Zuckerguss und Liebeslieder Roman
haben, darum haben sie es zum Verkauf angeboten.« Gerry rückt wieder zu mir hin und zieht mich an sich. »Damals stand das Cottage hier natürlich noch nicht. Das hat Wyatt als Unterkunft für seine Freundinnen gebaut.« Er lässt einen Seufzer hören. »Wyatt ist der Ex-und-Hopp-Typ. Er hat gern seinen Freiraum.«
Mein Magen revoltiert. Was Gerry da sagt, klingt einleuchtend.
»Jedenfalls haben sie beschlossen, es zu versteigern. Es war eine richtige Auktion - draußen auf dem Hof, unter freiem Himmel. Wir reden hier von sämtlichen Gebäuden und achtzig Hektar erstklassigem Grund und Boden. Das ist Farmland hier, Alice. Eine Menge anständiger, hart arbeitender Bauern hat gehofft, den Zuschlag zu bekommen. Sie
brauchten das Land, es ist ihre Existenzgrundlage. Auf der Zufahrt standen die Pick-ups Schlange, der Hof war schwarz von Menschen. Erst haben sie die großen Geräte verkauft. Aber alle warteten auf das Grundstück. Die Leute haben sich Geld zusammengebettelt und -geborgt, um mitbieten zu können.« Gerry legt eine Pause ein. »Tja, zehn Minuten bevor das Grundstück zum Verkauf steht, kommt aus heiterem Himmel Wyatt daher. Hatte sich seit Jahren nicht mehr in Barnsley blicken lassen. Die Leute dachten, sie sehen einen Geist. Und dann hat er sie alle überboten. Verstehst du, er hat den Preis so hochgetrieben, dass keiner mehr mithalten konnte. Wie denn auch? Das sind ganz gewöhnliche Farmer, und er ist ein großer Star. Also hat er das Grundstück gekriegt, ist eingezogen und hat verkündet, dass er nur die Hälfte von dem Land verpachtet.«
Gerry macht eine weitere Kunstpause.
»Warum nur die Hälfte?«
»Er will seine Ruhe, hat er gesagt.« Gerry deutet zum Fenster. »Sieh dir morgen mal das ganze Land da unten im Tal an. Wird nicht bebaut. Da lässt Wyatt keinen hin.«
Stimmt. Seit die Schneeschmelze eingesetzt hat, ist mir das lange Rispengras aufgefallen, das dort alles bedeckt.
Gerry streichelt meinen Nacken. »Wyatt ist kein schlechter Typ - er denkt nicht immer nur an sich selbst -, aber wenn es ums Geschäft geht, kennt er nichts.«
Das klingt nach einer scheußlich unangenehmen Wahrheit. Ich denke an den Tag zurück, an dem ich Wyatt kennengelernt habe: wie er mich aus dem Haus geworfen und sich aufgeführt hat, als ob er Besucher auf den Tod nicht leiden kann; oder wie er, als wir wenig später aus dem Blue Ribbon kamen, meinen Koffer einfach hinten auf die Ladefläche
seines Pick-ups knallte. Aufgenommen hat er mich nur wegen Mr. Horner.
»Aber jetzt ist es genug mit Wyatt, Alice. Du machst es ganz richtig - belässt es strikt beim Geschäftlichen. Ich will nicht erleben, dass er dich benutzt.«
»Da besteht keinerlei Gefahr«, sage ich förmlich, bevor ich mich in Gerrys Arme sinken lasse. Puh, da habe ich wohl noch mal Glück gehabt. Mit der Zeit hätte ich durchaus Gefallen an Wyatt finden können, aber jetzt weiß ich ja Bescheid.
Die nächsten Stunden vergehen in seliger Weinstimmung mit dem, was britische Teenager früher als »Necking« bezeichnet haben.
»Du bist eine erstaunliche Frau, Alice«, wispert Gerry. »Noch nie bin ich jemandem wie dir begegnet.« Er öffnet den obersten Knopf meines salbeigrünen, langärmligen Polohemds von Lands’ End.
»Wirklich?«, frage ich hoffnungsvoll und lege meine Hand auf seine.
»Du hast wahre Klasse, diese typisch englische Zurückhaltung. Einfach unwiderstehlich.«
Ich lockere meinen Griff und erlaube ihm weiterzumachen. Gerry wirft sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich, sodass mir nichts übrig bleibt, als mich flach auf den Rücken zu legen.
»Wobei ich gar nicht versuche, dir zu widerstehen.«
Alles sehr verlockend. Mir ist mollig warm, ich bin ein bisschen beduselt und kein bisschen schuldbewusst wegen Stephen, was schon seltsam ist, schließlich waren wir mehr als drei Jahre lang zusammen.
Gerry küsst mich auf den Hals, und mir laufen buchstäblich Schauer über den Rücken. Mit der einen Hand streicht
er mir durchs Haar, mit der anderen knetet er mein Hinterteil. Er hat offensichtlich keine Probleme damit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. »Ich glaube, wir sind füreinander bestimmt, Alice«, haucht er. »Es war kein Zufall, dass du in das Restaurant gekommen bist. Wie hoch standen die Chancen, dass wir uns kennenlernen?«
»Gleich null«, vermute ich.
»Hmm.« Er gleitet mit der Hand von meinem Hintern weg unter mein Polohemd und hakt in null Komma nichts meinen BH auf. Das hat Stephen in mehr als drei Jahren
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