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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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wird alles wieder gut«, beruhige ich ihn. »Schau, da ist Bruce.« Ich gebe mir alle Mühe, wie die perfekte Gastgeberin zu sprechen. »Bruce, Sie erinnern sich sicher noch an Gerry. Sie sind sich neulich im The Winds begegnet.« Bruce bückt sich und reißt mit einer einzigen brutalen Bewegung Gerrys Hand von seinem Fuß weg. Ich schnappe entsetzt nach Luft. Gerrys kleiner Zeh ist knallrot und doppelt so dick wie normal. Bruce kniet sich hin, betrachtet ihn prüfend und dreht ihn einmal hin und her.
    » AAAAAU! «, schreit Gerry. » Was zum Henker?«
    »Vermutlich gebrochen«, sagt Bruce trocken und steht wieder auf. »Aber ich schätze, ein Arzt kann da auch nicht viel ausrichten. Ich fahre Sie nach Hause, und dann sehen wir mal, wie es morgen ausschaut.«
    Gerry will aufbegehren, doch da hält Bruce ihm sein Hemd hin. »Genau genommen handelt es sich hier um einen Unfall infolge von Alkoholkonsum. Das sollte Ihnen zu denken geben.«
    »Allerdings. Wenn ich mehr getrunken hätte, würde es nicht so saumäßig wehtun«, grummelt Gerry.
    Ich kann nicht anders. Die Broschüre über Alkoholismus hämmert einem förmlich ein, dass man egal in welcher Situation immer aufrichtig sein muss. »Eigentlich war es die Politur«, melde ich mich zu Wort.
    Bruce stutzt. »Sie haben Politur geschnüffelt?«
    »Nein! Ich habe den Boden damit gewienert.«
    Gerry knöpft sein Hemd zu und bedenkt mich mit einem
Dackelblick. »Siehst du, Alice, jetzt musst du doch in Barnsley bleiben. Ich brauche eine Pflegerin.«
    Er hoppelt die Wendeltreppe hinunter und weiter ins Wohnzimmer, wo ich ihm seine Jacke über die Schultern lege. Dann hilft Bruce ihm weiter bis zu seinem Volvo. In Wyatts Haus ist unten alles dunkel - vermutlich hat Bruce ihn mit einem Haufen ernüchternder Hausaufgaben ins Bett geschickt.
    Gerry verstaut sich im Wagen. Als Bruce den Motor anlässt, kurbelt Gerry das Fenster herunter. »Kann gut sein, dass ich morgen eine Krankenwäsche brauche, Alice.«
    Mir ist elend zumute. Ich kann Gerry nicht gut ohne ein Wangenküsschen fahren lassen, woraufhin er mich links und rechts packt und nach allen Regeln der Kunst abknutscht. »Besser als Morphium«, so seine Worte.
    »Leute, es ist klapperkalt hier drin«, blafft Bruce und lässt den Wagen anrollen.
    »Auf geht’s«, lässt sich Gerry mit einem schauerlichen britischen Akzent vernehmen, als sie davonfahren.
    Ich bleibe in der Kälte stehen und behalte sie im Auge, bis die Rücklichter nicht mehr zu sehen sind. Einen Moment lang schaue ich in den klaren Himmel und durch die Dunkelheit auf die Lichter von Barnsley. Wenn ich morgen abreise, werde ich nie wieder herkommen, das weiß ich. Und spüre so etwas wie leises Bedauern. Wenn die Dinge doch bloß anders gelagert wären, wenn Wyatt Songtexte schriebe und wollte, dass ich dableibe. Dann könnte ich mit Gerry nach Las Vegas fahren, Caseys Referat bis zum Ende begleiten, mit Rachel zu dem Laden von Lands’ End im Einkaufszentrum fahren und die volle Sommerkollektion in Augenschein nehmen. Und ich könnte die Gardinen im Cottage abhängen und chemisch reinigen lassen.

    Was würde Mum wohl sagen, wenn sie mich so sähe. Komisch, aber ich glaube, Wyatt würde ihr gar nicht schlecht gefallen. Eigentlich weiß ich ziemlich genau, was sie sagen würde - weil sie’s nämlich schon gesagt hat.
    » Sieh dir die Welt an, Alice. Solange du noch jung bist. «
    Dann gehe ich rein und checke das Bellagio im Internet. Nur zum Spaß, versteht sich. Morgen früh sehe ich meiner Rückkehr nach England sicherlich sehr viel freudiger entgegen.

23. KAPITEL
    Es ist Samstagmorgen, der Tag meiner Abreise, und ich fühle mich zutiefst deprimiert. Ich werde Barnsley, Ohio, vermissen. Mein Blick schweift durch das kleine Cottage und zum Schlafzimmerfenster, von dem aus man die Felder und Wälder dahinter sieht. Ich stelle mir vor, wie es ist, dort im Sommer im kühlenden Schatten der Kiefern spazieren zu gehen. Es ist alles so endlos weit und wild hier. Im Gegensatz zu meiner Wohnung in Southfields. Heute Morgen habe ich Stephen angerufen und ihm mitgeteilt, dass ich am frühen Sonntagmorgen in Gatwick ankomme.
    »Oh.« Die Bestürzung ist ihm deutlich anzuhören.
    »Was ist?«
    »Nichts«, sagt er viel zu schnell.
    »Stephen?«
    »Die Sache ist die, es gibt eine kleine Veränderung in den hiesigen häuslichen Verhältnissen.« Pause. »Wir haben einen Untermieter.«
    Ich verstehe nur Bahnhof. »Stephen, wir haben doch nur ein

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