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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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mit großen Augen an und gaben vor, erschrocken zu sein.
    Der ernste Ton, den ich anschlug, um den Dienern diese Neuigkeit vorzutragen, wurde jedoch ein wenig untergraben durch Bill, der mit einem Mistelzweig zu mir kam, mich von hinten vom Tisch zog und versuchte, mich zu küssen. Schreiend rannte ich kreuz und quer durch die Küche vor ihm davon, schloss mich in der Milchkammer ein und kam erst wieder heraus, als er versprach, mich in Ruhe zu lassen.
    Später tranken wir alle auf den Beginn des neuen Jahres, und Sarah und ich umarmten uns und sagten, wie dankbar und erleichtert wir wären, dass das alte Jahr vorbei sei.
    »Was auch immer dieses Jahr geschehen mag«, sagte Sarah, »es kann gar nicht so schrecklich werden wie das letzte Jahr.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kann es wirklich nicht!«

KAPITEL 4

Chertsey
      
    »DOCH NUN IST DIE PEST BEINAHE BESIEGT UND ICH HABE VOR, SO SCHNELL WIE MÖGLICH NACH LONDON ZURÜCKZUKEHREN, DA MEINE FAMILIE SICH BEREITS SEIT ZWEI ODER DREI WOCHEN DORT AUFHÄLT.«

Sind wir denn immer noch nicht da?«, fragte ich Sarah. »Wir müssten doch längst angekommen sein.«
    Sie warf einen Blick durch das Fenster der Kutsche zum Himmel, um zu sehen, wo die Sonne stand. »Mr. Carter sagte, wir würden kurz vor Sonnenuntergang ankommen«, antwortete sie, »und bis dahin dauert es noch eine ganze Weile.«
    Ich stieß einen langen, lauten Seufzer aus. Noch nie war mir eine Reise so ermüdend vorgekommen. Selbst die Fahrt von London nach Dorchester war nichts im Vergleich zu dieser, weil damals Grace bei uns gewesen war und wir alle Hände voll zu tun gehabt hatten, sie zu füttern und still zu halten.
    »Wir sind bald da, Hannah«, sagte Sarah und lächelte in die Ferne. »Stell dir doch bloß mal vor, wie aufgeregt unsere kleinen Geschwister sein werden, wenn sie uns sehen.«
    »Und Vater wird ein bisschen brummein und nicken und erfreut aussehen!«
    »Und Mutter erst. Sie wird vor Freude darüber, dass wir wieder zu Hause sind, weinen, wenn sie erst einmal Über die Überraschung hinweg ist.«
    Ich nickte freudig. Das alles erwartete uns. Das alles und noch viel mehr: Mutter würde einen der Jungen hinausschicken, um ein Hühnchen einzufangen, und es zum Abendessen zubereiten, und danach gäbe es einen Haferbrei mit der Sahne von unseren eigenen Kühen. Nach dem Essen würden wir uns alle zusammensetzen und Kerzen anzünden, und Sarah und ich würden unsere Neuigkeiten erzählen. Mutter und Anne würden alles Über den Laden wissen wollen: welches Zuckerwerk am besten lief und nach welcher Mode die vornehmen Leute gekleidet waren, die zu uns ins Geschäft kamen. Die Jungen hingegen würden wahrscheinlich wissen wollen, wie viele Leichen wir gesehen hatten, als die Pest am schlimmsten wütete, und ob wir auch irgendjemanden mit Geschwüren gesehen hatten. Später würde ich wieder einmal in der Schlafstube schlafen, in der ich geboren wurde, mit dem Feuchtigkeitsfleck an der Wand, der aussah wie eine Eiche. Und Tyb, unser dicker alter Kater, würde sich auf mein Bett legen und mich nachts wecken, weil er im Zimmer herumsprang und versuchte, Motten zu fangen. Ich sehnte mich so sehr danach, endlich da zu sein.
    Wir hatten uns so lange in Highclear House aufgehalten, bis die Zahl der Pesttoten auf den Londoner Totenlisten sehr stark zurückgegangen war und es als völlig sicher für uns galt, wieder zurückzureisen. Ende Februar hatten wir bereits gehört, dass der König und sein Hof nach Whitehall zurückgekehrt waren, doch wir hatten eine ganze Weile gebraucht, um unsere Reise vorzubereiten, weil Lady Jane zu der Zeit außer Landes gereist war und sich bei Verwandten in Frankreich aufhielt. Mrs. Black (die gar nicht genug für uns tun konnte, seit wir ihren Schluckauf kuriert hatten) hatte ihr geschrieben und sich erkundigt, ob Carter uns mit der Kutsche wenigstens bis nach Chertsey bringen dürfe. Das durfte er, und es war vorgesehen, dass Sarah und ich ein oder zwei Wochen bei unserer Familie verbrachten, ehe wir den letzten Teil der Reise nach London auf irgendeine andere Art und Weise antraten. Wir hatten vom gesamten Haushalt von Highclear House Abschied genommen, doch in Wirklichkeit tat es uns nur Leid, uns von Grace und unserer guten Freundin Martha zu trennen.
    Ich streckte meine Beine in der beengten Kutsche aus und hob meinen Rock hoch, um mir die Knie zu reiben. »Ich bin von Kopf bis Fuß durchgerüttelt«, klagte ich. »Ich könnte schwören, dass ich unter meinem

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