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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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vermeintliche Beziehung rein. Wenn ich nur daran zurückdenke, wie sehr er mich wegen eines Dates genötigt hat. Oder bin ich zu naiv? Was weiß ich denn von ihm? Absolut nichts, wenn ich ehrlich bin.
    Ich nage an meiner Unterlippe, verfluche mich und mein Misstrauen. Nun hat Cora genau das erreicht, was sie beabsichtigt hat, mir kommen Zweifel. Verdammter Mist! Dabei kann ich das gerade wirklich nicht gebrauchen. Meine Gefühle sind sowieso schon in Aufruhr, seit David versucht hat, mich zu küssen. Eine Tatsache, die mich nach wie vor verwirrt. Diente das nun der Glaubwürdigkeit unserer Beziehung oder zur Beruhigung, oder wollte mich David aus freien Stücken küssen, weil der Moment so schön war? Ich werde nicht schlau aus dem Mann. Dazu passt dann, dass mich solche Spitzen von Cora vollkommen aus der Bahn zu werfen drohen, obwohl es mir eigentlich schnurzpiepegal sein sollte. Immerhin führen David und ich nichts mehr als eine Geschäftsbeziehung. Und zwecks Glaubwürdigkeit gehört da nun mal auch ein möglicher Kuss dazu. David scheint das zu verstehen. Und ich sollte ebenfalls endlich anfangen, das zu begreifen – ohne mir gleich ein Märchenwunderland auszumalen! Ansonsten bringe ich mich noch in Teufels Küche.
    »Um David und mein Liebesleben brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen«, spiele ich meine Verunsicherung mit einer lässigen Handbewegung herunter. »Du solltest dich lieber um deines kümmern, das erscheint mir dringender.« Denn der furchtbar vernachlässigte Antonio Banderas flirtet auf Teufel komm raus mit der blutjungen, hübschen Bedienung, die jedes Mal aufreizend mit dem Po wackelt, sobald sie an unserem Tisch vorbeikommt.
    Cora schnappt empört nach Luft, ergreift den Arm von Antonio und rauscht mit ihm wutschnaubend von dannen.
    Lissy räuspert sich. »Kannst du mir das erklären?«
    »Ärger im Paradies«, mutmaße ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Du weißt genau, was ich meine«, knirscht Lissy, ganz und gar nicht amused .
    »Wovon sprichst du?«, stelle ich mich absichtlich dumm und schiebe mir eine volle Gabel Tagliatelle in den Mund. Angewidert verziehe ich das Gesicht, die Nudeln sind eiskalt, schmecken wie Papier und kleben an Gaumen und Zähnen fest. Igitt!
    Lissy zieht bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch.
    »Also schön«, seufze ich ergeben, »David Vahrenberg und ich sind ein Paar.«

20
    »Du hast David allen Ernstes für so eine Art Spanner gehalten?« Lissy hält sich den Bauch vor Lachen und verschüttet fast ihren Cocktail, der neben ihr auf der Rathaustreppe steht. Dass es so etwas wie Cocktails to go einmal in Wismar geben würde, hätte ich mir auch nie träumen lassen.
    »Das ist nicht lustig!« Ich gucke sie böse an. »Außerdem dachte ich, er wäre ein Tourist.«
    »Ein Spanner-Tourist!«, wiehert Lissy. Sie strampelt mit den Beinen und hört gar nicht mehr auf zu lachen.
    »Hahaha!« Ärgerlich greife ich nach meinem Mojito und trinke ihn in einem Zug aus.
    Es war Lissys Idee, nach dem Essen einen Abstecher zu Gerry’s zu machen, einer Bar, nur zwei Straßen vom Marktplatz entfernt, mit Retromustern aus den Siebzigern an den Wänden, wunderbaren roten Plüschsesseln, einer Jukebox und einer kleinen Bühne mit Livemusik jeden Dienstag und Freitag. Der Barbesitzer Gerry, ein Originalrelikt aus der Hippiezeit mit langen Haaren und grellen Klamotten, umarmte Lissy und mich wie alte Bekannte. Aus der Jukebox dudelte In the Year 2525 , das Gerry hingebungsvoll falsch mitsang, während er unsere Cocktails mixte.
    Anschließend setzten wir uns damit auf die Treppen des Rathauses, und ich weihte Lissy endlich in Davids und meine nicht existierende Liebesbeziehung ein. Olli hatte Lissy gegenüber tatsächlich kein Wort darüber verloren.
    »Unglaublich, dass David das ganze Theater mitmacht«, bemerkt Lissy. Sie wischt sich die letzten Lachtränen aus den Augen.
    »Das wundert mich auch«, gestehe ich achselzuckend. »Zwar haben wir abgemacht, während meines Aufenthaltes weiterhin das verliebte Paar vor meinen Eltern zu geben, aber dass er sich mit mir verabredet und mich sogar küsst –«
    »Er hat dich geküsst ?«, unterbricht Lissy mich quiekend und wedelt aufgeregt mit den Händen in der Luft.
    »Nicht ganz.« Ich laufe knallrot an.
    »Wie, nicht ganz? Geht auch halb küssen?«
    »Na ja, er war kurz davor, aber dann kam der Strom plötzlich wieder.«
    Lissy kullern fast die Augen aus den Höhlen. »Das glaube ich nicht! Meine beste

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