Zuckerguss und Liebeslieder Roman
immer gesagt, wenn er einmal den wilden Mann in sich überwindet, wird er nach Barnsley zurückkommen, sich ein Stück Land kaufen und sesshaft werden. Damit hatte sie recht.«
Mr. Horner beugt sich vor. »Und was Gerry betrifft, auf ihn würde ich nicht allzu sehr zählen. Man hat ihn bei der Farm gesehen, wo der kleine Casey wohnt. Angeblich hat er Caseys Opa einen Schleuderpreis für die Farm geboten. Gerrys Vater ist es offenbar leid, für die Spielschulden seines Sohnes aufzukommen, und hat ihm nahegelegt, zur Abwechslung einmal selbst etwas zu verdienen. Die Idee mit den fünfhundert Häusern hat er noch nicht aufgegeben.«
»Spielschulden!«, presse ich heraus. »Er hat doch keine Spielschulden.«
»Keine, von denen er Ihnen erzählt hat vielleicht. Dank seines Rufes bekommt Gerry in ganz Ohio kein Kartenspiel mehr in die Hand. Sein Vater hat Gerrys Gläubiger öfter ausbezahlt, als ich je in diesem Diner gefrühstückt habe.« Mr. Horner faltet seine Papierserviette zu einem perfekten Quadrat und legt sie neben seinen Teller. »Eine Menge Leute haben sich von Gerry Armstrong blenden lassen, darunter nicht wenige hübsche Mädchen.« Er reckt mahnend den Zeigefinger empor. »Alice, es freut mich, dass Sie zu der vernünftigen Sorte gehören, die sich niemals von diesem Tunichtgut würden blenden lassen.«
39. KAPITEL
Es ist der Abend des Konzerts für die Kuh, und in einer halben Stunde öffnen sich die Tore. Dank Saras umweltfreundlicher und wiederverwertbarer Dekorationen erstrahlt
die Turnhalle in einer gedämpften Farbenpracht aus Braun, Beige und Grün. Aus Pappe ausgeschnittene Kühe hängen von der Decke, kuhfladenförmige braune Banner zieren die Wände, und eben jetzt installiert Sara neben der Bühne eine Schautafel mit Informationen über nachhaltige Landwirtschaft. Das Footballteam der Barnsleyer Highschool stellt ringsum am Rand eifrig Tische auf, und auf der Bühne spielen sich die Jungs von der Straßeninspektion ein.
Ich bin halbwegs ruhig. Solange ich meine Liste nicht aus den Augen lasse, komme ich zurecht. Ich hake Turnhallendekoration ab, atme fünfmal kurz ein und einmal lang aus und gehe zum nächsten Posten auf meiner Liste über: Den Jungs von der Straßeninspektion einschärfen, dass sie Songs spielen sollen, die die Leute mögen und zu denen sie tanzen wollen.
Ich klackere in meinen neuen schwarzen High Heels (zweieinhalb Zentimeter - bei allem, was darüber hinausgeht, gerate ich ins Schwanken) zu ihnen hinüber und winke sie heran. Ich trage mein kleines Schwarzes von Monsoon und fühle mich damit ehrlich gesagt ein bisschen zu aufgebrezelt. Als Wyatt mir gesagt hat, dass alle in Jeans kämen, dachte ich, er wolle mich veräppeln.
Doch bevor ich bei der Bühne bin, fängt Mr. Horner mich ab. »Es gibt ein Problem, Alice«, sagt er besorgt. »Laut Programm soll ich das Konzert mit meinen drei Lieblingsstücken für Akkordeon eröffnen, aber wie ich sehe, bin ich gleichzeitig auch noch für die Besetzung der Kasse eingeteilt.« Er wedelt mir mit der entsprechenden Liste vor der Nase herum.
Das darf doch nicht wahr sein! Wie konnte ein solch eklatanter administrativer Lapsus passieren? Ich sehe mir
die Liste an und entdecke, dass Logan seinen Platz mit Mr. Horner getauscht hat. Und ich weiß auch, warum - Madison hat ihm aufgetragen, ihren Auftritt zu filmen. Im Augenblick montiert Logan hinten in der Turnhalle gerade seine Videokamera auf ein Stativ.
»Ich frage Brandy, ob sie stattdessen den Anfang machen kann«, sage ich mit einem schweren Seufzer. »Sie kommen dann vor Madison an die Reihe.«
Ist mein Werk denn niemals getan! Allmählich wird mir klar, wie es für Donald Trump sein muss, mit den ganzen Riesenunternehmen, die er führt, und warum er solche Unmengen von Auszubildenden braucht, die ihm zur Hand gehen.
Ich eile weiter zu den Jungs von der Straßeninspektion.
Chris schaut hoch. »Hey Alice, alles im grünen Bereich. Mach dir um uns keine Sorgen.«
Ich bleibe stehen. Ich muss Brandy unbedingt wegen der geänderten Reihenfolge Bescheid geben - aber andererseits sollte ich mit den Jungs noch mal ganz genau klären, was sie nun eigentlich spielen wollen.
Nein, ich muss lernen, loszulassen und Vertrauen zu haben. Das ist die Gelegenheit!
Ich nicke Chris zu. »Okay.« Dann flitze ich zur Tür.
»Heidi ist alles mit uns durchgegangen«, ruft Chris mir nach.
Ich stutze einen Moment. Sicher habe ich mich verhört? Dann geht mir ein Licht auf: Er meint, dass sie
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