, geradeaus zu gucken. In meinem Kopf dreht sich alles.
Am anderen Ende scheint Stephan nichts von meinem Zustand mitzubekommen. Wenigstens das beruhigt mich einigermaßen.
»Danke«, erwidert er fröhlich. »In drei Wochen wird geheiratet.«
Heiraten? Ich muss mich gleich übergeben. Das kann unmöglich derselbe Stephan sein, der einst steif und fest behauptet hat, nie heiraten zu wollen. Dass er nun sowohl Vater als auch heiraten wird, ist der Hammer schlechthin. Wo kommt bitte dieser Sinneswandel her? Ich war zwei verdammte Jahre mit dem Kerl zusammen, von Kindern und Hochzeit war nie die Rede gewesen. Mit keinem einzigen Scheißwort!
»Du bist natürlich eingeladen«, sagt mein Ex-Freund jovial. »Ich schicke dir eine Einladung.«
Die kannst du dir sonst wohin schieben, möchte ich ihm um die Ohren hauen, tue ich aber natürlich nicht. Ich bin viel zu gelähmt, um schlagfertig reagieren zu können. Stephan wertet mein Schweigen als Zusage. Wie üblich geht er davon aus, dass jeder seiner Meinung ist.
»Miriam, warte mal, mir kommt da gerade eine Idee. Was hältst du davon, wenn dich mein Kumpel Thorsten begleiten würde?«
»Was bitte?« Ich bin wie vor den
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