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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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ist sein Schwiegersohn.« Gerry trinkt einen Schluck Kaffee, setzt seinen Becher ab und streicht mir unterm Tisch übers Knie. »Außerdem haben sie da eine Licht- und Tonanlage, darum musst du dir also schon mal keine Gedanken machen.«
    Ich schreibe alles auf. Wenn man Gerry so hört, ist es wohl doch nicht so kompliziert.
    »Wer soll auftreten?«
    »Die Jungs von der Straßeninspektion. Madison. Und Mr. Horner mit seinem Akkordeon.«
    Ich schaue hoch. »Mr. Horner?«
    »Er spielt immer ›Somewhere Over The Rainbow‹. Da bleibt kein Auge trocken. Ach ja, und die von der Müttergruppe sollen auch was machen. Brandy kann dieses Ding aus Flashdance schmettern. Sieh bloß zu, dass sie vorher die Finger vom Tequila lässt.«
    Ich schreibe auch das auf. »Essen?«
    »Gegrillte Spareribs von Sheriff Billy, den Rest macht Dolores.«
    »Trinken?«
    »Die Jungs von der Straßeninspektion.«
    »Ticketverkauf?«
    »Noch mal Sheriff Billy. Der kommt viel rum im Ort. Er erledigt das mit dem Geld für dich.«

    »Tombola?«
    »Da wäre wohl Heidi die beste Kandidatin, mit ihren Überredungskünsten. Durch die Tombola könntest du insgesamt doppelt so viel einnehmen.«
    Mein Tintenroller von Pentel schwebt unschlüssig über dem Papier. Heidi dabeizuhaben, ist nun wirklich das Letzte, was ich will. Andererseits muss ich so viel Geld wie möglich zusammenbringen. Ich denke an Mary Lou und schreibe Heidi hin.
    »Sonst ist nur noch wichtig, Logans Bruder vom Bier fernzuhalten.« Er steht auf und packt mich bei der Hand. »Das wär’s. Verziehen wir uns aufs Sofa.«
    Also wirklich. Es ist zehn Uhr morgens, und ich bin stocknüchtern. »Ich sollte lieber mit meiner Liste weitermachen.«
    Unbeirrt packt Gerry mich und wirbelt mich herum. Ich sehe Wyatt und Bruce auf dem Dachfirst der Scheune sitzen, beide ohne Sicherheitsgurt, was mich doch sehr enttäuscht. (Ich war als Vertreterin der Angestellten der Stadtverwaltung von Kingston im Ausschuss für Gesundheit und Sicherheit, und was ich bei diesen Versammlungen zu hören bekommen habe, ist mir heute noch gegenwärtig.) Hoffentlich sehen sie Gerrys Vorstöße auf meinen Hals nicht. Auch wenn Wyatt für Heidi bestimmt ist, möchte ich doch nicht als Ausländerin mit lockerer Moral betrachtet werden. Ich schubse Gerry weg. »Ich habe jede Menge Arbeit zu erledigen.«
    »Die kann warten.«
    Ich flüchte zur anderen Seite des Küchentischs, woraufhin Gerry anfängt, mich rundherum zu jagen. »Wie wär’s mit einem Spielchen«, sagt er neckisch. »Ich weiß was - der Fuchs und das Häschen. Ich bin der Fuchs.«

    »Nein danke.«
    »Du sähst in einem Häschenkostüm bestimmt zum Anbeißen aus«, sagt er und bekommt glitzernde Augen.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Der Bauer und das Milchmädchen?«
    Wir spielen weiter Nachlaufen um den Tisch, bis ich mir endlich mein Notizheft schnappe und zur Tür flitze. »Ich fahre zu Mr. Horner. Wehe, jemand anderer engagiert ihn, bevor ich da bin«, rufe ich über die Schulter hinweg und hechte ins Auto.
    Drei Stunden später habe ich sämtliche Aufgaben wie von Gerry vorgeschlagen verteilt (allerdings sagten alle, ich solle nach dem Dorffest noch mal vorbeikommen und sie daran erinnern). Das heißt, fast alle Aufgaben. Ein Name ist noch nicht abgehakt - Heidi.
    Ich denke an Mary Lou und ihre Zukunft als McDonald’s-Produkt, wenn ich versage, und parke schließlich vor Heidis Haus. Sie wohnt bei Rachel um die Ecke in der Armstrong Road, die vermutlich nach dem ersten Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, benannt ist.
    Heidi ist höchst überrascht von meinem Anblick. »Alice«, sagt sie, offensichtlich verwirrt, und in dem Moment wird mir klar, dass man den viel zitierten Überraschungseffekt bei Kampfeinsätzen gar nicht hoch genug einschätzen kann. Sie ist völlig ungeschminkt und trägt ein ausgeleiertes T-Shirt über abgeschnittenen Jeansshorts. Was ein weiterer Vorteil für mich hätte sein können, wenn ich nicht dasselbe anhätte. Mein fluchtartiger Abgang aus dem Cottage hat mir keine Zeit gelassen, meine Putzmontur vom Morgen gegen etwas Repräsentativeres einzutauschen.
    »Welches Vergnügen«, sagt sie tonlos und mustert mich zentimeterweise vom Scheitel bis zur Fußspitze.

    »Ich wollte mit Ihnen gern über das Benefizkonzert sprechen, das ich für Mary Lou organisiere.«
    Nach einem Augenblick hat sie sich wieder gesammelt. »Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    Ich betrete den Flur und fühle mich wie das Mitglied einer Spezialeinheit auf

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