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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Wangen, und mir ist speiübel. Ich kann Wyatts Blick nicht standhalten. Stattdessen luge ich verstohlen in seine Richtung, dann sehe ich seinen Gesichtsausdruck und schaue schnell wieder weg. Und betrachte nun eingehend die Unterseite einer kupfernen Bratpfanne. Sie ist blitzblank.
    »Was zum Teufel tun Sie hier?«, sagt er schließlich, in einem Ton, der absolut nichts von Geplauder an sich hat. Aber vor lauter Beschämung bringe ich kein Wort heraus. Nicht mal Dr. Vaizey könnte mir jetzt helfen. Ich zupfe an dem Knebelverschluss meines Parkas herum und versuche
das Atmen nicht ganz einzustellen. Wyatt zieht seine Farmarbeiterkluft aus und wirft sie auf einen Stuhl.
    Er ist stocknüchtern, so viel ist mir klar. Außerdem ist er glatt rasiert, ordentlich gekleidet (Markenjeans und ein dunkelgraues Arbeitshemd) und trägt keine Feuerwaffe bei sich. Er hat einen harten Zug um den Mund und wirkt sehr, sehr sauer. Er sieht ein bisschen aus wie Bruce Willis, kurz bevor der den Bösen um die Ecke bringt. Aber er ist kein Kahlkopf: Er hat dichtes, länger nicht mehr geschnittenes (und offenbar auch nicht gekämmtes) braunes Haar, wettergegerbte Haut, die selbst im Winter noch Farbe hat, und dunkelbraune Augen, aus denen er mich anfunkelt.
    »Woher weiß ich überhaupt, dass Sie tatsächlich von Carmichael sind?«, fragt er und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Arbeitsfläche.
    O verflixt, er wird sie anrufen. Ich kann mir Phoebes Reaktion lebhaft vorstellen. Sie wird kurz und bündig ausfallen. »Wyatt, es tut mir ja so leid. Holen Sie Alice ans Telefon. Alice, Sie sind gefeuert.«
    Dann habe ich einen Geistesblitz. »Ich habe meinen Londoner Büroausweis dabei«, sage ich rasch und krame in meiner Schultertasche, die ich zum Glück immer noch umhängen habe. »Hier.«
    Ich halte ihm die Karte hin. Nach einer halben Ewigkeit - so kommt es mir jedenfalls vor, vermutlich weil ich den Atem anhalte - kommt er her und nimmt sie mir aus der Hand. Er sieht sich das Foto an - es ist das gleiche wie das in meiner Personalakte, das gute - und mustert mich haargenau so wie Phoebe damals. Sind Sie diese Person oder eine neue Figur bei den Muppets? Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass meine Haare dank des Schnees noch mehr wie Spiralfedern aussehen.

    Er gibt mir die Ausweiskarte zurück. »Sie sind umsonst hierhergekommen. Wenn Sie vorher angerufen hätten, hätten Sie sich den Trip sparen können.«
    »Aber ich dachte, sie hätten angerufen«, protestiere ich. Zum Teufel mit der Firmenloyalität; jetzt geht es nur noch darum, meine Haut zu retten.
    »Sie?«
    »Phoebe Carmichaels Assistent Brent. Ich bin davon ausgegangen, Sie wüssten, dass ich komme.«
    »Nein«, sagt er trocken. »Und wenn Sie dachten, Sie könnten mir hier vor der Haustür auflauern, sind Sie schief gewickelt.« Seine skeptische Miene macht unmissverständlich deutlich, dass er kein Wort von dem glaubt, was ich sage.
    »Das habe ich nicht gedacht!«
    Er scheint mich nicht gehört zu haben. »Ich habe denen von Carmichael klipp und klar gesagt, dass ich keine neuen Aufnahmen mache. Sie wissen, dass ich kein Interesse habe.«
    Was soll ich dagegen ins Feld führen? Ich habe gegen die erste Regel des erfolgreichen Musikproduzenten verstoßen - vergewissern Sie sich, dass Sie den Künstler überhaupt erkennen. Langes Schweigen. Ich suche nach einem anderen Ansatz.
    Ja! Das ist es! Rücken wir das Ganze auf eine weniger persönliche Ebene. »Haben Sie irgendwelche Vorstellungen bezüglich Ihres Vertrags?«, frage ich angelegentlich.
    Er sieht noch saurer aus als vorher. »Sie meinen also, Sie können mir meinen Vertrag vorhalten und mich so zum Aufnehmen zwingen?«
    »Nein.«
    »Doch, Sie meinen, Sie können hier hereinschneien und
mir die Pistole auf die Brust setzen. Mein Gott, was seid ihr bloß für ein Volk«, unterbricht er mich. »Wenn Sie über Verträge sprechen wollen, bitte sehr«, faucht er. »Ich gebe Ihnen die Nummer meines Anwalts.«
    Nein, nein, nein. Ich will nicht mit Wyatts Anwalt sprechen, der ist unter Garantie noch schlimmer als sein Mandant. Großer Gott, wenn ich nicht aufpasse, hat Carmichael Music dank mir in null Komma nichts eine millionenschwere Klage am Hals. Phoebe wird gezwungen sein, kurz vor der Bankrotterklärung von Carmichael Music Inc. auf der Treppe zum Obersten Gerichtshof der USA eine Erklärung abzugeben. »Alice Fisher hat im Alleingang und ohne Befugnis durch Carmichael Music unternehmensschädigend gehandelt.

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