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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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wahr sein.
    »Es wäre ganz wunderbar, angesichts Ihres eindrucksvollen musikalischen Hintergrunds«, sagt sie überschwänglich, »wenn Sie uns zum Abschluss die britische Nationalhymne vorsingen würden.«
    Ich mache den Mund auf, um Einwände zu erheben, aber es kommt kein Ton heraus.
    »Hier ist der Text«, sagt sie knapp und überreicht mir ein fotokopiertes Blatt. »Nur für den Fall, dass Sie eine Gedächtnisstütze brauchen. Es ist mir geglückt, die entsprechende Musik dazu aufzutreiben.«

    Mein Blick irrt zu der Klasse. Ich kann ums Verrecken nicht singen. Meine Stimme ist zittrig und bricht ständig.
    Heidi schließt den Ghettoblaster an und sagt zur Klasse: »Die Melodie kennt ihr sicher alle. Es ist dieselbe wie die von ›Sweet Land of Liberty‹. Vielleicht haben die Briten uns die Melodie ja geklaut.«
    Was noch schlimmer ist: Mein vorher so gelangweiltes Publikum blickt mich mit gespannter Erwartung an. Das Zopfmädchen beugt sich vor und flüstert: »Miss Alice, könnte ich wohl bitte Ihre E-Mail-Adresse haben? Ich würde furchtbar gern so leben wie Sie!«
    Doch dann geschieht ein Wunder.
    Madison steht auf, lässt dabei zwei Fingerbreit nackten Bauch sehen und stakst nach vorn. »Die Melodie kenne ich.« Sie wendet sich zu mir. »Ich singe sie mit Ihnen zusammen.«
    Ein Engel in Hüftjeans von Gap!
    »Meine Mom sagt, ich könnte bei Amerika sucht den Superstar gewinnen«, vertraut Madison mir an, während Heidi die Kassette zurückspult. »Wir fahren zum Casting nach Chicago, sobald ich sechzehn bin.«
    Heidi schaut auf. »Madison, setz dich wieder hin!«
    Madison hält ihrem Blick stand. »Ich will doch nur etwas über England dazulernen«, sagt sie trotzig.
    Heidi funkelt sie an. »Ich bin mir sicher, dass Alice gut allein zurechtkommt.«
    »Ach, je mehr Unterstützung, desto besser«, sage ich schnell.
    Heidi bleibt nichts anderes übrig, als die Musik einzuschalten. Madison nimmt das Blatt mit dem Text und fängt an zu singen. Sie ist wirklich hervorragend.

    God save our gracious Queen,
Long live our noble Queen
God save the Queen.
    Ohne dieses breite amerikanische Zahnpastalächeln könnte man sie fast für eine Britin halten. Ich stehe neben ihr und mache synchrone Lippenbewegungen. Als sie fertig ist, kommen Beifallsrufe von Logan aus der hintersten Reihe, und nach ein paar Sekunden fällt der Rest der Klasse mit ein. Madison und ich verbeugen uns leicht. Dann läutet es, Stühle schrappen über den Boden, und alle erheben sich.
    Ich drehe mich zu Madison hin. »Wie kann ich dir nur danken?«
    Ihre Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. »Ich will die Telefonnummer von Simon Cowell.«
    Die habe ich nicht, aber ich weiß jemanden, der sie mir besorgen kann. »Ich erkundige mich bei meinem Kontaktmann, Bob.«
    »Bob?«
    »Er kennt jeden, der etwas darstellt«, versichere ich ihr.
    Madison umarmt mich und geht dann mit den anderen aus dem Klassenzimmer. Ich ziehe mir wieder den Fleecepulli über, schnappe mir meine Handtasche und will mich rasch von Heidi verabschieden, bevor ich am Ende allein mit ihr dastehe.
    Aber Heidi hat offensichtlich andere Vorstellungen, denn als der letzte Schüler draußen ist, geht sie zur Tür, macht sie zu, lehnt sich dagegen und versperrt mir den Ausgang.
    »Ich nehme an, Sie werden uns bald verlassen«, sagt sie.
    »Am Samstag.«
    Ihre Miene entspannt sich. »Gut.« Sie kommt einen
Schritt auf mich zu. »Sie wollen die Gastfreundschaft ja sicher nicht überstrapazieren.«
    »Nein.« Irgendwie muss ich mich gegen sie behaupten. »Ich glaube, da besteht keine Gefahr.«
    Heidi lacht. »Ach, Sie meinen, weil Wyatt Sie im Cottage untergebracht hat? Da würde ich an Ihrer Stelle nicht allzu viel hineinlesen. Wyatt hat nun mal ein Herz für Streuner aller Art.« Sie lacht greller. »Er hat schließlich Mary Lou aufgenommen, oder? Eine Kuh. « Sie mustert mich von oben bis unten. »Das beweist wohl, dass ich recht habe.«
    Heidi kommt noch einen Schritt näher. »Wyatt und ich kennen uns schon sehr, sehr lange. Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Sie gehören nach London, Alice.«
    Sie gibt mir keine Chance, ihr zu sagen, was ich von ihr halte, sondern öffnet die Tür und bedeutet mir zu gehen. »Ich rate Ihnen, packen Sie Ihre Sachen, steigen Sie ins Auto und verschwinden Sie dahin, wo Sie hergekommen sind.«

22. KAPITEL
    Um sieben Uhr abends versuche ich immer noch, das Bild von Brittanys Strichfrauchenzeichnung aus dem Kopf zu bekommen und mich auf die

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